Leichte Verbrühungen und Verbrennungen behandeln: Erste-Hilfe-Ratgeber

Und was im Notfall zu tun ist

Verbrennungen behandeln: Flammen in einem Grill

Spoiler

  • Um Verbrennungen zu behandeln, sollte die Stelle nur mit lauwarmem Wasser, nie mit Eis gekühlt werden und auch nur, wenn die Wunde nicht offen ist.
  • Salben und Gele sollten nicht auf offene Wunden aufgetragen werden.
  • Brandblasen, weisse, schwarze oder ledrige Stellen, Brandverletzungen bei Kleinkindern oder älteren Personen sollten immer von einer Ärztin oder einem Arzt untersucht werden.
  • Hausmittel wie Kartoffel- oder Bananenschalen können das Risiko einer Infektion vergrössern und gehören deshalb nicht auf eine Brandwunde.

Der Unterschied zwischen einer Verbrühung und einer Verbrennung liegt in der Art der Hitze: Verbrühungen werden durch heisse Flüssigkeiten wie kochendes Wasser oder heissen Dampf verursacht. Verbrennungen entstehen durch trockene Hitze. Dazu zählen heisse Gegenstände, Feuer, aber auch Sonnenstrahlen. Beide Formen sind schmerzhaft. Behandeln lassen sich Verbrennungen und Verbrühungen auf die gleiche Weise.

Welche Verbrennungen lassen sich selbst behandeln?

In der Medizin werden Verbrennungen und Verbrühungen in Grade eingeteilt, die sich nach den betroffenen Hautschichten und ihrer Ausdehnung richten. Bei Verbrennungen ersten Grades kommt es zu Hautrötungen und Schmerzen. Diese Brandverletzungen heilen in der Regel ohne Komplikationen und Langzeitschäden ab. Verbrennungen des vierten Grades zeichnen sich dadurch aus, dass alle Hautschichten sowie Muskeln, Sehnen und Knochen angegriffen sind. Sie sind ein medizinischer Notfall und müssen operiert werden.

Ohne ärztliche Hilfe lassen sich Verbrennungen behandeln, die zwar schmerzen und bei welchen die Haut gerötet ist, sich aber noch keine Brandblasen gebildet haben. 

Dann sofort zur Ärztin oder zum Arzt:

  • Wenn sich Brandblasen bilden.
  • Bei Verbrennungen oder Verbrühungen im Gesicht, am Kopf, den Genitalien, den Händen oder Gelenken.
  • Wenn ein Kind oder eine ältere Person betroffen ist.
  • Bei durch Chemikalien oder Strom verursachte Brandverletzungen.
  • Bei grossflächigen Verbrennungen. 
  • Bei schweren Verbrennungen (weisse oder verkohlte Haut).
  • Bei Anzeichen einer Infektion der Brandwunde.
  • Wenn die oder der Betroffene Rauch eingeatmet hat.

Kühlen oder nicht kühlen?

Um eine Verbrennung zu behandeln, muss sie sofort gekühlt werden – so hiess es lange. Inzwischen diskutieren Medizinerinnen und Mediziner, ob dies wirklich der richtige Weg ist. Das Kühlen mit kaltem Wasser, Eispacks oder Eiswürfeln kann bei der bereits geschädigten Haut zu Kälteschäden führen. Zudem kann es, gerade bei grossflächigeren Verbrennungen oder bei kleineren Kindern, rasch zu einer Unterkühlung kommen, da durch die verletzte Haut die Wärmeregulation des Körpers gestört ist.

Besser: die betroffene Stelle für zirka fünf Minuten mit lauwarmem (25 Grad) Leitungswasser kühlen. Wegen Infektionsgefahr sollten offene Brandverletzungen nicht mit Wasser gekühlt werden.

Dos

  • Mit lauwarmem Wasser für kurze Zeit kühlen (nur bei grösseren Kindern und Erwachsenen)
  • Kleider und Schmuck von betroffener Stelle entfernen, sofern die Haut nicht daran haften bleibt.
  • Verletzung sauber halten: Brandblasen mit einem sterilen Verband locker abdecken.
  • Hydrogele oder Heilsalben mindern den Schmerz, sollten jedoch nicht auf offene Wunden aufgetragen werden.

Don’ts

  • Die Brandverletzung nicht mit Eis kühlen.
  • Keine Salben auf frische oder offene Brandwunden auftragen.
  • Die betroffenen Stellen nicht mit «Hausmitteln» wie Mehl, Puder, Öl, Bananen- oder Kartoffelschalen behandeln. Dadurch könnte die Wunde verkleben und Keime einfacher eindringen.
  • Brandblasen nicht aufstechen.

Verbrennungen behandeln bei Babys und Kindern

Babys und Kinder verbrennen sich besonders häufig. Die möglichen Gefahren im Haushalt werden dabei von Eltern oft unterschätzt, denn bereits Verbrennungen von zirka zehn Prozent der Körperoberfläche können für Säuglinge und Kleinkinder lebensgefährlich sein.

Um die Ausdehnung rasch zu beurteilen, eignet sich die sogenannte Handflächenregel: Dabei entspricht die Handfläche des Kindes einem Prozent seiner Körperoberfläche.

Brandverletzungen bei Babys und Kleinkindern sollten generell immer von einer Ärztin oder einem Arzt begutachtet werden, auch dann, wenn die Wunde kleinflächig und oberflächlich erscheint. Die betroffene Stelle sollte bei Neugeborenen und Säuglingen nicht gekühlt werden, da sie sich sonst unterkühlen könnten.

Gefahrenquellen vermeiden

Das Risiko von Verbrennungsunfällen bei Kindern lässt sich mit einigen Tipps verringern:

  • Beim Kochen die hinteren Herdplatten verwenden und die Topf- und Pfannengriffe nach hinten drehen.
  • Tassen und Krüge mit heissen Getränken nicht an den Rand von Tischen oder Arbeitsplatten stellen, sondern immer in die Mitte.
  • Auf Tischdecken verzichten: Das Kind könnte daran ziehen und heisses Essen und Flüssigkeit mitreissen.
  • Wasserkocher ausser Reichweite aufstellen.
  • Streichhölzer und Feuerzeuge ausser Reichweite aufbewahren.
  • Beim Grillen: Kinder nicht unbeaufsichtigt lassen.

Erste Hilfe im Notfall

Grossflächige oder schwere Verbrühungen und Verbrennungen sind immer ein Notfall, denn als Folge kann sich ein lebensbedrohlicher Kreislaufschock mit mehrfachem Organversagen einstellen. So handelst du richtig:

  • Kleiderbrand mit Wasser oder einer dicken Decke löschen.
  • Notruf 144 wählen.
  • Kleider und Schmuck entfernen, sofern sie sich gut lösen lassen.
  • Bei grossflächigen Verbrennungen auf das Kühlen verzichten, stattdessen die Person warmhalten.
  • Falls vorhanden: die Wunde mit einem sterilen Verband aus dem Erste-Hilfe-Koffer locker abdecken.
  • Bei Bewusstseinsverlust: die oder den Betroffenen in die stabile Seitenlage bringen.
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