Die Versorgungsqualität im Gesundheitswesen der Schweiz ist hoch

Arbeitsbelastung und Stress für Ärzte sind deutlich gestiegen

Versorgungsqualität Gesundheitswesen: Ein Krankenhausflur, in dem mehrere Mitarbeitende aufgereiht warten

Überwiegende Meinung: Die Versorgungsqualität der Patienten ist gut

Stolze 86 Prozent der Ärzte in der Akutsomatik, 89 Prozent in der Rehabilitation und 74 Prozent in der Psychiatrie befanden die Versorgungsqualität im Gesundheitswesen für sehr gut oder eher gut. Diese Meinung hielt sich auch durch die Pandemie-Wellen und Lockdown-Zeiten stabil. Lediglich bei den praxisambulant tätigen Ärzten war ein Einbruch zu verzeichnen, denn weniger als die Hälfte bewertete mit sehr gut oder gut. Inzwischen hat sich diese Einschätzung erholt und 75 Prozent der Befragten dieses Bereichs bewerten die Versorgung nun positiv. Mit einer grossen Mehrheit von 88 Prozent unter den Akutsomatik-Ärzten wird der guten Verfügbarkeit von Experten, Geräten und Präparaten zugestimmt; 72 Prozent in der Rehabilitation und 69 Prozent in der Psychiatrie. Obwohl die Behandlungsqualität hoch ist, zeigt die Umfrage den Fachpersonalmangel. Nur 50, 51 und 40 Prozent der Ärzte aus Akutsomatik, Rehabilitation und Psychiatrie geben 2022 an, dass genügend Ärzte pro Abteilung vorhanden sind, um eine optimale Behandlung sicherzustellen.

Lange Wartezeiten – zu lang in der Psychiatrie

Signifikante Verschlechterungen zeigen sich bei den Wartezeiten für Patienten. Knapp die Hälfte der Psychiatrie-Ärzte und ein Drittel der Akutsomatik-Ärzte wiesen darauf hin, dass Patienten im vergangenen Jahr im Durchschnitt länger als einen Monat auf ihre Behandlung warten mussten. Im praxisambulanten Bereich und in der Reha sind die Wartezeiten mit null bis zwei beziehungsweise drei bis sieben Tagen deutlich kürzer. Fast alle Befragten gaben an, dass sich die Wartedauer gegenüber dem Jahr 2019 verlängert hat.

Stress und Arbeitsbelastung steigen

Die Pandemie ist massgeblich mitverantwortlich, dass sich das Arbeitspensum erhöht hat. 47 Prozent der Ärzte im Bereich Akutsomatik gaben an, dass die Belastung während der vierten und fünften Welle stark zugenommen hat. 29 Prozenten arbeiteten daher in einem höheren Pensum als zuvor. In den anderen Fachbereichen zeigen sich ähnliche Ergebnisse. Ebenfalls besorgniserregend sind die Angaben zum empfundenen Stress: Mehr als die Hälfte der Spitalärzte hat im vergangenen Jahr häufig oder meistens Stress erlebt. Insgesamt haben immer mehr Umfrageteilnehmer das Gefühl, die beruflichen medizinischen Anforderungen aufgrund des hohen Arbeitspensums nicht immer erfüllen zu können.

Neben gesteigerter Belastung ist eine weitere Erhöhung an administrativem Aufwand zu bemerken, von durchschnittlich 27 auf 40 Minuten am Tag und von 38 auf 49 Minuten für Organisatorisches. In der Rehabilitation umfasst die tägliche Dokumentationsarbeit mittlerweile 125 Minuten pro Tag. Hier besteht sehr wahrscheinlich ein Zusammenhang mit der Einführung des neuen Tarifsystems ST Reha.

 

Fazit: Im Gesamtergebnis ist die Versorgungsqualität im Gesundheitswesen der Schweiz nach Einschätzung der Ärzteschaft trotz Pandemiezeiten gut. Die Entwicklung zeigt aber Bereiche auf, in denen Handlungsbedarf besteht, damit auch künftig eine hohe Qualität gewährleistet werden kann.

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