Schulterbeschwerden und was dahinter steckt

Diese Erkrankungen stecken am häufigsten hinter Schulterbeschwerden

Paar steht auf einem Feld im Herbst

Spoiler

  • Schultersteife, Entzündungen und Impingement-Syndrom gehören zu den häufigsten Schulter-Erkrankungen.
  • Schlüsselbeinbrüche kommen bei jüngeren, Arthrose bei älteren Menschen häufiger vor.
  • Oft reicht eine Physiotherapie aus, um das Leiden zu kurieren.

Das Schultergelenk ist ein kompliziertes System aus Knochen, Knorpeln, Bändern, Muskeln und Nerven. An vielen Stellen kann es zu Störungen kommen, wodurch die Bewegungsfähigkeit des gesamten Gelenks beeinträchtigt wird und Schulterbeschwerden auftreten. Im Folgenden stellen wir Ihnen die häufigsten Erkrankungen der Schulter vor.

Impingement-Syndrom: wenn es eng wird

Wird der Raum unter dem Schulterdach durch bestimmte Bewegungen wie Überkopfarbeiten oder durch ungünstig geformte Knochen verengt, können die dort befindlichen Weichteile verschleissen oder sich entzünden: Ein Impingement-Syndrom (engl. für ‹Zusammenstoss›) liegt vor.

Die Erkrankung schränkt die Bewegungsfähigkeit stark ein. Alltägliche Abläufe wie etwa das Ankleiden oder die Analhygiene sind nicht mehr schmerzfrei möglich. Beschwerden treten verlässlich auf, wenn der Arm seitlich über 60 Grad angehoben wird.

Durch bildgebende Verfahren kann ein Impingement-Syndrom leicht diagnostiziert werden. In den meisten Fällen genügt eine konservative Behandlung mit schmerzstillenden Medikamenten und einer Bewegungstherapie. Wenn sich dadurch keine Besserung einstellt, wird eine Operation notwendig.

Zu den Risikogruppen gehören Handwerker, die häufig Überkopfarbeiten ausführen, und Personen, die wurf- und schlagintensive Ballsportarten ausüben. Hier lohnen sich ein gezieltes Muskeltraining und ausgleichende Bewegung der Schulter- und Armmuskeln zur Vorsorge.

Schulterbeschwerden durch Schleimbeutelentzündung

Als kleine, mit Gelenkschmiere gefüllte Gewebesäckchen fungieren Schleimbeutel als Druckpolster und unterstützen die Beweglichkeit von Sehnen und Muskeln. Durch dauerhafte Überlastung, Verletzungen, Infektionen oder Stoffwechselerkrankungen können sich Schleimbeutel entzünden. Dabei füllen sie sich übermässig mit Flüssigkeit und verursachen bei Bewegungen Beschwerden. Besonders anfällig für Schleimbeutelentzündungen im Schultergelenk sind Personen, die häufig über den Kopf arbeiten wie Reinigungskräfte oder Handwerker. Auch Ballsportler gehören zur Risikogruppe.

Liegt eine Schleimbeutelentzündung vor, sollte die betroffene Schulter entlastet und ruhig gestellt werden. Schulterbeschwerden und -entzündungen werden medikamentös behandelt. Durch eine Punktion kann der Druck im Schleimbeutel gesenkt werden. Hat die Entzündung einen Bakterienbefall zur Ursache, kommen Antibiotika zum Einsatz.

Um die Belastbarkeit des Gelenks wiederherzustellen, unterstützt eine physiotherapeutische Behandlung die Mobilisierung des Gelenks.

Nur in äusserst seltenen Fällen erweist sich die Entzündung als so hartnäckig, dass der schmerzende Schleimbeutel operativ entfernt werden muss.

Rotatorenmanschettenruptur: die gekappte Halterung

Die vier Sehnen der Rotatorenmanschette verbinden das Schulterblatt mit dem Oberarmknochen und stabilisieren das Schultergelenk. Sind eine oder mehrere Sehnen gerissen, lassen sich verschiedene Bewegungen nicht mehr schmerzfrei ausführen, aber auch in der Ruheposition können Schulterschmerzen auftreten.

Risse in der Rotatorenmanschette werden häufig durch Einklemmungen der Sehnen unter dem Schulterdach oder durch Verletzungen und Unfälle verursacht. Ein grosser Risikofaktor ist das Alter: Verschleiss und jahrelange Überbeanspruchung begünstigen eine Ruptur der Sehnen.

Je nachdem, welche und wie viele der unterschiedlich bedeutsamen Sehnen betroffen sind, kann eine Rotatorenmanschettenruptur konservativ oder chirurgisch therapiert werden. Häufig reicht eine Behandlung mit schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten sowie einer Physiotherapie aus, um die Beeinträchtigungen zu beheben. Zeitigt sich hierdurch allerdings kein Erfolg oder sind mehrere Sehen gerissen, lässt sich die Ruptur operativ beheben, indem die betroffenen Sehnen neu fixiert werden. Durch eine anschliessende physiotherapeutische Behandlung wird die Bewegungsfähigkeit und Kraft des Arms nahezu vollständig wiederhergestellt.

Schultersteife: eine Schulter wie festgefroren

Bei der Schultersteife, auch Frozen Shoulder (engl. für ‘erstarrte Schulter’) genannt, handelt es sich um eine Entzündung der Schulterkapsel, die zu einer Versteifung des gesamten Gelenks führen kann. Die Ursachen hierfür sind nicht restlos bekannt, mögliche Auslöser können eine Schleimbeutel- oder Sehnenentzündung, Rupturen im Schulterbereich oder ein Impingement-Syndrom sein. Diabetes und ein erhöhter Blutfettspiegel steigern das Risiko, eine Schultersteife zu erleiden.

Die Verfestigung der Schulter lässt sich einfach diagnostizieren. Bildgebende Verfahren wie Röntgen- oder Ultraschall-Untersuchungen sichern den Befund ab. In den meisten Fällen wird eine steife Schulter physiotherapeutisch und medikamentös behandelt. Auch Akupunktur und Strahlentherapie können angewandt werden. Operative Eingriffe sind äusserst selten und werden nur vorgenommen, wenn eine anhaltende Schultersteife mit konservativen Mitteln nicht behoben werden kann.

Arthrose: Schulterbeschwerden bei Bewegung

Als Arthrose wird ein fortschreitender Knorpelabrieb bezeichnet, der zu Veränderungen im Schultergelenk führt: Die Gelenkflüssigkeit nimmt ab, wodurch die Knorpel aneinander reiben und die ungeschützten Knochen zusätzlich wachsen. Die dadurch verformten Gelenke lassen sich nur noch unter grossen Schmerzen bewegen. Typische Schulterbeschwerden sind Morgensteifigkeit und Anlaufschmerzen, die in der ersten Phase der Bewegung auftreten.

Arthrose ist in erster Linie eine altersbedingte Verschleisserkrankung. Begünstigt wird das Leiden auch von Gelenkverletzungen oder -belastungen, Fehlstellungen, erblichen Einflüssen und dem Geschlecht: Frauen sind deutlich häufiger als Männer von Arthrose betroffen.

Liegt eine Arthrose vor, wird diese meist konservativ behandelt: Neben der Physiotherapie kommen üblicherweise Medikamente zum Einsatz, welche die Schulterschmerzen lindern, eventuelle Entzündungen hemmen oder die Gelenkflüssigkeit stärken sollen.

Die operativen Möglichkeiten bei einer fortgeschrittenen Arthrose reichen von einer Säuberung des Gelenkzwischenraums von schmerzverursachendem Abrieb bis zum Einsatz einer Schulterprothese.

Schlüsselbeinbruch: Arm in der Schlinge

Das Schlüsselbein verbindet das Schulterblatt mit dem Brustbein. Dass er bricht – meist bei Stürzen auf die Schulter oder den ausgestreckten Arm – passiert nicht selten: Bei Kindern im Vorschulalter bricht das Schlüsselbein häufiger als jeder andere Knochen.

Durch die Fraktur treten Schulterbeschwerden, Schwellungen und eventuell auch ein Bluterguss auf. Haben sich die Bruchenden verschoben, lassen sie sich durch die Haut als spürbarer Absatz ertasten.

In den meisten Fällen muss ein Schlüsselbeinbruch nicht operativ behandelt werden: Mit einer Schlinge oder einem Rucksackverband wird die Schulter für mehrere Wochen ruhiggestellt, dann ist der Knochen wieder belastbar.

Sind die Knochenstücke allerdings sehr stark verschoben oder sind auch angrenzende Blutgefässe oder Nerven von der Verletzung betroffen, ist ein operativer Eingriff angeraten. Dabei werden die Bruchstücke zusammengeführt und durch eine Metall- oder Titanplatte fixiert. Die Heilung dauert im Regelfall bis zu zwölf Wochen.

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