Verletzungen schnell und einfach versorgen – ganz ohne Arzt

Wie kleinere Verletzungen daheim behandelt werden können

Mutter tröstet Kind

Spoiler

  • Bei offenen Verletzungen muss die Wunde gesäubert und gekühlt werden. Auch sollte der Impfschutz gegen Tetanus überprüft werden.
  • In die Hausapotheke gehören Mittel zur Wundreinigung und zur Kühlung, dazu Medikamente gegen Juckreiz bei Insektenstichen und Schmerzen.
  • Bei grösseren Wunden, Bewusstlosigkeit, Wespen- oder Bienenstichen im Mund und allergischen Reaktionen muss der Notarzt aufgesucht werden.

Wenn Kinder spielen und tollen, kann es schnell mal zu Verletzungen kommen: «Neben den Klassikern wie Prellungen, Schürf- und Platzwunden ziehen sich Kinder häufig Zerrungen am Fussgelenk oder im Oberschenkel zu», weiss Dr. Jan Cahlik, praktizierender Kinderarzt in Affoltern und Vizepräsident der Kinderärzte Schweiz.

Nicht jede Blessur ist gleich ein Fall für den Arzt, denn viele kleinere Verletzungen können auch daheim ganz gut versorgt werden. «Bei geschlossenen Wunden ist Kühlung angesagt», erklärt der Experte. «Das gilt auch für Insektenstiche, wobei hier zusätzlich noch abschwellende Mittel verwendet werden können.»

Nicht jedes Pflaster ist bei Verletzungen geeignet

Offene Verletzungen müssen zuerst gesäubert werden, um Entzündungen vorzubeugen. «Dafür können desinfizierende Mittel oder einfach sauberes Wasser verwendet werden», so der Kinderarzt.

Bei Schürf- und Platzwunden sollte ausserdem unbedingt der Impfschutz gegen Tetanus überprüft werden, um diese gefährliche Folgeerkrankung zu vermeiden. Bei Pflastern empfiehlt Dr. Cahlik, genauer hinzuschauen: «Zwar halten Pflaster Schmutz von der Wunde fern, doch der Klebstoff kann die Heilung verzögern und unter vollkommen abdeckenden Pflastern beginnt eine offene Wunde schnell zu eitern. Besser geeignet sind Pflaster, die seitlich offen sind und eine Belüftung der Wunde zulassen.»

Globuli: mehr psychologischer Effekt als medizinische Wirkung

Auch bei homöopathischen Mitteln zur Versorgung von Verletzungen zeigt sich der Mediziner skeptisch: «Die Wirkung der meisten Präparate ist umstritten und konnte noch in keiner wissenschaftlichen Studie einwandfrei bestätigt werden. Es kann aber zur ‘Gewohnheit’ werden und dem Kind den Eindruck vermitteln, dass gleich bei jeder kleinen Schürfwunde ein Mittelchen geschluckt werden muss.»

Deshalb empfiehlt der Experte, auf Globuli im Zweifelsfall zu verzichten.

Hausapotheke: wichtige Must-haves bei Verletzungen

Auch die Bestückung der Hausapotheke hängt sehr vom Temperament der Eltern ab: «Mittel zum Kühlen, zum Desinfizieren, zum Lindern von Schmerzen und von Juckreiz – etwa bei Mückenstichen – und eine gute Wundsalbe», zählt Dr. Cahlik die Basics auf. «Das sollte in jedem Fall vorrätig sein.»

Im Notfall nicht experimentieren

Doch auch damit lassen sich natürlich nicht alle Verletzungen des Kindes behandeln. Nach Bewusstlosigkeit oder wenn Schwindel auftritt sowie Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen oder Bewegungsbeeinträchtigungen anhalten, muss ein Facharzt aufgesucht werden.

Auch klaffende Wunden oder nicht zu stillende Blutungen sind ein Fall für den Experten. «Bei Wespen- oder Bienenstichen im Mund oder allergischen Reaktionen sollte ebenfalls nicht lange gefackelt werden», macht Dr. Cahlik klar. «Diese Verletzungen sind Notfälle, da könnte jede Minute zählen.»

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