Trailrunning – ein Sport zum Abschalten

Wo die Strasse endet und die Natur beginnt

Spoiler

  • Trailrunning ist ein Sport, der sich zunehmender Beliebtheit erfreut.
  • Fernab vom technologischen Alltag findet man in der Wildnis Ruhe und zu sich selbst.
  • Trailrunning hat auf andere Sportarten ebenfalls eine positive Wirkung, da es die Muskeln stärkt und Balance fördert.
  • Um zu starten, braucht es nicht viel Ausrüstung: Gute Laufschuhe, Geduld und Freude am Laufen reichen für den Anfang.
Schon als kleiner Junge rannte Doug Mayer stundenlang über Grate und auf Gipfel. Seine Leidenschaft wurde zum Beruf. Mit «Run the Alps» zeigt er heute begeisterten Läufern die schönsten Trails in den Schweizer, den französischen und den italienischen Alpen. Trailrunning ist definitiv ein Sport mit Zukunft.
Woher kommt deiner Meinung nach die derzeitige Faszination für Trailrunning?

 Ganz einfach. Trailrunning ist ein Sport, der uns das gibt, was wir heute am stärksten benötigen: Ruhe. In unserer Hightech-Welt, die gefüllt ist mit Push-Benachrichtigungen und Nonstop-E-Mails, finden wir draussen in der Wildnis zurück zu uns selbst. Und zurück zu unserem angeborenen Sinn für Abenteuer.

Und wovon profitiert man am meisten bei dieser Sportart?

Da sage ich immer: Ich habe wegen physischer Gründe angefangen und bin wegen mentaler Gründe geblieben. Trailrunning ist super, wenn man besser werden will im Klettern oder Skifahren. Man stärkt seine Muskeln, bekommt einen wunderbaren Sinn für Balance und trainiert sich dabei vor allem ein starkes Fussgelenk an. Aber noch grösser sind die positiven Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Trailrunning fühlt sich wirklich wie eine Meditation an.

Eine Meditation? Aber man muss doch die ganze Zeit schauen, wohin man tritt!

Ganz genau. Dadurch kommen Läufer in einen sogenannten «Flow State». Dabei ist man völlig vertieft ins Rennen, sodass Zeitgefühl und Ablenkung zu Fremdwörtern werden. Man fokussiert sich auf den nächsten Schritt und lässt den Körper einfach machen. Ehrlich gesagt, fühlt es sich fast so an, als hätte jemand den Off-Switch beim Gehirn betätigt. Ausserdem merke ich, dass die eigene Kreativität so richtig aufblüht.

Wie kommt es denn dazu?

Trailrunning-Sport fördert die bilaterale Stimulation des Gehirns. Dabei werden beide Gehirnhälften aktiviert, was ein Schlüsselfaktor für Kreativität ist. Ich bemerke bei mir selbst, dass ich beim Rennen zu tagträumen beginne oder ganz locker alle Gedanken durch mich fliessen lasse. Am Ende meines Laufs fühle ich mich immer viel ruhiger als am Anfang. Und manchmal habe ich sogar ein paar Probleme gelöst.

Was sind die drei wichtigsten Dinge, die man beachten sollte, wenn man mit Trailrunning anfangen will?

Mir ist total klar, dass beim Wort «Trailrunning» viele sofort spektakuläre Orte und atemberaubende Berge vor sich sehen. Aber die Wahrheit sieht ganz anders aus. Trail-Running ist eigentlich alles, was nicht auf der Strasse gerannt wird. Das kann in einem nahegelegenen Wald sein oder auch in einem Park. Hier ist es als Erstes wichtig, die eigenen Erwartungen und Vorstellungen anzupassen. Das bedeutet, dass du nichts tun musst, was dir unangenehm ist. Die Idee ist nicht, dass du gleich raus aus deiner Komfortzone und rauf in die Berge rennst. Als Zweites: Mach dir keine Sorgen wegen der Ausrüstung. Falls du normale Laufschuhe hast, dann benutze sie. Man braucht anfangs noch keine Weste, speziellen Schuhe und keine Kopflampe. Fang einfach an zu rennen und schaue, wie es sich für dich anfühlt. Und so komme ich zu meinem dritten Punkt: Hab Spass. Denn nur wenn du diese innere Freude verspürst, wirst du am nächsten Tag deine Schuhbändel wieder zubinden und vor die Tür gehen.

Und jetzt aber doch aus technischer Sicht?

Ich rate, den Wetterbericht vorher zu checken und sich über den Trail zu informieren. Besonders, wenn es ein längerer ist. Dann würde ich eine Weste mit 500 ml Wasser und auch isotonische Tabletten mitnehmen, da man bei längeren Läufen viele Elektrolyte verliert. Aber in der Schweiz haben wir ja das Glück, dass fast überall Brunnen herumstehen.

 Gibt es eine wichtige Charaktereigenschaft, die man für diesen Sport braucht?

Geduld. Trailrunning funktioniert wirklich nur Schritt für Schritt. Und wenn man geduldig dranbleibt, dann schaut man eines Tages zurück und denkt sich: «Wow, ich hätte nie gedacht, dass ich so tolle Routen rennen würde.» Die Freude am Laufen bewegt eben innerlich sowie äusserlich.

Hast du selbst einen Lieblingsort?

Oh Mann. Das ist, als würde man Eltern fragen, welches Lieblingskind ist. Ich liebe wirklich alle Orte, an denen ich war. Deshalb ist mein Lieblingsort, wo auch immer ich gerade in diesem einen Moment bin, weil ich Zeit in der Natur verbringe und Spass daran habe.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Buchtipp

In seinem Buch «Run the Alps Switzerland» (Verlag: Helvetiq) stellt Doug Mayer 30 der schönsten Trailrunning-Strecken in den Schweizer Alpen vor. Egal, ob Anfänger oder Fortgeschrittener – in diesem Guide finden alle einen schönen Trail.

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