Mentales Wohlbefinden und Wellness-Apps – eine paradoxe Beziehung

Forschung für unsere Seelenbalance

Mentales Wohlbefinden auf dem Handy

Spoiler

  • Vor allem bei Vielnutzern haben Wellness-Apps ein gegenteiliges Resultat. Sie senken das mentale Wohlbefinden.
  • Solche Apps sind besonders bei jungen, in Städten lebenden, gebildeten Menschen populär.
  • In der Schweiz werden am liebsten die tägliche Schrittzahl, Schlafdauer und -qualität und Herzfrequenz überwacht.

Das Wort «Achtsamkeit» ist in aller Munde. Da überrascht es nicht, dass sich auch die Schweizer Bevölkerung auf das eigene mentale Wohlbefinden fokussieren möchte. Zum Einsatz kommen hierfür unzählige Wellness-Apps, die versprechen, die körperliche und mentale Gesundheit zu steigern. Die Fachhochschule Graubünden nahm diese digitalen Begleiter etwas genauer unter die Lupe und startete 2023 eine Studie, an der 1‘000 Schweizer und Schweizerinnen im Alter von 15 und 79 teilnahmen. Die Forschenden untersuchten, wie diese Apps genau zum Einsatz kommen und ob sie wirklich den positiven Effekt erzeugen, den die Nutzer und Nutzerinnen sich erhoffen.

Glücklicher durch digitale Entspannungs-Assistenten?

In einem ersten Schritt wurde in einer Online-Umfrage mithilfe der «Short Warwick-Edinburgh Mental Well-being Scale» (SWEMWBS) festgehalten, wie es um die mentale Gesundheit der schweizerischen Teilnehmenden stand. Das Resultat zeigte, dass die Menschen in der Schweiz durchschnittlich ein Wohlbefinden von 25,8 auf einer Skala bis 35 aufweisen. Unter den älteren, in Vollzeit arbeitenden erreicht das Wohlbefinden die höchsten Werte.

Short Warwick-Edinburgh Mental Well-being Scale

SWEMWBS steht für «Short Warwick-Edinburgh Mental Well-being Scale» und ist ein Fragebogen, der das mentale Wohlbefinden misst. Es werden verschiedene Aspekte wie Glück, Zufriedenheit und emotionales Wohlbefinden erfasst. Die Skala reicht von 1 bis 35, wobei höhere Werte auf ein besseres mentales Wohlbefinden hinweisen.

Beliebt sind Wellness-Apps vor allem bei jungen, in Städten lebenden, gebildeten Menschen. Benutzt werden sie überwiegend mit der Intention, die eigenen Gesundheitsdaten zu sammeln und diese zu analysieren. Darunter fällt zum Beispiel das Ziel, die Stimmung zu verbessern und sich selbst zu motivieren, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren. Trotz des vielen Trackens wurden oftmals die Stimmungsschwankungen nicht miterfasst, obwohl diese für die Mehrheit der gesetzten Ziele durchaus sinnvoll wären. Stattdessen überwachen Schweizerinnen und Schweizer lieber ihre tägliche Schrittzahl, ihre Schlafdauer und -qualität und ihre Herzfrequenz.

Enttäuschendes Resultat: Mentales Wohlbefinden nimmt bei Vielnutzern ab

Obwohl die Absicht, sich um die mentale Gesundheit zu kümmern, lobenswert ist, zeigten die aktuellen Forschungsergebnisse, dass Personen, die Wellness-Apps besonders intensiv nutzen, im Durchschnitt ein niedrigeres mentales Wohlbefinden aufweisen als jene, die sie weniger häufig verwenden. Der Studienautor Christian Hauser stellt zwei mögliche Gründe dafür auf. Die User und Userinnern, welche es zu den Wellness-Apps zieht, weisen von Anfang an ein geringeres mentales Wohlbefinden auf und erhoffen sich von den digitalen Wellness-Assistenten eine Verbesserung – was jedoch nicht funktioniert. Oder, und das wird auch durch mehrere Studien gestützt: Je intensiver wir uns mit digitalen Tools beschäftigen, desto stärker verringert sich unser mentales Wohlbefinden. Zu viel Zeit in der digitalen anstelle der realen Welt zu verbringen, scheint sich negativ auf unsere Psyche auszuwirken. Eine digitale Pause würde uns ab und an guttun.

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