Das Monster aus der Kanalisation

Die Tower-Bridge in London bei untergehender Sonne mit Skyline im Hintergrund.

In der Kanalisation des englischen 13 000-Einwohner-Ortes Sidmouth wurde ein 64 Meter langer Klumpen, bestehend aus Frittierfett, Damenbinden, Windeln, Kondomen und Feuchttüchern gefunden. Aufgerichtet wäre das Monstrum beinahe so hoch wie die Türme der Tower Bridge.

Es handelt sich um einen sogenannten Fettberg, der entsteht, wenn nicht wasserlösliche Gegenstände und Flüssigkeiten über Toiletten und andere Abflüsse ins Abwassersystem gelangen. Die Verstopfung der Rohre kann im schlimmsten Fall zu Überschwemmungen führen.

Besonders Grossbritannien scheint aufgrund der veralteten Kanalisation ein Problem mit Fettbergen zu haben: Allein in London kostet ihre Beseitigung eine Million Pfund monatlich. 2017 entdeckten Kanalarbeiter in der britischen Hauptstadt eine 250 Meter lange Abfallvermengung, die mit ihren 130 Tonnen fast so schwer war wie ein ausgewachsener Blauwal. Ein Teil des Monstrums kann im Museum of London bestaunt werden, wo es sicher hinter Panzerglasscheiben verwahrt wird, um die Besucher vor Gestank und Infektionen zu schützen.

Ist auch in der Schweiz die Bildung eines solchen Klumpens denkbar? Laut Reinigungstechnologen ist die Entstehung von Fettbergen in Schweizer Abflusskanälen unwahrscheinlich. Zu modern sind die hiesigen Anlagen und zu häufig werden kritische Streckenabschnitte kontrolliert. Zudem gelten in der Schweiz strenge Richtlinien für die Fetttrennung, gerade für Restaurants, die zu den grössten Fettproduzenten gehören.

Doch was können Privathaushalte beachten, um die umweltschädlichen Fettklumpen zu vermeiden? Wichtig ist, ölverschmierte Bratpfannen nicht direkt im Waschbecken zu reinigen, sondern das Fett zu sammeln und bei einer kantonalen Abgabestelle zu deponieren. Auch ranziges Öl sollte nicht im Klo heruntergespült werden. Allgemein gilt, dass ausschliesslich menschliche Ausscheidungen und Klopapier in die Toilette gehören.

Vorsicht bei Feuchttüchern! Anders als herkömmliches Klopapier bestehen sie aus Vlies, das sich nicht zersetzt und die Rohre verstopft. Zudem besteht der Verdacht, dass die darin verarbeiteten Chemikalien Krebs und Allergien auslösen.

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