Spoiler
- Eine Lippen-, Kiefer- oder Gaumenspalte bildet sich, wenn die beiden Gesichtshälften des noch ungeborenen Kindes nicht richtig zusammenwachsen.
- Zur optischen Fehlbildung kommen häufig medizinische Probleme hinzu, die eine langjährige Therapie zur Folge haben.
- Moderne Operationsmethoden ermöglichen jedoch ein normales und gesundes Leben mit nur kleinem Schönheitsfehler.
Wenn das eigene Kind mit einer Gaumenspalte zu Welt kommt, regieren betroffene Eltern häufig geschockt: Der Gaumen des Neugeborenen ist dann nicht richtig entwickelt und entstellt das ganze Gesicht des Babys. Nach der langen Zeit des Wartens auf den Nachwuchs und den Anstrengungen der Geburt erleben viele Eltern ein Gefühlschaos aus Freude über das Kind und Sorge um die so deutlich wahrnehmbare Missbildung: Das so niedlich gedachte Baby wirkt auf den ersten Blick wie zerbrochen.
So bildet sich eine Gaumenspalte
Auch wenn das individuelle Erleben einen anderen Eindruck vermittelt: Gaumenspalten sind keine Seltenheit. In Europa ist eines von 500 Neugeborenen davon betroffen. Damit zählen Gaumenspalten zu den häufigsten Fehlbildungen beim Menschen.
Eine Gaumenspalte entsteht dann, wenn sich die beiden Gesichtshälften zwischen der zehnten und zwölften Schwangerschaftswoche nicht richtig zusammenfügen oder im Laufe der vorgeburtlichen Entwicklung wieder aufreissen. Die Ursachen dafür sind bis heute nicht gänzlich ergründet.
Feststeht allerdings, dass sowohl äussere als auch genetische Faktoren eine Rolle spielen: Äussere Faktoren wie Alkoholkonsum während der Schwangerschaft, die Einnahme bestimmter Medikamente, Röntgen-Strahlung oder Viruserkrankungen können diese Fehlbildung begünstigen. Bei einem Viertel der betroffenen Kinder liegen genetische Ursachen vor.
Psychische Belastung und funktionelle Beeinträchtigung
Die Spalte kann die Lippe, den Gaumen oder den Kiefer betreffen. Im Volksmund werden Lippenspalten oft Hasenscharten und Gaumenspalten Wolfsrachen genannt, was Betroffene oft als entwürdigend wahrnehmen, da sie durch diese Bezeichnungen entmenschlicht werden.
Für die betroffenen Kinder bedeutet die Korrektur einer Gesichtsspalte einen langwierigen Weg mit mehreren Operationen. Bereits kurz nach der Geburt wird ein erster Kieferabdruck genommen, um den Schweregrad der Spalte und die Behandlungsmöglichkeiten zu bestimmen.
Neben kosmetischen Beeinträchtigungen leiden diese Kinder auch meist unter einer erschwerten Atmung, Schluckschwierigkeiten oder unter späteren Sprachstörungen. Je nach Schweregrad der Spalte kann auch das Gehör beeinträchtigt sein, da sich durch eine Lippen-Kiefer-Spalte das gesamte Gesicht fehlbildet. Frühzeitiges Handeln ist deshalb besonders wichtig, um Spätfolgen möglichst zu vermeiden.
So wird Gaumenspalte behandelt
Auch wenn eventuelle funktionelle Beeinträchtigungen im Gesicht die medizinische Behandlung des betroffenen Kindes bestimmen, ist der kosmetische Aspekt der Therapie sehr wichtig. Meist wird versucht, mithilfe von Operationen bis zur Einschulung ein möglichst normales Aussehen zu erreichen – um eine soziale Stigmatisierung des Kindes zu vermeiden, aber auch um das Selbstwertgefühl des Heranwachsenden zu stärken.
Eingriffe zur Absicherung einer normalen Sprachentwicklung werden ebenfalls bis zur Einschulung durchgeführt. Doch da sich das Gesicht bis zum Abschluss des körperlichen Grössenwachstums verändert, können weitere operative Eingriffe bis in das frühe Erwachsenenalter notwendig sein.
Diese langwierige Prozedur ist sowohl für das Kind als auch für die Eltern und das nähere familiäre Umfeld nicht einfach. Der medizinische Fortschritt ermöglicht es den Betroffenen allerdings, nach Abschluss der Behandlungen ein uneingeschränktes Leben zu führen – Oft erinnert in späteren Jahren nur noch eine unscheinbare Narbe an die austherapierte Fehlbildung.