Wie laufen eine neoadjuvante und adjuvante Chemotherapie ab?

Wirkung und Nebenwirkungen der Chemotherapie

adjuvante chemotherapie: Ein IV-Tropf, der für eine Chemotherapie verwendet wird, hängt vor einem Fenster. Das Bild zeigt eine durchsichtige Flüssigkeit im Tropf, die durch einen Schlauch fliesst. Der Hintergrund ist unscharf und zeigt ein Gittermuster im Glas des Fensters.

Spoiler

  • Neoadjuvante und adjuvante Therapien können Chemotherapien sein oder Kombinationen von Chemotherapie, Strahlentherapie, Immuntherapien, zielgerichteten Therapien und Strahlentherapie.
  • Eine Chemotherapie verläuft in Zyklen. Bei einem Behandlungszyklus werden Medikamente meist intravenös in den Körper geleitet. Diese Medikamente zerstören Krebszellen.
  • Eine adjuvante Chemotherapie wird erst begonnen, wenn der Krebs bereits durch eine Operation entfernt wurde. Sie soll helfen, Krebszellen, die möglicherweise im Körper verblieben sind, abzutöten.
  • Eine neoadjuvante Chemotherapie erfolgt hingegen vor einer Operation. Ihr Ziel ist es, die Heilungschancen zu verbessern und vor allem, die Tumormasse zu verringern und dadurch bessere Voraussetzungen für die chirurgische Entfernung zu schaffen.
  • Chemotherapien, egal welcher Art, verlangen dem Körper viel ab und führen zu einigen Nebenwirkungen. Dies liegt daran, dass die Krebsmedikamente nicht nur Krebszellen angreifen, sondern auch gesunde Zellen.

Zur Behandlung von Krebs wird häufig eine neoadjuvante oder eine adjuvante Chemotherapie eingesetzt. Dabei werden Medikamente, die sogenannten Zytostatika, verabreicht. Diese Medikamente hemmen das Wachstum und die Teilung von Krebszellen. Je nach Art der Krebserkrankungen und des Gesundheitszustandes der Patientin oder des Patienten werden andere Zytostatika gewählt, von denen es über hundert verschiedene Arten gibt. «Oft werden diese auch miteinander kombiniert», erklärt Dr. Morant.

In der Regel werden die Medikamente über eine Infusion in den Körper geführt. «Dies passiert im Spital. Zunächst wird das Blut untersucht. Dabei wird auf die Anzahl der weissen und roten Blutkörperchen geachtet. «Erst wenn diese einen gewissen Wert erreicht haben, kann der nächste Zyklus einer Chemotherapie begonnen werden», so der Mediziner.

«Die Krebsmedikamente werden in der Regel über eine Infusion verabreicht. In manchen Fällen wird ein sogenannter Port-Katheter gelegt, ein spezieller Zugang, der die Abgabe der Medikamente erleichtert», erläutert der Mediziner. Andere Medikamente werden hingegen gespritzt oder in Form von Tabletten eingenommen.

 Zusätzlich zu den Zytostatika verabreicht eine medizinische Fachperson vorbeugend Medikamente gegen Übelkeit, damit die Chemotherapie besser vertragen wird. Es gibt auch Mittel, welche die Regeneration von weissen Blutzellen fördern. Diese spielen im Immunsystem eine wichtige Rolle.

Der gesamte Vorgang dauert etwa zwei Stunden und wird etwa alle drei bis vier Wochen wiederholt. Dabei wird die Dosierung der Medikamente immer wieder aufs Neue überprüft und gegebenenfalls angepasst. Eine Chemotherapie kann bis zu einem halben Jahr dauern, eine zusätzliche Behandlung mit Antikörpern noch länger.

Durch den Blutkreislauf erreichen die Medikamente den gesamten Körper und wirken so auch auf Krebszellen, die bei anderen Therapieformen wie einer Operation oder einer Bestrahlung allein nicht entfernt oder abgetötet werden können.

Adjuvante Chemotherapie

«Eine adjuvante Chemotherapie erfolgt erst, wenn der Tumor zuvor durch eine Operation entfernt wurde. Sie dient als unterstützende Massnahme, um verbliebende Krebszellen abzutöten, die möglicherweise unbemerkt gestreut haben. Durch diese Therapie wird  das Risiko eines Rückfalls verkleinert», weiss der Onkologe.

Neoadjuvante Chemotherapie

Eine neoadjuvante Chemotherapie wird hingegen vor einer Operation durchgeführt. «Sie hat zum Ziel, die Tumormasse zu verkleinern und somit eine verbesserte Ausgangslage für eine Operation zu schaffen», so Dr. Morant. Diese Art der Chemotherapie wird beispielsweise bei fortgeschrittenem Brustkrebs oder Enddarmkrebs angewendet.

Palliative Chemotherapie

Ziel einer palliativen Chemotherapie sind die Verbesserung und Erhaltung der Lebensqualität sowie die Lebensverlängerung. Diese Form der Chemotherapie wird dann empfohlen, wenn der Krebs bereits Metastasen, also Ableger, gebildet hat. Häufig ist in diesen Fällen eine Heilung nicht mehr möglich.

Chemotherapie in Kombination

«Für jede Patientin und jeden Patienten wird ein individueller Behandlungsplan zusammengestellt. Je nach Art, Grösse und Stadium des Krebses sind zusätzliche Therapien sinnvoll, wie etwa eine Immun- oder Antihormontherapie, zielgerichtete Therapien, eine Strahlentherapie oder eben eine Operation», führt Dr. Morant aus. Die Untersuchung genetischer Veränderungen in den Krebszellen kann wertvolle Hinweise auf die beste Therapie geben und einen personalisierte Behandlungsplan ermöglichen.  Welche Kombination für wen das Richtige ist, wird gemeinsam mit Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachrichtungen in sogenannten Tumorboards entschieden. Die entsprechenden Empfehlungen werden anschliessend gemeinsam mit den Betroffenen besprochen und an die jeweilige Lebenssituation und Wünsche angepasst und umgesetzt. 

Nebenwirkungen der Chemotherapie

Egal ob neoadjuvante oder adjuvante Chemotherapie: Nebenwirkungen wie Haarausfall, Erschöpfung, Gedächtnis- und Verdauungsstörungen, trockene Haut  oder hormonelle Störungen, wie etwa ein fehlender Zyklus, sind keine Seltenheit. «Eine Chemotherapie schwächt zudem das Immunsystem, sodass Betroffene anfälliger sind für Infekte», erläutert der Onkologe. Es ist ratsam, sich vor Beginn einer Therapie über mögliche Impfungen, etwa über die jährliche Grippe-Impfung oder jene gegen Gürtelrose, zu informieren.

Da die Behandlung den Zyklus und die Fruchtbarkeit beeinflussen kann, sollte ein bestehender Kinderwunsch frühzeitig mit dem behandelnden Ärzteteam besprochen werden.
Die körperlichen Nebenwirkungen der Chemotherapie lassen sich durch verschiedene Massnahmen lindern. Ebenso wichtig ist es jedoch, sich um psychische Beschwerden zu kümmern. Eine Krebserkrankung kann verständlicherweise zu zahlreichen Ängsten führen. Eine psychoonkologische Betreuung unterstützt Betroffene auf ihrem Weg.

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