Vom Glück, das Leben anpacken zu dürfen

Schauspielerin Uschi Glas über ihre Filme und ihr Engagement für Kinder

Uschi Glas
Ihre Karriere als Schauspielerin begann, als Sie bei einer Premierenfeier mit kritischen Bemerkungen über den Film auf sich aufmerksam machten. War das jugendliche Freude am Protest?

Das war wohl eher eine unverstellte Offenheit. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich verstellen. Wenn etwas nicht nach meinem Geschmack ist, dann sage ich das auch, natürlich möglichst, ohne unhöflich zu sein. Es gehört zur Diskussionskultur dazu, Kritik zuzulassen und Argumente auszutauschen. Am Ende lernt man im besten Fall noch etwas dabei.

Nach welchen Kriterien wählen Sie aus, bei welchem Filmprojekt Sie mitmachen?

Mir ist es wichtig, dass die Figur einen Verlauf hat, also einen Anfang und ein Ende durchlebt, und dass sie die Gesamthandlung bewegt. Da können auch kleinere Rollen interessant sein.

Welche Rolle war Ihnen am liebsten?

Das kann ich gar nicht sagen. Jedes Filmprojekt hatte seine Zeit und ich habe immer gern gespielt. Ich habe Gott sei Dank immer noch Spass daran, mich zu verkleiden, in eine Rolle zu schlüpfen und den Zauber zu spüren, der dem innewohnt – und hinterher bin ich wieder Uschi.

Gibt es einen Film, bei dem Sie im Nachhinein lieber nicht mitgewirkt hätten?

Natürlich, aber wenn ich mich einmal für eine Rolle entschieden habe, dann stehe ich auch dazu. Wenn ich bei einem Drehbuch Bauchgrummeln habe, dann lasse ich lieber die Finger davon.

Sie engagieren sich für Schulkinder und verteilen mit dem Verein brotZeit e. V. kostenfrei Frühstück. Wie kam es dazu?

In einer Radioreportage wurde über rund 5 000 massiv hungernde Grundschüler berichtet – im reichen München. Das hat mich ins Mark getroffen. Ich habe meinem Mann davon erzählt und zum Glück hat er mich sofort unterstützt. Wir haben die Grundschulen in der Stadt angefragt, ob das wirklich ein so grosses Problem ist. Und das war es! Wir haben uns mit den Schulleitern zusammengesetzt und eine Lösung gesucht. Am sinnvollsten erschien uns ein Frühstück in der Schule vor dem Unterricht. Inzwischen bietet der Verein an rund 280 Schulen Frühstück für etwa 11 000 Kinder an. Wir verteilen 450 Tonnen Lebensmittel pro Schuljahr.

Worauf legen Sie bei dem Frühstück besonderen Wert?

Uns geht es um mehr als nur die blosse Sättigung. Wir möchten ein Gemeinschaftserlebnis in einem geborgenen Raum bieten. Die Kinder sollen sich Zeit nehmen können und miteinander oder mit den ehrenamtlichen Helferinnen ins Gespräch kommen können. Wir wollen auch zeigen, dass Essen eine Kultur ist. Deshalb sind die Lebensmittel schön angerichtet und der Kakao kommt nicht aus der Tüte, sondern der Glaskaraffe.

Denken Sie, dass sich die Lage der Kinder in den letzten Jahren verbessert hat?

An den Schulen, die wir mitbetreuen, grundsätzlich ja. Kinder, die mit einem Frühstück in den Tag starten, sind leistungsfähiger und es gibt weniger Raufereien auf dem Schulhof. Dazu gibt es Studien, die das belegen.

Durch Corona sind in den Grundschulen die Bildungsfortschritte aber oft auf null zurückgefallen. Ich bete darum, dass die Schulen offenbleiben, damit die Schüler in ihrer Entwicklung nicht noch weiter ausgebremst werden.

Andere werden im Alter ruhiger. Bei Ihnen scheint das soziale Engagement eher zuzunehmen. Woher nehmen Sie die Energie dafür?

Das ist ganz einfach. Mir sagt Ruhestand nichts. Natürlich faulenze ich auch manchmal, aber Stillstand kann ich nicht ertragen. Ich will Neues erfahren und ich freue mich über das Älterwerden. Das ist doch ein riesiges Glück, in der Früh aufstehen und den Tag anpacken zu können. Das ist ein Geschenk!

Vielen Dank für das Gespräch.
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