Vitaminbomben in Kapselform?

Was steckt in Nahrungsergänzungsmittel und wem bringen sie wirklich etwas

Tabletten

Spoiler

  • Eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung deckt den grössten Vitamin- und Nährstoffbedarf ab. Veganer und Schwangere sollten bestimmte Vitamine zusätzlich einnehmen.
  • Der häufigste Mangel bei allen Menschen ist der des «Sonnenvitamins» Vitamin D.
  • Freiverkäufliche Präparate schneiden gut ab. Die Einnahme wird jedoch immer begleitend mit einem Hausarzt empfohlen. Überdosierungen sind möglich.

Eins vorweg: Eine gesunde, ausgewogene Ernährung kann durch Nahrungsergänzungsmittel nicht ersetzt werden. So steht es auf jeder Verpackung – und so ist es auch.

Damit der Körper ausreichend mit allen Nährstoffen versorgt ist, braucht er eine bunte Mischung aus viel Gemüse, etwas Obst und Stärkeprodukten wie Reis oder Brot, wenig Fleisch, Fisch, Milchprodukten und Öl und dazu ganz viel Wasser. «Doch auch bei einer abwechslungsreichen Ernährung, kann es vorkommen, dass sich Mangelerscheinungen äussern. Das kann an erhöhtem Bedarf, eingeschränkter Aufnahmefähigkeit oder an einer Erkrankung liegen. Dann kann der Einsatz von ergänzenden Präparaten sinnvoll sein», weiss Stephanie Bieler.

Auf diese Vitamine und Nährstoffe kommt es besonders an

Vitamin B 12: Hinter diesem Namen stecken verschiedene chemische Verbindungen, die in vielen Stoffwechselprozessen des Körpers mitwirken: Im Nervensystem, bei der Blutbildung und bei der Verwertung von Folsäure spielt das Vitamin eine wichtige Rolle «Verwertbares Vitamin B12 kommt ausschliesslich in tierischen Produkten wie Milch, Eiern, Fleisch und Fisch vor. Daher ist es für vegan lebende Personen essenziell Vitamin B12 in Form von Supplementen einzunehmen», weiss die Fachexpertin für Ernährung. Ein Mangel an Vitamin B 12 äussert sich häufig in Müdigkeit, Nervenschäden, Muskel- und Konzentrationsschwäche.

Folsäure und Jod: «In der Schwangerschaft und Stillzeit ist der Bedarf an vielen Vitaminen und Mineralstoffen erhöht. Ein ergänzendes Präparat kann in dieser Situation sinnvoll sein. Was und wie viel besprechen die Frauen am besten mit der behandelnden ärztlichen Fachperson», rät Bieler. Besteht ein Kinderwunsch, soll Folsäure bereits vor der Empfängnis in Form von Tabletten eingenommen werden. «Täglich 400 Mikrogramm Folsäure zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung sind empfehlenswert, um den erhöhten Bedarf in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen zu decken», meint die Expertin.

Vitamin D: Das Vitamin wird einerseits durch UV-Strahlung in der Haut gebildet, kann andererseits aber auch in geringen Mengen über die Nahrung aufgenommen werden. In den Wintermonaten, wenn die Sonneneinstrahlung geringer, ist die Vitamin D-Zufuhr durch die Sonne nicht ausreichend. «Das, was wir an Vitamin D über Lebensmittel aufnehmen, kann diese mangelnde Versorgung leider nicht ausgleichen. Deshalb ist eine Supplementierung – immer in Absprache mit einer medizinischen Fachperson – für viele sinnvoll», so Bieler.

Kleinkinder unter drei Jahren und Menschen ab 60 Jahren sind besonders gefährdet, da sie sich tendenziell weniger an der Sonne aufhalten oder sich sehr gut vor der Einstrahlung schützen. Aber auch Schwangere, Stillende und Dunkelhäutige leiden häufiger unter einem Vitamin D-Mangel.

Nahrungsergänzungsmittel aus der Drogerie?

Grundsätzlich unterliegen die freiverkäuflichen Präparate aus der Drogerie oder dem Supermarkt der Verordnung des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI) über Nahrungsergänzungsmittel. Verschiedene Studien und Tests weisen ihnen im Vergleich zu verschreibungspflichtigen Präparaten aus der Apotheke oft eine gute oder gleichwertige Wirkung nach. Wer trotzdem auf Nummer sicher gehen möchte, auch in Punkto Bedarf und Dosierung, bespricht die Einnahme vorher mit seinem Hausarzt.

Achtung, Überdosis!

«Für Nahrungsergänzungsmittel gilt die Prämisse ‹viel nützt viel› nicht. Bei verschiedenen Vitaminen und Mineralstoffen gibt es eine Obergrenze, ab welcher die negativen Effekte die gesundheitsfördernde Wirkung überwiegen können», erklärt die Expertin. Deshalb sollte die auf dem Beipackzettel oder vom Arzt empfohlene Dosierung immer beachtet und nicht selbstständig heraufgesetzt werden.

Wer das Gefühl hat, unter einem bestimmten Vitaminmangel zu leiden, aber unsicher ist, ob tatsächlich einer vorliegt und welcher es genau ist, kann sein Blut untersuchen lassen. Nach der Prüfung kann der behandelnde Arzt eine Empfehlung aussprechen. «Der Griff zu Nahrungsergänzungsmittel ist schnell getan und in den meisten Fällen auch bei keinem erheblichen Mangel unschädlich. Doch mitunter können wir uns die Einnahme sparen. Manchmal reicht es schon aus, bestimmte Lebensmittel häufiger oder in anderen Kombinationen zu sich zu nehmen» weiss Stéphanie Bieler.

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