Erste-Hilfe-Kurse für Babys und Kleinkinder

Mehr Sicherheit im Umgang mit Kindernotfällen

Erste-Hilfe-Kurs Baby: Kleinkind spielt allein an einem ungesicherten Teich

Spoiler

  • Zu den häufigsten Notfällen bei Babys und Kindern gehören Atemnot, Stürze und Verbrennungen.
  • Kinder sind nicht einfach kleine Erwachsene. Die Erste-Hilfe-Massnahmen unterscheiden sich deshalb. Bestes Beispiel ist die Herzdruckmassage, die bei Babys nur mit zwei Fingern durchgeführt wird.
  • In einem Erste-Hilfe-Kurs für Babys und Kleinkinder lernst du grundlegende Massnahmen für den Notfall.

Die grosse weite Welt bietet zwar viele Abenteuer für kleine Entdecker, steckt aber auch voller möglicher Gefahren. Da wären zum Beispiel der so schön glitzernde Pool der Nachbarn oder die bunten Flaschen unter der Spüle. Die Neugierde kleiner Kinder führt schnell zu Unfällen, die sich nicht immer vermeiden lassen. Um im Notfall korrekt zu handeln, lohnt es sich, einen Erste-Hilfe-Kurs für Babys und Kinder zu besuchen.

Gefahrenquellen kennen

«Zu den grössten Gefahrenquellen zu Hause gehören Medikamente und Haushalts- oder Gartenprodukte wie etwa Düngemittel, die vom Kleinkind verschluckt werden können. Fläschchen in Bad, Küche und Garage sollten deshalb immer gut verschlossen und für Kinder unerreichbar aufbewahrt werden», so Stefan Franzen, Fachspezialist für Bildung bei Samariter Schweiz. Auch Wickeltische und Treppen können zu Gefahren werden. Stürze aus einer Höhe, die die Körpergrösse des Kindes übertrifft, gehören laut Franzen zu den häufigsten Notfällen bei Babys. Eltern sollten die Kinder deshalb nie unbeaufsichtigt auf dem Wickeltisch lassen und Treppen mit einem Türschutzgitter sichern. Ein Risiko geht ebenso von Planschbecken, Pools und Gewässern aus. Auch hier gilt: Kinder nie unbeaufsichtigt lassen, denn selbst Schwimmhilfen bieten keinen sicheren Schutz vor dem Ertrinken. Bei Kleinkindern kommt hinzu, dass ihr Körperschwerpunkt weiter oben liegt als bei Erwachsenen. Durch den schweren Kopf werden sie nach vorne und unten gezogen. Dadurch kann bereits eine geringe Wassertiefe lebensbedrohlich werden.

Das lernst du im Erste-Hilfe-Kurs für Babys und Kleinkinder

In einem Erste-Hilfe-Kurs für Babys und Kleinkinder erlernen Interessierte anhand von realistisch nachgestellten Szenarien das korrekte Verhalten in Notfallsituationen. Die Erste-Hilfe-Massnahmen sind dabei nicht dieselben wie bei Erwachsenen. «Kinder sind nicht einfach kleine Erwachsene», erklärt Franzen. «Sie haben andere Bedürfnisse und auch andere Körperproportionen.» Zu den Besonderheiten gehört beispielsweise, dass Kinder einen höheren Flüssigkeitsbedarf in Relation zum Körpergewicht haben. Das macht sie anfälliger für einen lebensbedrohlichen Flüssigkeitsverlust mitsamt Kreislaufzusammenbruch. Ausserdem verfügen sie über kleinere Energiereserven. Das bedeutet, dass eine lebensbedrohliche Schwächung der Atmung und des Kreislaufes bei Neugeborenen und Säuglingen viel schneller auftritt. Säuglinge sind zudem Nasenatmer: «Bereits eine durch Schnupfen verstopfte Nase kann zu einer Atemnot führen», so Franzen.

Erste Hilfe leisten

Im Ernstfall heisst es: ruhig bleiben, sich einen Überblick verschaffen und dann handeln. Die häufigsten Notfälle bei kleineren Kindern sind:

  • Verbrennungen: Halte die betroffene Stelle sofort für zirka 15 Minuten in etwa 20 Grad kaltes Wasser, keinesfalls Eiswasser. Achte darauf, dass sich das Kind nicht unterkühlt. Kühlen mit Wasser solltest du allerdings nur, solange die Haut geschlossen ist. Ist die Hautoberfläche verbrannt, kann Leitungswasser zu Infektionen führen. Brandblasen solltest du nicht öffnen. Bei grossflächigen Verbrennungen sowie Verbrennungen im Gesicht oder an den Genitalien, solltest du den Notruf (144) alarmieren.
  • Verschluckte Objekte: Verschluckt sich ein Baby an einem Fremdkörper und kann nur noch schwer oder gar nicht atmen, legst du es bäuchlings über deine Oberschenkel und beugst es nach vorne, sodass sein Gesäss höher liegt als sein Kopf. Klopfe fünfmal kräftig zwischen die Schulterblätter. Bringt das nichts, legst du es auf den Rücken und drückst mit zwei Fingern fünfmal hintereinander in die Mitte des Brustbeins. Bei grösseren Kindern kannst du auch das Heimlich-Manöver durchführen. Dafür stellst du dich hinter das Kind und platzierst deine Faust in die Mitte zwischen Nabel und Brustbein. Lege deine andere Hand auf deine Faust und ziehe ein- bis fünfmal kräftig nach innen und oben. Auch wenn das Kind wieder atmen kann, sollte eine ärztliche Abklärung durchgeführt werden, um sicher zu gehen, dass keine Fremdkörper in die Lunge gelangt sind.
  • Atemnot: Sie wird häufig durch den sogenannten Pseudokrupp ausgelöst. Dabei handelt es sich um eine Entzündung des Kehlkopfes und der Luftröhre durch Viren. Die Schleimhäute schwellen an und verengen die Atemwege. Pseudokrupp macht sich vor allem nachts durch bellenden Husten, Heiserkeit, ein Geräusch beim Einatmen und Atemnot bemerkbar. Versuche, das Kind zu beruhigen, denn durch Aufregung verschlimmern sich die Symptome noch. Kalte Luft lindert hingegen die Beschwerden. Alarmiere den Notruf (144), wenn auch nach 15 Minuten keine Besserung eintritt oder wenn das Kind nicht ausreichend Sauerstoff bekommt.
  • Fieberkrampf:  Dabei handelt es sich um einen Anfall, der durch Fieber ausgelöst wird. Das Kind wird bewusstlos, die Augen sind offen und nach oben verdreht. Der Körper ist steif und zuckt. Meist dauern Fieberkrämpfe weniger als fünf Minuten. Auch wenn es nicht so aussieht: ein Fieberkrampf ist in der Regel harmlos. Bewahre also die Ruhe. Keinesfalls solltest du das Kind festhalten oder ihm Gegenstände zwischen die Zähne schieben. Dauert der Anfall länger als fünf Minuten, solltest du einen Notarzt (144) rufen.
  • Vergiftungen: Besteht der Verdacht auf eine Vergiftung solltest du dem Kind nichts zu trinken geben. Dass Milch bei Vergiftungen helfen soll, ist ein Irrglaube. Wenn möglich, sollte das Kind nicht erbrechen, da ätzende Stoffe die Speiseröhre schädigen und Erbrochenes eingeatmet werden können. Rufe den Notarzt (144) und die Giftnotzentrale Tox Info (145). Versuche herauszufinden, was und wie viel davon das Kind eingenommen hat.
  • Reanimation: Kommt es bei einem Baby oder Kind zu einem Herzkreislaufstillstand, gilt es, eine Reanimation bestehend aus einer Herzdruckmassage und einer Beatmung durchzuführen. Diese wird bei Kindern jedoch anders gehandhabt als bei Erwachsenen.

So funktioniert sie: Rufe als erstes den Notarzt (144). Lege das Kind auf den Rücken und bringe den Kopf in eine neutrale Position. Achte darauf, den Kopf nicht zu überstrecken. Wenn das Kind nicht oder nicht richtig atmet, beginne es mit einem kurzen, feinen Atemstoss zu beatmen. Platziere dafür deinen Mund gleichzeitig über Mund und Nase des Kindes. Handelt es sich um ein Baby, positionierst du nach den fünf Atemspenden zwei Finger mittig aufs Brustbein und drückst nach unten. Bei einem Kleinkind verwendest du einen Handballen. Die Herzdruckmassage wiederholst du fünfzehnmal in einer Frequenz von 100-120 pro Minute. Das bedeutet zirka zwei Stösse pro Sekunde. Anschliessend spendest du wieder zweimal Atem, bevor du mit der Herzdruckmassage fortfährst. Diesen 15:2-Zyklus setzt du so lange fort, bis der Rettungsdienst eintrifft oder die Atmung wieder einsetzt.

Theorie ist zwar gut, Lernen in der Praxis aber noch besser. Deshalb empfiehlt Franzen allen Eltern, Grosseltern und Erwachsenen, die mit Kindern arbeiten wie etwa Erziehungs- oder Lehrpersonal, mindestens einmal einen Erste-Hilfe-Kurs für Babys und Kleinkinder zu besuchen. Hier findest du weitere Informationen zu den Kursen und zu den Daten.

Facebook
Email
Twitter
LinkedIn