Trockene Augen behandeln: mehr Feuchtigkeit für eine bessere Sicht

Auch Tränen können auf Trockenheit hinweisen

Spoiler

  • Trockene Augen sind nicht immer trocken: Auch tränende Augen können auf Augentrockenheit – auch Keratokonjuktivitis sicca – hinweisen.
  • Die Sicca-Therapie reicht von Tränenersatzmitteln bis zu speziellen Augentropfen mit patienteneigenem Blut.
  • Trockene Augen selbst behandeln – bitte nur mit Vorsicht und wenn die Ursache bekannt ist.

Wenn das Auge brennt, juckt und tränt, steckt meist eine trockene Augenoberfläche dahinter. Trockene Augen sind die häufigste Augenerkrankung, von der rund ein Sechstel der Bevölkerung betroffen ist. Besonders Frauen und ältere Menschen leiden unter der sogenannten Keratokonjuktivitis sicca.

Geringe Luftfeuchtigkeit und Bildschirmarbeit sind nur zwei der möglichen Ursachen. «Zu lange sollte man mit der Behandlung von trockenen Augen nicht warten, da sie langfristig der Sehkraft schaden können», erklärt Prof. Steven von der Uniklinik Köln.

Abhilfe können verschiedene Hausmittel schaffen, wie das Auflegen von Gurkenscheiben oder feuchten Tüchern auf die Augen. «Die Standardbehandlung ist allerdings die Sicca-Therapie», so der Experte.

Nicht jedes trockene Auge ist gleich

Trockene Augen haben unterschiedliche Ursachen und entsprechend verschiedene Ausprägungen. Prof. Steven spricht hier von zwei häufigen Formen: «Es gibt die hyposekretorische und die evaporative Ausprägung. Bei der hyposekretorischen Form wird zu wenig Tränenflüssigkeit produziert. Das typische Anzeichen ist ein kratzendes Fremdkörpergefühl im Auge.»

Bei der evaporativen Form hingegen enthält das Tränensekret zu wenig Lipidanteile – also zu wenig Fett. «Dadurch verdunstet der Tränenfilm schneller und das Auge wird zunehmend trocken. Die Folge ist ein zunehmend trockenes Auge im Tagesverlauf und sehr schwankendes Sehen aber auch ein tränendes Auge», weiss der Experte.

Tränen bei Trockenheit – wie das?

Wer unter sandpapierartigen Augen leidet, blinzelt automatisch häufiger. Die Tränendrüsen reagieren auf die Reibung der Lider auf der Augenoberfläche und versuchen, den Feuchtigkeitsmangel auszugleichen. Manchmal reagieren sie jedoch zu schnell und zu stark, sodass die Augenoberfläche gar nicht alle Flüssigkeit aufnehmen kann, die über die Tränendrüse in die Augen gelangt – das Auge tränt.

Trockene Augen behandeln: Wann zum Arzt?

Das Trockene Auge ist weit verbreitet und tritt in verschiedenen Schweregraden auf. Prof. Steven sieht drei Fälle, in denen eine ärztliche Behandlung angesagt ist: «Wer Augenbeschwerden hat und zusätzlich an einer systemischen Grunderkrankung leidet, sollte eine Augenärztin oder einen Augenarzt darüber informieren. Dies betrifft beispielsweise Patientinnen und Patienten mit Rheuma oder Hauterkrankungen wie Rosazea und Neurodermitis. Auch nach einer Stammzelltransplantation oder Chemotherapie ist bei plötzlich auftretenden Augenproblemen eine Fachperson zu konsultieren.» Zudem rät der Experte, allen, die bereits seit längerer Zeit an trockenen Augen leiden und verschiedenes gegen die Beschwerden erfolglos ausprobiert haben, sich eine professionelle Meinung einzuholen.

Trockene Augen behandeln: Die Sicca-Therapie

Tränenfilm stabilisieren – die Basis jeder Behandlung

«Kernbestandteil der Sicca-Therapie sind Tränenersatzmittel, also künstliche Tränen», so Prof. Steven. Diese befeuchten die Augenoberfläche und stabilisieren den Tränenfilm. Tränenersatzmittel sind immer der erste Schritt, wenn man trockene Augen behandeln möchte. Doch was genau bedeutet es, den Tränenfilm zu stabilisieren?

«Der Tränenfilm besteht aus drei verschiedenen Schichten: einer Fettschicht, einer wässrigen Schicht und einer Schleimschicht. In ihrer Zusammensetzung sorgen diese Schichten dafür, dass die Tränen nicht verdunsten, die Hornhaut mit Nährstoffen versorgt wird und die Flüssigkeit auf der Hornhaut haften bleibt», erklärt der Experte. Gerät diese Zusammensetzung aus dem Gleichgewicht, verliert der Tränenfilm an Stabilität.

Ein instabiler Tränenfilm reisst schnell auf. Das heisst, dass das Auge unregelmässig befeuchtet wird und die Hornhaut teilweise trocken und ungeschützt da liegt.  Es kommt zu Reizungen und Entzündungen am Auge sowie verschwommenem Sehen. «Tränenersatzmittel stellen also nicht nur die Feuchtigkeit wieder her, sondern auch die natürliche Schutzschicht des Auges», betont der Augenspezialist.

Lipidergänzende Therapie

«Oft ist ein verminderter, fetthaltiger Tränenfilm schuld am trockenen Auge», weiss Prof. Steven und ergänzt: «Hier kann eine Behandlung mit lipidhaltigen Augentropfen oder -sprays sinnvoll sein. Sie stabilisieren die Lipidschicht und reduzieren somit die Verdunstung des Tränenfilms.»

Entzündungshemmende Massnahmen sind auch Teil der Sicca-Therapie

Chronisch trockene Augen gehen oft mit einer Entzündung der Augenoberfläche einher. «Dauerhaft trockene Augen behandeln wir aus diesem Grund je nach Bedarf mit entzündungshemmenden Therapien. In der Regel kommen dann antientzündliche Augentropfen zum Einsatz», erklärt Prof. Steven. Auch Omega-3-Fettsäuren können den Genesungsprozess unterstützen. Seefische wie Lachs, Makrelen oder Hering aber auch Walnüsse, Haselnüssen und Leinsamen sind wertvolle Quellen dieser Fettsäure und sollten sicher einmal wöchentlich auf dem Speiseplan stehen.

Weitere Therapieschritte

«In bestimmten Fällen verwenden wir auch Stöpsel, sogenannte Punctum Plugs, um das Abfliessen der Tränenflüssigkeit zu verhindern», weiss der Experte. «Diese winzigen Pfropfen verschliessen die Tränenpunkte (die kleinen Öffnungen am unteren Augenlid) – so bleibt die vorhandene Tränenflüssigkeit länger am Auge und es wird besser befeuchtet.»

Ein neuer, sehr moderner Therapieansatz ist die Verwendung von patienteneigenem Blut, das in einem aufwendigen Verfahren zu Augentropfen verarbeitet wird. Diese Art der Behandlung kommt allerdings nur bei schweren Verlaufsformen von trockenen Augen zum Einsatz.

Prof. Steven betont, dass trockene Augen zu behandeln ein sehr individuelles und schrittweises Vorgehen erfordert. «Eine regelmässige augenärztliche Kontrolle ist entscheidend, um die Therapie optimal anzupassen.»

Was man zusätzlich noch tun kann

Für eine rasche Hilfe kann man Augentropfen, Salben, Sprays oder Gele auf die Augen auftragen. Der Experte gibt aber den Hinweis: «Das kann man bedenkenlos tun, solange man die Ursache der trockenen Augen kennt und die Erkrankung bei der Augenärztin oder dem Augenarzt abgeklärt wurde.»

Und was man ausserdem noch tun kann: «Ich empfehle zudem auch häufig wärmende Lidrandkompressen oder eine regelmässige Lidrandhygiene, um bei einem trockenen Auge rasch Abhilfe zu schaffen. Auch diese Massnahmen können Teil der Sicca-Therapie sein.»

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