Lippenherpes – einmal und für immer?

Fast jeder trägt das Herpes-Virus in sich, es bricht jedoch nicht bei allen aus

Frau auf Plakat

Spoiler

  • Lippenherpes wird durch ein Virus ausgelöst, das zwei Drittel der Bevölkerung in sich tragen. Nicht in jedem Fall führt das Virus auch zu einem Ausbruch der Krankheit.
  • Herpes bricht aus, wenn das Immunsystem belastet wird. Auch ein genetischer Einfluss wird vermutet.
  • Behandelt werden können nur die Symptome von Herpes, Infizierte behalten das Virus ihr Leben lang.

Fieberblasen sind nicht nur unschön anzuschauen, sie sind vor allem unangenehm. Viele Betroffene kennen das Brennen und Ziehen am Lippenrand, das die lästigen Bläschen mit sich bringen: Bis zu 40 Prozent aller Menschen sind während ihres Lebens mindestens einmal von Lippenherpes – auch Herpes labialis genannt – betroffen.

Zwei Drittel haben Lippenherpes

Hinter dem Bläschen am Lippenrand steckt das Herpes-Virus, wissenschaftlich Herpes simplex genannt. Etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung tragen diesen Erreger in sich. Weil das Virus aber nicht bei jedem Menschen auch zu einem Lippenherpes-Ausbruch führt, bleibt der schlummernde, potenzielle Verursacher bei vielen Trägern unbemerkt – und kann ebenso unauffällig weitergegeben werden.

Wer sich einmal mit Herpes simplex infiziert hat, trägt das Virus ein Leben lang in seinem Körper: Keine Impfung, die ein Infizieren verhindern würde. Keine Therapie, die das Virus endgültig vertreiben könnte.

Ausbruch bei Stress und Infekten – oder ungünstigen Genen?

Ob und wann Lippenherpes tatsächlich ausbricht, hängt von verschiedenen Umständen ab: «Sowohl innere als auch äussere Faktoren wie Fieber oder Stress, die das körpereigene Immunsystem beeinflussen, spielen dabei eine massgebliche Rolle», erklärt Dr. med. Christian Greis, Dermatologie-Assistenzarzt am Universitätsspital Zürich. «Auch scheint es eine genetische Komponente zu geben, wodurch die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs beeinflusst wird.»

Genauso unmöglich, wie ein Krankheitsausbruch verhindert werden kann, lässt sich die Übertragung des Erregers vermeiden. «Das Virus breitet sich bei direktem Kontakt zu infizierter Haut oder Schleimhaut aus, wobei eine Übertragung auch bei fehlenden Symptomen möglich ist», so Dr. Greis. Im alltäglichen Miteinander kann es also recht schnell zu einer Weitergabe des Virus kommen, ein Händeschütteln genügt.

Vorsicht mit Lippenherpes bei Kleinkindern

Glücklicherweise ist Lippenherpes in den meisten Fällen ungefährlich. Das gilt allerdings nicht für Neugeborene: Bei Babys, die jünger als sechs Wochen sind, ist Vorsicht geboten, da deren Immunsystem noch zu schwach ist, um die Herpesviren von dem Gehirn oder anderen Organen fernzuhalten. Mögliche Folgen einer Infektion bei den Kleinsten: Hirnhautentzündung oder schwerwiegende Organschädigungen. Schwangere sollten deshalb mit ihrer Gynäkologin über individuelle Gesundheitsrisiken durch Herpes sprechen.

Unter Kindern und Jugendlichen breitet sich das Herpesvirus rasant aus. Nach der Pubertät sinkt die Zahl der Neuinfektionen deutlich. Mit steigendem Alter nimmt also die Übertragungsrate ab – allerdings hat dann auch schon fast jeder das Virus in sich.

Behandlung der Symptome

Macht sich Lippenherpes bemerkbar, wird das kennzeichnende Bläschen mit sogenannten Virostatika behandelt, die das Virus an der weiteren Ausbreitung hindern. Im akuten Bläschen-Stadium kann ergänzend eine austrocknende Schüttelmixtur aufgetragen werden. Ist das Bläschen bereits verkrustet, unterstützt eine rückfettende Wundsalbe den Heilungsprozess.

Doch egal, ob Salben oder Tabletten zum Einsatz kommen: Die Behandlung ist immer nur symptomatisch: Es werden also nicht die auslösenden Viren bekämpft, sondern die Anzeichen des Lippenherpes therapiert. «Durch eine Behandlung können lediglich die Dauer der Schübe und die Häufigkeit der Rückfälle verringert werden», weiss Dr. Greis.

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