Willkommen in der Arbeitswelt von morgen

Sieht so die Zukunft des Arbeitens aus?

Büro mit Schreibtischen

Spoiler

  • Zukünftig werden Freizeit und Arbeitszeit stärker ineinander überfliessen und sich im Laufe des Tages abwechseln.
  • Die Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften steigt vor allem in der IT- und der Nachhaltigkeitsbranche.
  • Hierarchien werden vermutlich auch in Zukunft nicht vollkommen verschwinden.

«Und, was arbeitest du so?» Oft ist das die erste Frage, die wir einer neuen Bekanntschaft stellen. Der Beruf scheint enorm wichtig für unser Selbstverständnis. Ob sich das in Zukunft wohl ändern wird? Auch wenn sich die Arbeitswelt aktuell spürbar in einem Wandel befindet, ist die Antwort wohl eher Nein: «Vielmehr wird die Arbeit vermutlich einen noch grösseren Stellenwert einnehmen», meint Prof. Maike Debus. Aber es soll bitte nicht irgendein langweiliger Job sein. «Wir beobachten, dass das Bedürfnis steigt, einer Arbeit nachzugehen, die für die Gesellschaft einen Nutzen hat», so die Psychologin.

Office mit Yogastudio und Barista sucht …

Der «War of Talents» – der Wettkampf um die besten Mitarbeitenden ­– formt die Art und Weise, wie die Arbeitswelt der Zukunft aussehen wird. Vorteile wie flexible Arbeitszeiten oder die Möglichkeit auf Homeoffice, aber auch Zusatzangebote, etwa eine bürointerne Erholungszone oder Fitnessprogramme, locken gut ausgebildete Arbeitskräfte an.

«Studien zeigen, dass Personen, die mit ihrem Arbeitsplatz zufrieden sind, tendenziell mehr leisten. Zusätzlich soll durch die Wohlfühlangebote verhindert werden, dass das typische Arbeitsfeeling aufkommt. Freizeit und Arbeitszeit wechseln sich im Laufe des Tages ab und fliessen ineinander über», weiss Prof. Debus. Ebenso wird sich die Einstellung zum Homeoffice ändern, vermutet die Psychologin: «Vor der Covid-19-Pandemie standen Arbeitgeber dem Homeoffice eher skeptisch gegenüber. In der Zwischenzeit konnten die Mitarbeitenden allerdings zeigen, dass sie auch von zuhause aus produktiv sind. Dennoch wird meiner Meinung nach die Homeoffice-Euphorie abflachen. Der Schwatz mit den Kollegen fällt weg, die gemeinsame Kaffeepause auch. Dadurch ist es schwierig, ein Zusammengehörigkeitsgefühl aufrechtzuerhalten oder gemeinsame Ziele zu entwickeln. Vermutlich wird in Zukunft eine Hybridstruktur gefragt sein, mit ein bis zwei fixen Arbeitstagen im Büro.»

Keine Hierarchien mehr in der Arbeitswelt von morgen?

Zu einer entspannten Arbeitsatmosphäre gehört auch ein freundschaftlicher Umgang im Team. Hierarchien werden abgeflacht, das Duzen – untereinander aber auch der Kunden – setzt sich immer mehr durch. «Eine klare Rangordnung zwischen Team und Chef hat jedoch auch Vorteile», so Prof. Debus. «Sie regelt die Umgangsformen und ist gerade in grösseren Unternehmen wichtig für die gesamte Organisation». Dennoch wünschen sich die Arbeitnehmer der Zukunft, stärker in Entscheidungsprozesse integriert zu werden und diese mitgestalten zu können.

Der Wert, welcher der traditionellen Hierarchie in einem Unternehmen zukommt, ist übrigens kulturspezifisch. «Während für Amerikaner und Europäer Partizipation und Individualität am Arbeitsplatz sehr wichtig sind, reagieren Asiaten grundsätzlich eher verunsichert, wenn ihnen mehr Mitspracherecht zugeschrieben wird. Das mag für uns merkwürdig klingen, aber schliesslich kann man es auch so sehen: Die Tatsache, dass man nicht alles selber entscheiden muss, bringt auch eine gewisse Sicherheit», erklärt Prof. Debus.

Immer mehr Freelancer

Ein weiterer Trend zeigt sich in der Art und Weise, wie Arbeitsaufträge vergeben werden. Dies erfolgt nämlich zunehmend über digitale Plattformen. «Vorreiter dafür ist beispielsweise das Unternehmen ‹Uber›, wo Selbstständige ihre Fahrdienste zur Verfügung stellen.

Das Prekäre an diesen Plattformen ist, dass die Freelancer häufig keinen richtigen Arbeitsvertrag unterschrieben haben. Doch Umfragen haben ergeben, dass vielen Selbstständigen flexible Arbeitszeiten wichtiger sind als eine herkömmliche Festanstellung», erklärt die Expertin. An diese neue Einstellung muss sich auch das Arbeitsrecht anpassen, etwa indem der Arbeitsschutz für Freelancer optimiert wird.

Lifelong Learning in der neuen Arbeitswelt

In der Arbeitswelt von morgen spielt die Digitalisierung immer noch eine wichtige Rolle. Durch sie können zunehmend Maschinen Arbeiten übernehmen, die zuvor von Menschen verrichtet wurden.

Bei Berufen, in denen ein grosses Mass an sozialem Austausch gefordert ist, etwa bei Ärzten oder Pflegepersonal, wird der Mensch wohl niemals ganz zu ersetzen sein. «Weiterhin an Bedeutung gewinnen, werden Jobs im IT-Bereich, aber auch in den Sektoren Nachhaltigkeit und grüne Energie sind zukünftig gut ausgebildete Arbeitskräfte gefragt», so die Psychologin. «Damit sich alle Mitglieder einer Gesellschaft in die sich verändernde Arbeitswelt integrieren und mit den neuen Entwicklungen Schritt halten können, ist es wichtig, sich fortwährend weiterzubilden», rät Prof. Debus. Eine Herausforderung, aber auch eine Chance.

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