Vorhaut ade: die Beschneidung beim Mann

Wann ist der Eingriff angeraten, wann nicht?

Schiff

Spoiler

  • Verändert sich die Vorhaut oder spannt sie, kann eine Beschneidung angeraten sein.
  • Dabei wird die Vorhaut ganz oder teilweise entfernt. Der Eingriff dauert etwa eine halbe Stunde.
  • Gesundheitliche Vorteile bietet die Beschneidung ohne medizinische Beschwerden nur in Ländern, in denen die hygienischen Standards niedrig sind.

Die Beschneidung beim Mann wird aus ganz verschiedenen Gründen durchgeführt: Sie kann kulturell oder religiös motiviert oder als hygienische Vorsorgemassnahme geboten sein. «Aus rein medizinischer Sicht gibt es drei Gründe für eine Beschneidung», erläutert Prof. Dr. Dr. Daniel Eberli. «Sie ist angeraten, wenn sich die Vorhaut nicht über die Eichel zurückziehen lässt – bei der sogenannten Phimose –, wenn an der Vorhaut Veränderungen wie Rötungen oder Schwellungen auftreten und wenn es zu Spannungsschmerzen bei sexueller Aktivität kommt.»

Nicht immer rät der Urologe zu dem Eingriff. «Spannt die Vorhaut, kann auch eine Cortisoncreme helfen. Sie macht die Haut elastischer.» Doch das funktioniert nicht in jedem Fall, wie der Experte einräumt: «Bei Kindern und Jugendlichen kommt es häufig zu einer Verbesserung, bei Älteren weniger.»

So wird die Beschneidung beim Mann durchgeführt

Bei der Beschneidung beim Mann (medizinisch Zirkumzision genannt) wird die Vorhaut vollständig vom Penis entfernt. Üblicherweise erfolgt der Eingriff unter örtlicher Betäubung. Die Vorhaut wird unterhalb der Eichel gelöst, die Hautränder danach miteinander vernäht.

«Die ganze OP dauert etwa eine halbe Stunde und ist absolut schmerzfrei. Hinterher sollte man etwa zwei Wochen auf Sex verzichten», so Prof. Eberli.

Welche Komplikationen können auftreten?

Die Beschneidung beim Mann ist ein Routineeingriff, trotzdem kann es wie bei jeder Operation zu Komplikationen kommen. Selten treten Einblutungen oder Infektionen auf.

Gelegentlich stellt das optische Ergebnis der Beschneidung die Erwartung des Mannes nicht zufrieden und kosmetische Nachbehandlungen sind erforderlich.

Durch eine Beschneidung beim Mann zu besserem Sex?

Die Entfernung der schützenden Vorhaut legt die empfindliche Eichel frei. Dass die erregbarere Penisspitze zu lustvollerem Geschlechtsverkehr oder die unsensiblere, weil verhornte Eichel zu einem längeren Stehvermögen führt, konnte jedoch wissenschaftlich nie belegt werden.

Prof. Eberli rät aus einem ganz anderen Grund von einer nicht-medizinisch indizierten Beschneidung beim Mann ab. «Die Vorhaut ist eine ideale Ersatzhaut, um beispielsweise bei Bedarf Teile der Harnröhre nachzubauen.»

Bessere Hygiene durch Beschneidung?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfahl 2007 ihren Mitgliedsstaaten die Beschneidung beim Mann zur medizinischen Vorsorge. Zuvor konnte in mehreren Studien ein Zusammenhang zwischen Beschneidung und niedrigerem Infektionsrisiko für HIV herausgestellt werden.

Prof. Eberli relativiert die Empfehlung: «Das Infektionsrisiko in einigen Teilen der Welt hängt mehr mit den mangelhaften hygienischen Bedingungen und Mangel an Kondomen vor Ort zusammen als mit der Beschneidung selbst. Für die Schweiz und Europa, wo mit die besten hygienischen Verhältnisse weltweit herrschen, ist eine Beschneidung zur gesundheitlichen Vorsorge nicht angeraten.»

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