Traumatische Erlebnisse in der Kindheit können das Risiko für spätere Schwangerschaftskomplikationen erhöhen, berichtet ein australisches Forschungsteam in einer kürzlich erschienenen Studie. Missbrauch, Gewalt, Vernachlässigung oder ein anderes Kindheitstrauma haben Folgen wie etwa ein niedriges Geburtsgewicht oder eine Frühgeburt.
Kindheitstrauma: Folgen nicht zu unterschätzen
Für die Metaanalyse werteten die australischen Wissenschaftler 32 Studien aus, die zwischen 1994 und 2022 veröffentlicht wurden. Die Mehrzahl dieser Studien stammt aus westlichen und einkommensstarken Ländern, was die Forscher als Faktor kennzeichnen, der die Studienergebnisse vermutlich beeinflusst.
Die Auswirkungen eines Kindheitstraumas auf den späteren Schwangerschaftsverlauf der untersuchten Frauen sind vielfältig. So ist ein Trauma verbunden mit
- einem um 59 Prozent erhöhten Risiko für Schwangerschaftsdepressionen.
- einem um 41 Prozent erhöhten Risiko für eine Frühgeburt.
- einem um 39 Prozent erhöhten Risiko für Schwangerschaftsdiabetes.
- einem um 27 Prozent erhöhten Risiko für ein niedriges Geburtsgewicht.
Worin liegt der Zusammenhang?
Das Forschungsteam liefert mehrere Erklärungen für den Zusammenhang zwischen Kindheitstraumata und Schwangerschaftskomplikationen. Die Wissenschaftler vermuten etwa, dass ein Trauma in der Kindheit die Stressregulierung und die Funktion des Immunsystems einschränkt. Ebenso können traumatische Erfahrung die Hirnstruktur und -funktion verändern und zu einer gesteigerten Zellalterung führen.
Die Forscher weisen zudem darauf hin, dass Misshandlung und Missbrauch in der Kindheit in vielen Fällen zu einem gesteigerten Risikoverhalten im Erwachsenenalter führen, inklusive Drogenmissbrauch, Bewegungsmangel und ungesunder Ernährung. Diese Faktoren wirken sich wiederum negativ auf die Gesundheit von Mutter und Kind aus.
Schliesslich haben von einem Kindheitstrauma betroffene Frauen während der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko, erneut Opfer von körperlicher und sexueller Gewalt zu werden. Verletzungen an der Plazenta oder Infektionen des Urogenitaltrakts können die Folgen einer solchen Misshandlung sein. Diese sind unter anderem verantwortlich für eine Frühgeburt und ein zu niedriges Geburtsgewicht.
Frauen frühzeitig identifizieren
Um die Gesundheit von Müttern und Kindern zu verbessern, sollten die betroffenen Frauen frühzeitig identifiziert und individuell betreut werden. Neben Ratschlägen zu Ernährung, Bewegung und möglicherweise einem Rauchstopp, rät die Arbeitsgruppe in Sprechstunden für schwangere Frauen auch das Thema Kindheitstrauma und seine Folgen anzusprechen. Dafür bräuchte es aber eine gezielte Schulung des medizinischen Personals.