Verhütung für den Mann – Optionen, Chancen und Herausforderungen

Welche Möglichkeiten es neben Kondomen gibt

Verhütung Mann: Männerhand zieht ein Kondom aus einer hinteren Jeanstasche einer Frau

Spoiler

  • Kondome und die Vasektomie sind die derzeit gängigsten Verhütungsmethoden für Männer, wobei Kondome auch Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen bieten.
  • Hormonelle Verhütung für den Mann, wie Pillen oder Gels, sind noch in der Entwicklung, könnten aber aufgrund ihrer Nebenwirkungen und mangelnder Akzeptanz auf der Strecke bleiben.
  • Nicht-hormonelle Alternativen wie RISUG und Vasalgel zeigen vielversprechende Ansätze. Sie sind könnten eine Option sein, sobald sie verfügbar sind.
  • Die gesellschaftliche Akzeptanz und der Dialog über die Verantwortung bei der Verhütung durch Mann und Frau sind zentrale Punkte für die zukünftige Entwicklung und Nutzung von Verhütungsmitteln.

Der Klassiker bei der Verhütung für den Mann: das Kondom

Kondome sind die wohl bekannteste und am häufigsten verwendete Verhütungsmethode für Männer. Sie haben den Vorteil, dass sie nicht nur eine ungewollte Schwangerschaft verhindern, sie senken zudem das Risiko für eine Ansteckung mit sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) deutlich. Sie sind einfach anzuwenden, recht günstig, weit verbreitet und in fast jedem Supermarkt, in der Apotheke und Drogerie erhältlich. Neben den klassischen Varianten aus Latex gibt es sie in weiteren verschiedenen Materialien, beispielsweise für Personen mit Allergien.

Die Vorteile des Kondoms

  • Sofort geschützt: Kondome sind sofort einsatzbereit und bieten unmittelbaren Schutz. 
  • Keine hormonellen Nebenwirkungen: Im Gegensatz zu vielen Verhütungsmitteln für Frauen, wie die Antibabypille, gibt es durch das Kondom keine hormonellen Auswirkungen auf den Körper. 
  • Schutz vor STIs: Kondome sind das einzige Verhütungsmittel, das gleichzeitig vor STIs schützt. 

Die Nachteile des Kondoms

  • Anwendungsfehler: Der Hauptnachteil ist, dass Kondome korrekt verwendet werden müssen, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Risse, Abrutschen oder falschen Aufsetzen können die Schutzwirkung verringern. 
  • Weniger Spontanität: Die Notwendigkeit, das Kondom im entscheidenden Moment zur Hand zu haben, wird von manchen Personen als störend empfunden. Es überzustreifen kann jedoch ganz schnell zu einem Bestandteil des Liebesspiels werden und muss keinesfalls unangenehm sein.

Vasektomie: die dauerhafte Lösung

Die Vasektomie ist eine der effektivsten Methoden zur Verhütung für den Mann. Bei diesem kleinen chirurgischen Eingriff werden die Samenleiter durchtrennt und verschlossen, sodass keine Spermien mehr in die Samenflüssigkeit und damit ins Ejakulat gelangen. Diese Variante gilt als dauerhaft und wird daher vor allem jenen Männern empfohlen, deren Familienplanung bereits abgeschlossen ist. Das kann bedeuten, dass keine weiteren oder gar keine Kinder mehr gezeugt werden sollen. 

Die Vorteile der Vasektomie

  • Hohe Wirksamkeit: Die Vasektomie bietet nahezu 100-prozentige Sicherheit. Ist sie korrekt durchgeführt, befinden sich keine Spermien mehr im Ejakulat. 
  • Einmalige Sache: Mit einem Eingriff ist es erledigt und danach sind keine weiteren Verhütungsmethoden mehr notwendig. Das wirkt sich häufig auch positiv auf Beziehungen aus, da Partnerinnen von da an nicht mehr hormonell verhüten müssen. 

Die Nachteile der Vasektomie

  • Irreversibilität: Eine Vasektomie lässt sich nur mit einem sehr aufwändigen Eingriff rückgängig machen und auch dann gibt es keine Garantie, dass dieser erfolgreich ist und die Samenleiter sich korrekt verbinden. Daher sollten sich Männer vor dem Durchtrennen der Samenleiter absolut sicher sein, dass diese Entscheidung eine endgültige ist.
  • Kein Schutz vor STIs: Natürlich schützt eine Vasektomie im Gegensatz zu Kondomen nicht vor Geschlechtskrankheiten, sie verhindert lediglich eine Befruchtung. 

Hormonelle Verhütung beim Mann: Pille, Gel und Co. 

In den vergangenen Jahren hat die Forschung grosse Fortschritte bei der Entwicklung hormoneller Verhütungsmethoden für Männer gemacht. Ziel ist es, eine ähnliche Wirkung wie mit der Antibabypille bei Frauen zu erzielen, indem die Produktion von Spermien unterdrückt wird. Derzeit sind noch keine marktreifen Produkte erhältlich, es werden jedoch verschiedene Varianten bereits getestet.

Eine Möglichkeit ist die «Pille» für Männer, ein Präparat, das Testosteron mit Gestagen kombiniert, um die Spermienzahl zu reduzieren. Studien zeigen dabei tatsächlich eine ähnliche Wirksamkeit wie die der Pille für Frauen, aber auch genauso starke Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen oder Libidoverlust. Nach dem Absetzen waren die Spermien rasch wieder auf dem gleichen Level wie vor der Einnahme. Forschende gehen jedoch davon aus, dass Männer die Nebenwirkungen nicht tolerieren und sich daher gegen diese Form der Verhütung entscheiden würden. In der Kritik steht dabei oftmals, dass die gleichen oder sogar noch stärkere Nebenwirkungen bei der Antibabypille für Frauen offenbar als zumutbar betrachtet werden.

Neben der Pille wurde zudem ein vielversprechendes Gel entwickelt, das täglich auf die Haut aufgetragen ebenfalls die Spermienproduktion hemmt. Erste klinische Studien zeigen gute Ergebnisse und das Gel könnte in den nächsten Jahren eine echte Alternative zur Pille darstellen, die weniger Unannehmlichkeiten und eine bessere Benutzerfreundlichkeit mit sich bringt.

Nicht-hormonelle Möglichkeiten: die Zukunft der Verhütung?

Nicht-hormonelle Verhütung für den Mann ist ebenfalls ein aktives Forschungsgebiet. Diese Methoden zielen darauf ab, die Spermien mechanisch oder biochemisch daran zu hindern, Eizellen befruchten, ohne den Hormonhaushalt des Mannes zu beeinträchtigen.

Reversible Inhibition of Sperm Under Guidance (RISUG) und Vasalgel

RISUG ist ein Verfahren, bei dem ein Polymer (eine chemische Verbindung aus Molekülen) in die Samenleiter injiziert wird, das die daran vorbeiströmenden Spermien zerstört. Im Gegensatz zur Vasektomie ist dieser Eingriff reversibel, indem eine zweite Injektion verabreicht wird, um das Polymer aufzulösen. Verschiedene Studien haben aussichtsreiche Ergebnisse gezeigt und aktuell gibt es noch keine bessere Verhütungsmethode mit der gleichen Zuverlässigkeit und langanhaltenden Sterilität, die wieder vollständig rückgängig gemacht werden kann. Leider geht die Entwicklung nur sehr langsam voran und braucht noch viele weitere Studien. Eine Weiterentwicklung aus RISUG ist das Vasalgel. Es wird ebenfalls in dem Samenleiter injiziert und der Spermienfluss wird mechanisch blockiert. Diese Methode ist ebenfalls vollständig reversibel und bisheriges Tierversuche sowie kleinere Studien an Menschen deuten darauf hin, dass sie sicher und effektiv sein könnte.

Die Zukunft der Verhütung durch den Mann

Die grösste Herausforderung bei der Verhütung für Männer liegt nicht in der Forschung und Entwicklung neuer Produkte, sondern in der gesellschaftlichen Akzeptanz. Männer stehen, noch mehr als Frauen, hormonellen oder invasiven Methoden sehr skeptisch gegenüber. Die Bedenken gelten insbesondere den Nebenwirkungen oder fehlenden Informationen zur Langzeitwirkung. Hinzu kommen traditionelle Rollenbilder, die leider immer noch Verhütung als Aufgabe der Frau verstehen. Ein wichtiger Schritt hin zu mehr Akzeptanz von Verhütungsmitteln für den Mann wäre eine offenere und gleichberechtigtere Diskussion der Thematik. Die Entscheidung zur Verhütung sollte in einer Partnerschaft gemeinschaftlich getroffen werden und Männer sollten dabei stärker in die Verantwortung für die Verhütung eingebunden werden. Die Entwicklung der neuen Methoden bringt nicht nur mehr Auswahl mit sich, sondern auch die Möglichkeit, die Last der Verhütung gerechter zu verteilen, selbst wenn der Weg zu einer vollständig gleichberechtigten Verhütung noch lang ist. Die Zukunft sieht vielversprechend aus – für Männer und Frauen. So oder so ist und bleibt Verhütung ein gemeinsames Thema, das Respekt, Kommunikation und Verständnis erfordert. Indem der Mann seine Rolle in der Verhütung und Familienplanung aktiv annimmt, leistet er einen wertvollen Beitrag zur gemeinsamen Verantwortung für die sexuelle Gesundheit.

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