Ist Silber in Periodenunterwäsche gefährlich?

Silber in Periodenunterwäsche_Frau in weisser Unterwäsche mit Dehnungsstreifen

Herkömmliche Tampons und Binden kriegen bereits seit längerer Zeit heftige Konkurrenz – von Periodenunterwäsche. Sie versprechen nachhaltiger und gesünder zu sein, da weniger Schadstoffe über die Schleimhäute aufgenommen werden können. Für Frauen, die sich keine Hygieneprodukte einführen möchten oder können, stellen sie eine praktische Alternative dar. Zögern lässt potenzielle Konsumentinnen jedoch häufig die Frage nach dem Geruch. Damit dieser gar nicht erst entsteht, arbeiten vielen Hersteller Silber in ihre Periodenunterwäsche ein.

Was hat Silber in Periodenunterwäsche zu suchen?

Silberchlorid, Silbernitrat oder Nanosilber werden bereits seit einigen Jahren in Sportbekleidung verwendet, um Bakterien zu bekämpfen, die für den unangenehm Schweissgeruch verantwortlich sind. Silberchlorid gehört zu den sogenannten Bioziden, die als potenziell umweltschädlich eingestuft werden. Aufgrund ihrer keim- und bakterientötenden Wirkung werden diese Substanzen in der Landwirtschaft zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt – oder als Insektenspray oder Rattengift. Es handelt sich also um Chemikalien, die man möglichst nicht in der Nähe der Geschlechtsorgane wissen möchte. Trotzdem setzen zahlreiche Hersteller weiterhin auf Silber in ihrer Periodenunterwäsche.

Nanomaterialien in Textilien

Silber, Zinkoxid und Titandioxid sind in der Textilherstellung besonders beliebt. Letztere absorbieren UV-Strahlen und werden deshalb in Kleidung verarbeitet, die vor Sonnenstrahlen schützen sollen.

Nanotextilien bieten einerseits nützliche Vorteile für den Verbraucher, können andererseits auch potenzielle Risiken mit sich bringen.

Auch gute Bakterien mögen kein Silber

Which?, eine Konsumentenschutzgruppe aus dem Vereinigten Königreich, testete gemeinsam mit der italienischen Konsumentenorganisation AltroConsumo verschiedene Periodenslips auf ihren Silbergehalt, der teilweise überraschend hoch ausfiel. Which? kritisiert, dass der Gebrauch von Silber in Periodenunterwäsche zu wenig erforscht ist, beziehungsweise bereits Studien vorlägen, die negative Auswirkungen vermuten lassen. Eine chinesische Studie aus dem Jahr 2015 an Hasen konnte beispielsweise nachweisen, dass Nanosilber strukturelle Veränderungen der Vaginalschleimhaut, der Harnröhre und des Enddarms verursachte.

Eine weitere Studie aus 2018 zeigte darüber hinaus, dass Silber-Nanopartikel Laktobazillen abtöteten. Laktobazillen gehören zu den gesunden Bakterien der Vaginalflora, die unter anderem Entzündungen vorbeugen. Eine Störung der Mikroflora könnte das Risiko für Geschlechtskrankheiten und eine bakterielle Vaginose erhöhen.

Darüber hinaus wird diskutiert, ob Biozide eine Rolle bei der Resistenzentwicklung von Bakterien – sei dies gegen Antibiotika oder gegen Silber – spielen könnten.

Schliesslich besteht der Verdacht, dass Silberchlorid und andere Biozide sich während des Waschgangs aus den Textilien lösen und in die Umwelt gelangen können.

Also besser kein Silber in der Periodenunterwäsche? 

Auch wenn die Gesundheitsrisiken von Silber in Periodenunterwäsche oder anderen Textilien noch nicht eindeutig geklärt sind, möchten viele Konsumentinnen vorsichtshalber darauf verzichten. Hersteller haben bereits auf diesen Trend reagiert und bieten Panties ohne Biozide an. Das Problem: Vor allem die Unterhosen der älteren Generation sollten nicht heisser als 40 Grad Celsius gewaschen werden. Das reicht aber nicht aus, um mögliche Keime abzutöten. Höhere Temperaturen würden allerdings die verschiedenen Materialschichten des Höschens angreifen. Die Unterhose würde dadurch jedoch viel schneller kaputtgehen als vorgesehen – und mit ihr der Nachhaltigkeitsgedanke. Diesen darf man sowieso in Frage stellen, denn sowohl Hersteller als auch Ärztinnen und Ärzte empfehlen eine Tragedauer von maximal acht Stunden. Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, rät in einem Beitrag in der Augsburger Allgemeine: «Idealerweise sollte bei einem Nässegefühl, beziehungsweise wenn das Blut in einer Binde oder dem Perioden-Panty zu riechen beginnt, gewechselt werden. Geruch kann ein Anzeichen dafür sein, dass die Vermehrung von krankmachenden Keimen begonnen hat.»

Das bedeutet, dass Frauen, die lediglich Periodenunterwäsche verwenden möchten, mindestens dreimal pro Tag ihre Panty wechseln müssten. Bei einer durchschnittlichen Regelblutung von fünf Tagen wären dies insgesamt 15 Menstruationshöschen, beziehungsweise mindestens zwei Waschgänge mit heissem Wasser pro Woche. Hinzu kommt, dass die Lebensdauer einer Periodenunterhose nur zwischen zwei und fünf Jahren beträgt.

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