Während sich die meisten Länder wegen der Corona-Krise einen Lockdown verordnet haben, appelliert Schweden an Vernunft und Eigenverantwortung. In dem skandinavischen Land gelten nur wenige Einschränkungen. So sind Versammlungen von mehr als 50 Menschen und Besuche in Altersheimen untersagt. Darüber hinaus setzt Stockholm jedoch weitestgehend auf Freiwilligkeit statt Restriktion. Die Regierung unter Ministerpräsident Stefan Löfven rät zur Einhaltung von Abstand und Hygiene. Soziale Kontakte sollen reduziert werden. Einrichtungen wie Kindertagesstätten und Schulen, aber auch Geschäfte sind nach wie vor geöffnet.
Schweden beschreitet in der Krise einen moderaten Weg: Durch einige wenige Einschnitte in den Alltag soll das Gesundheitssystem vor dem Kollaps bewahrt werden. Gleichzeitig will das Land das soziale und wirtschaftliche Leben möglichst wenig einschränken.
Aktuell sind in Schweden 16’755 Infektionen registriert worden. Mit mehr als 2’000 Todesfällen weist das Land eine höhere Sterberate auf als die Nachbarländer, in denen ein Lockdown verhängt wurde. Langfristig aber könnte Schwedens Strategie aufgehen: Wenn über verzögerte, doch nicht unterbrochene Infektionswege eine Herdenimmunität erreicht würde. Dann könnte eine zweite Infektionswelle, etwa im Herbst, deutlich flacher ausfallen. Zugleich könnte die Wirtschaft ohne eine Lockdown die Krise besser meistern. Ob diese Annahmen tatsächlich aufgehen, muss sich jedoch erst noch zeigen.