Wie die Low-FODMAP-Diät bei Reizdarm helfen kann

Mit FODMAP-armen Lebensmitteln gegen Blähbauch und Bauchschmerzen

Fodmap Diät: Das Bild zeigt eine Pfanne mit einem Gericht, das aus gebratenem Gemüse und einem Spiegelei besteht, garniert mit frischen Kräutern. Auf der Pfanne liegt eine Scheibe geröstetes Brot. Die Pfanne steht auf einem Teller, der mit einem rot-weiß karierten Tuch umwickelt ist. Salz- und Pfefferstreuer stehen neben der Pfanne auf einem Holztisch. Das Gericht sieht einfach und rustikal aus und vermittelt ein Gefühl von Hausmannskost und Gemütlichkeit.

Spoiler

  • Die Low-FODMAP-Diät hilft, Symptome des Reizdarmsyndroms wie Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen zu lindern, indem FODMAP-reiche Lebensmittel der individuellen Toleranz angepasst werden.
  • FODMAPs sind Kohlenhydrate und Zuckeralkohole, die in vielen Lebensmitteln vorkommen.
  • Die Diät besteht aus drei Phasen: der Eliminationsphase, der Wiedereinführungsphase und der individuellen Langzeit-Ernährung.
  • Am Ende der Diät sollten Betroffene ihre individuelle Toleranzgrenze für FODMAPs kennen und ihre Ernährungsweise danach ausrichten.
  • Eine professionelle Ernährungsberatung wird empfohlen, um die Umstellung sicher und effektiv durchzuführen, da die FODMAP-Diät komplex ist und individuell angepasst werden muss.

Äpfel, Hülsenfrüchte, Kuhmilch, Cashewkerne und Honig haben eines gemeinsam: Sie sind reich an FODMAPs. Hinter diesem Akronym verbirgt sich die komplizierte Bezeichnung ‘fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und (and) Polyole’. Das sind Kohlenhydrate und Zuckeralkohole, die über die Nahrung in den Dickdarm gelangen und dort zu Wasseransammlungen und Vergärungsprozessen (Fermentation) führen. Dieser Vorgang löst bei vielen Reizdarmpatientinnen und -patienten die typischen Symptome aus. Abhilfe kann eine Low-FODMAP-Diät schaffen, also eine Ernährungsweise, bei der man für eine festgesetzte Zeit auf FODMAP-reiche Nahrungsmittel verzichtet.

In professioneller Begleitung

Zu den FODMAP-reichen Lebensmitteln gehören unter anderem:

  • Zwiebeln und Knoblauch
  • Weizen
  • Pilze
  • Blumenkohl
  • Äpfel und Birnen
  • Hülsenfrüchte
  • Milch

Da die Low-FODMAP sehr komplex und aufwändig ist, rät Beatrice Schilling Interessierten, sich professionelle Hilfe bei einer Ernährungsberaterin oder einem Ernährungsberater zu suchen. «Alle Studien, welche die Wirksamkeit der Low-FODMAP-Diät belegt haben, wurden in Begleitung von professionellen Low-FODMAP-geschulten Fachpersonen durchgeführt. Wir gehen nicht nur auf individuelle Situationen und auf Details ein, sondern haben in den späteren Phasen eine wichtige Coaching-Funktion», erklärt die Expertin. Die Beratung durch Ernährungsberaterinnen oder Ernährungsberater von der SVDE kann, insofern sie von der Hausärztin oder dem Hausarzt verschrieben wurde, über die Grundversicherung der Krankenkasse abgerechnet werden.

Die drei Phasen der Low-FODMAP-Diät

Die Low-FODMAP-Diät besteht aus drei Phasen. Jede Phase ist durch unterschiedliche Ziele und Ernährungsempfehlungen gekennzeichnet:

  1. Eliminationsphase

«Diese Phase dauert zirka vier bis sechs Wochen. Während dieser Zeit verzichtet man auf alle FODMAP-reichen Lebensmittel», führt die Ernährungsberaterin aus. In dieser Phase sollte die Diät relativ streng durchgeführt werden, um zu erkennen, ob die Umstellung überhaupt eine Linderung der Beschwerden bringt. «Wichtig ist zu betonen, dass man in dieser Phase nicht einfach nur Lebensmittel weglässt, sondern diese durch FODMAP-ärmere Alternativen aus derselben Lebensmittelgruppe ersetzt, wie etwa den Apfel durch eine Kiwi», so Beatrice Schilling.

Die Eliminationsphase kann zusätzlichen Stress bedeuten, der die Verdauungsbeschwerden wiederum verstärkt. «Menschen mit Reizdarm sollten sich deshalb bewusst machen, dass sie durch die Low-FODMAP-Diät langfristig in ihr eigenes Wohlbefinden investieren», rät die Expertin.

  1. Wiedereinführungsphase

Das Herzstück der Low-FODMAP-Diät ist die Wiedereinführungsphase. «Hier wird es spannend und individuell: Kommt es zu einer Verbesserung der Symptome, werden gewisse Nahrungsmittel versuchsweise wieder in den Speiseplan integriert, mit dem Ziel, die individuelle Toleranzgrenze zu finden», berichtet die Beatrice Schilling. In dieser Phase lassen sich wertvolle Erkenntnisse über persönliche Beschwerdeauslöser sammeln, was später eine individuell angepasste Ernährung ermöglicht.

  1. Individuelle Langzeit-Ernährung

In dieser langfristigen Phase richten Reizdarm-Betroffene ihren Speiseplan nach ihrer persönlichen Toleranzgrenze für FODMAP-reiche Lebensmittel aus. Sie sollen ihre Beschwerden mit möglichst wenig Einschränkungen wirksam kontrollieren können. Die Ernährung sollte möglichst vielseitig und ausgewogen sein, da dies für die Darmgesundheit allgemein zuträglich ist.

Beschwerden in Kauf nehmen

Bei FODMAP und generell bei Intoleranzen besteht immer die Möglichkeit, ein Lebensmittel, das nicht gut vertragen wird, trotzdem zu essen und die Beschwerden in Kauf zu nehmen. «Wenn es für meine Lebensqualität und mein Wohlbefinden beispielsweise besser ist, zusammen mit meiner Grossmutter eine Apfelwähe zu essen, obwohl ich weiss, dass ich danach Bauchschmerzen haben werde, dann ist das vollkommen in Ordnung», betont die Expertin. In der Beratung geht es deshalb auch darum, herauszufinden, welche Beschwerden wann ‘akzeptabel’ sind. «Betroffene können dadurch bewusst entscheiden, ob sie ein Lebensmittel, das sie sehr gerne haben, das ihnen aber Bauchbeschwerden verursacht, trotzdem zu essen.»

Unterstützungshilfen bei der Low-FODMAP-Diät

Interessierte finden im Internet unzählige Listen mit FODMAP-reichen und -armen Lebensmitteln. Eine App, die Beatrice Schilling empfehlen kann, wurde von der Monash University entwickelt und ist sowohl für Android- als auch für Apple-Geräte erhältlich. «Egal ob digital oder auf Papier: Eine Erinnerungshilfe ist notwendig, da man diese Ernährungsform nicht einfach auswendig lernen kann», gibt die Expertin zu bedenken.

Lesenswert sind ausserdem die Kochbücher von Carine Buhmann, die sich auf die FODMAP-Küche bei Reizdarm spezialisiert hat.

Kochbücher FODMAP

Typische Fehler

«Ich beobachte häufig, dass Personen, welche die Low-FODMAP-Diät ausprobieren, viel zu streng mit sich selbst sind», so die Expertin. «Sie essen dann zum Beispiel glutenfrei, obwohl das gar nicht nötig ist. Oder sie wechseln auf Linsennudeln, die zwar glutenfrei, aber nicht FODMAP-arm sind», führt sie aus. Ein anderes Beispiel sind Zuckerersatzstoffe: Es kommt vor, dass Betroffene den Kuchen mit Birkenzucker backen, in der Annahme, dass dieser viel gesünder ist. Er enthält jedoch deutlich mehr FODMAPs.

Ein weiterer Punkt ist der Fehlschluss, dass nur die FODMAPs verantwortlich sind für Blähbauch und Durchfall. Reizdarm ist eine multifaktorielle Erkrankung. Die Zusammensetzung der Mahlzeiten, Protein, ein hoher Kaffeekonsum, das Kauverhalten, aber auch Stress und Schlafmangel spielen ebenfalls eine grosse Rolle.

Die Low-FODMAP-Diät ist wissenschaftlich anerkannt

«Die FODMAP-arme Ernährung ist in den Leitlinien zur Behandlung des Reizdarmssyndroms verankert. Zahlreiche Studien weisen auf ihre Wirksamkeit hin: 50 bis 75 Prozent der Betroffenen haben dadurch weniger Beschwerden und eine bessere Lebensqualität», hält Beatrice Schilling fest. Sie betont, dass die FODMAPs nicht die Auslöser des Syndroms sind. Die Ursachen der Erkrankung sind weiterhin unklar. «Menschen mit Reizdarmsyndrom reagieren aber häufig hypersensitiv auf die FODMAPs. Den restlichen 25 Prozent scheinen diese Inhaltsstoffe allerdings nichts auszumachen. Wenn wir nach der Ausschlussphase merken, dass die Diät keinen oder nur einen minimalen Nutzen bringt, sollte sie abgebrochen werden. Andere Therapieansätze sind in diesen Fällen wichtiger. Man weiss zum Beispiel, dass Entspannungstraining bei manchen Betroffenen ähnliche Ergebnisse erzielen kann wie die Low-FODMAP-Diät.

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