Prostatakrebs

Prostatakrebs-Vorsorge kann Leben retten

Vorsorgeuntersuchungen helfen bei der Früherkennung von Prostatakrebs

Wissenschaftler pipettiert Flüssigkeit in Reagenzglas - Prostatakrebs-Vorsorge

Spoiler

  • Prostatakrebs ist nur im frühen Stadium heilbar. Deshalb unbedingt an Vorsorgeuntersuchungen denken!
  • Alter und Gene gehören zu den grössten Risikofaktoren.
  • Eine App kann das persönliche Risiko anzeigen.

Eine Vorsorgeuntersuchung ist ein Schritt, den man nicht ohne Vorbereitung gehen sollte, denn das Ergebnis einer Vorsorgeuntersuchung kann von grosser Tragweite sein. Dies gilt natürlich auch für die Prostatakrebs-Vorsorge. Noch vor dem Schritt in das Behandlungszimmer sollte sich ein Mann in jedem Fall mit den wichtigsten Fakten vertraut machen. Er sollte wissen, was Prostatakrebs ist, was er bedeuten kann und welche Therapien und möglichen Folgen der Therapien es gibt. Eine gute Beratung mit dem eigenen Hausarzt ist hierfür Voraussetzung, ebenso wie Gespräche mit der Partnerin oder dem Partner. Das Wichtigste aber schon an dieser Stelle: «Die Message Nummer eins ist: Die Prostatakrebs-Vorsorge auf Basis des PSA-Tests kann Leben retten», sagt Prof. Franz Recker. Dies zeigt eine wichtige gesamt-europäische Studie, an der das Prostatazentrum am Kantonsspital Aarau beteiligt war.

Güterabwägung im Vorfeld der Prostatakrebs-Vorsorge

Eine persönliche ‘Güterabwägung’ sollte der Prostatakrebs-Vorsorge vorausgehen. «Der Mann sollte klären, ob er notfalls für eine verlängerte Lebensdauer die möglichen Nebenwirkungen einer Therapie akzeptieren könnte, auch wenn sie therapiebar sind», rät Prof. Recker. Als Therapie können bei Prostatakrebs die operative Entfernung des Tumors beziehungsweise der Prostata oder verschiedene Arten der Bestrahlung in Frage kommen. Nicht sehr häufige Nebenwirkungen der Therapie können unter anderem Urin-Inkontinenz und/oder eine veränderte Potenz bis hin zur Impotenz sein. «Heute ist insbesondere das Risiko einer Inkontinenz als Folge der Operation aber nur noch gering», meint der Experte. Dies hänge unter anderem von der Erfahrung des Operateurs ab, nach der sich Patienten erkundigen sollten.

Risiko für Prostatakrebs

Für Männer ist Prostatakrebs die häufigste Krebsart und die zweithäufigste krebsbedingte Todesart. «Männer müssen wissen, dass das Risiko einer Erkrankung an Prostatakrebs zeitlebens zwischen vier und acht Prozent beträgt. Das heisst: Circa vier Prozent sterben an der Erkrankung. Die anderen vier Prozent sterben zwar nicht an der Erkrankung, leiden aber unter den fortgeschrittenen Tumorstadien», so Prof. Recker. Gleichzeitig gilt: Nicht jeder Prostatakrebs muss behandelt werden. Dies ist abhängig von Befund und Alter des Patienten. «Es würden zurzeit circa doppelt so viele Tumoren entdeckt wie zu behandeln seien», führt Prof. Recker aus. Der lebensbedrohliche Prostatakrebs muss früh erkannt werden. Nur im frühen Stadium der Erkrankung ist die Erkrankung heilbar. Doch im Frühstadium macht der Prostatakrebs nur selten Beschwerden, weshalb die Früherkennung im Rahmen der Prostatakrebs-Vorsorge so wichtig sein kann.

Grösste Risikofaktoren

Das Alter eines Mannes ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Prostatakrebs. «Die meisten Erkrankungen werden zwischen 50 und 70 Jahren diagnostiziert. Über 80 Prozent aller Männer, bei denen Prostatakrebs festgestellt wird, sind über 60 Jahre alt.» Auch genetische Faktoren können eine wichtige Rolle spielen. «Wenn der Vater oder ein Bruder an Prostatakrebs erkrankt sind, besteht ab einem Alter von circa 45 Jahren ein erhöhtes Risiko», ergänzt Prof. Recker. Das Erkrankungsrisiko mit diesem Hintergrund ist für einen Mann doppelt so hoch, wie für Männer ohne entsprechende familiäre Krankengeschichte und sollte bei der Prostatakrebs-Vorsorge berücksichtigt werden. Auch die Ernährung spielt offensichtlich eine Rolle in der Entwicklung eines Prostatakrebses.

Bluttest für PSA-Wert in der Prostatakrebs-Vorsorge

«In der Schweiz ist das Instrumentarium der Wahl in der Prostatakrebs-Vorsorge der PSA-Test», so der Chefarzt der Urologischen Klinik. PSA steht für Prostata-spezifisches Antigen, das mit diesem einfachen Bluttest bestimmt werden kann. Das Antigen ist ein Eiweiss, das nur von Zellen der Prostata gebildet wird und normalerweise in geringen Mengen ins Blut übertritt. «Der Mann darf bis 36 Stunden vor dem PSA-Test keinen Geschlechtsverkehr gehabt haben, weil dies das Testergebnis verfälschen kann», erklärt Prof. Recker.

Ein erhöhter PSA-Wert – auch: PSA-Tumormarker – ist nicht zwingend ein Hinweis auf Prostatakrebs. Ein erhöhter PSA-Wert kann auch ein Hinweis auf eine Prostataentzündung oder eine gutartige Vergrößerung der Prostata sein. Und auch unbedeutende Reizungen können Ursache eines erhöhten Wertes sein. Ein in der Schweiz entwickelter Risikokalkulator (Swiss Prostate Check-App, siehe Info-Kasten) steht ab Dezember 2014 zur präziseren Diagnostik mit Vermeidung unnötiger Abklärungen zur Verfügung.

Der Arzt kann zusätzlich die Prostata mit dem Finger über den Enddarm abtasten. Dies wird auch DRU genannt, was für digitale rektale Untersuchung steht. «Das Abtasten der Prostata hat nur noch eine geringe Bedeutung. Mit der DRU kann man das Bild vielleicht noch vervollständigen», sagt Prof. Recker.

Risiko der Prostatakrebs-Vorsorge: Überdiagnose und Übertherapie

Ein jährlicher PSA-Test wird teils kontrovers diskutiert. Da der PSA-Test aber in der Schweiz das wichtigste Instrument der Prostatakrebs-Vorsorge ist, sollte man sich mit ihm früh auseinandersetzen. «Ein Problem des PSA-Screenings liegt in den möglichen Überdiagnosen», erklärt Prof. Recker. Der Grund: Es werden viele Tumoren entdeckt und auch behandelt, die den Patienten keine Beschwerden verursachen würden und an denen sie auch nicht frühzeitig sterben würden. Dies ist abhängig vom Alter des Patienten und vor der Geschwindigkeit mit der sein Tumor wächst. «Übertherapie ist aber ein Problem, das jeder Vorsorge inne wohnt», gibt der Experte zu bedenken. Bei einem erhöhten PSA-Wert kann eine Gewebeprobe zur weiteren Abklärung genommen werden. «Wir beginnen jetzt das PSA-Feintuning aufgrund der Daten die wir durch 13 Jahre Beobachtung haben. Dadurch können Überdiagnostik und Übertherapie deutlich reduziert werden.» Die neue App, die Professor Recker und sein Team entwickelt haben, wird hierbei hilfreich sein.

App präzisiert Risiko für Prostatakrebs

Zur besseren Einschätzung des individuellen Risikos entwickelte ein Team mit Professor Recker die App ‘Prostate Check’ für iPhone und Android-Smartphones, die im App Store zu finden ist. Sie führt Daten aus PSA-Wert, digitaler rektaler Untersuchung, gegebenenfalls familiärer Vorbelastung und anderem zusammen. Das anschliessend in Prozenten ausgedrückte Ergebnis präzisiert das persönliche Risiko für Prostatakrebs. «Diese Berechnung hilft sowohl dem Patienten als auch dem behandelnden Arzt. So können unnötige Abklärungen verhindert und notwendige erkannt werden. Ergibt die Berechnung mit der App einen sehr niedrigen Wert, können die Kontrollintervalle auf zwei bis vier Jahre ausgedehnt werden», erläutert Prof. Recker. So könnten die Ärzte den Patienten zwischen 20 und 30 Prozent der Gewebeproben bei der Prostatakrebs-Vorsorge ersparen.

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