Schlüpfer im Wasser, Mohn im Schuh

Unterwäsche auf der Leine

Bleigiessen und Feuerwerk? Nicht überall wird das neue Jahr so eingeläutet wie in Mitteleuropa. Wir haben uns umgeschaut, wie Menschen in anderen Gegenden Silvester feiern, und dabei teils recht skurrile Bräuche entdeckt. Frohes Neues!

Argentinien: Schnee aus Papier

Die Südamerikaner wollen ohne Altlasten ins neue Jahr starten. Deshalb schreddern sie überflüssige Unterlagen und lassen die Schnipsel aus dem Fenster rieseln. Für ein paar Stunden versinken die Strassen von Buenos Aires so unter einer weissen Papierschicht.

Brasilien: Schlüpfer als Omen

Die Farbe der Unterwäsche signalisiert den Herzenswunsch: Der gelbe Schlüpfer soll Reichtum bringen, der rote die grosse Liebe und der orangene den Nachwuchs. Damit überhaupt nur Gutes eintrifft, tragen die Brasilianer zu Silvester weisse Kleidung. Um Mitternacht geht es dann zum Meer. Bei jedem Sprung in die ersten sieben Wellen steht ein Wunsch für das neue Jahr an. Spätestens im nassen Oberkleid wird dann auch der Schlüpferwunsch allgemein sichtbar.

Bulgarien: Prügel für die Erwachsenen

Zu Silvester ziehen Kinder durch die Strassen und schlagen mit Kirschbaumzweigen auf die Rücken der Grossen ein – und werden dafür reich belohnt, denn die Schläge sollen das Unglück aus der Kleidung klopfen. Männer, als Ungeheuer verkleidet, vertreiben sämtliche bösen Geister der dunklen Jahreszeit.

China: Mandarinen für die Liebe

Laut Mondkalender beginnt in China erst am 5. Februar 2019 das neue Jahr. Dann werden die Häuser mit Bambus von allem Übel gereinigt und die Fenster über Mitternacht weit geöffnet, damit das Glück einkehrt. Singles werfen Mandarinen ins Meer, um sich Liebesglück fürs neue Jahr zu sichern.

Dänemark: Sprung vom Stuhl

Um Mitternacht können die Dänen nicht auf das neue Jahr anstossen, denn da stehen sie auf Stühlen, das Sektglas in der Hand, um pünktlich zum ersten mitternächtlichen Glockenschlag in das neue Jahr zu springen.

Ecuador: verbrannte Missetaten

In dem Andenstaat werden in der Silvesternacht Puppen aus Stroh oder Pappmaché auf offener Strasse verbrannt. So sollen alle Fehler, die im vergangenen Jahr begangen worden sind, ausgelöscht werden.

Griechenland: das grosse Zocken

Ob im privaten Kreis oder im Kasino: Zum Jahreswechsel frönen die Griechen dem Glücksspiel, Millionensummen wechseln den Besitzer. Wer verliert, kann sich mit dem Basiliusbrot trösten: Die darin eingebackenen Geldstücke verheissen dem Finder Glück.

Grönland: doppelt hält besser

Das grönländische Silvester wird wie im Mutterland Dänemark gefeiert – allerdings aufgrund der unterschiedlichen Zeitzonen gleich zweimal: Nach grönländischer Zeit um 20 Uhr, wenn in Kopenhagen Mitternacht ist, und noch einmal um 24 Uhr nach grönländischer Zeit.

Italien: ein Fest für die Liebe

Wer in Italien glücklich ins neue Jahr starten möchte, trägt rote Unterwäsche. Die verheisst nicht nur Glück in der Liebe, sondern auch Erfolg in allen anderen Bereichen des Lebens.

Japan: kollegiales Dampfablassen

In Japan will man völlig unbelastet in das neue Jahr starten. Deshalb wird schon Tage zuvor die «Vergiss-das-Jahr-Versammlung» abgehalten: eine Art feuchtfröhliche Betriebsfeier, bei der die Kollegen das Jahr emotional abschliessen. Das Gelange bietet auch die Gelegenheit, dem Chef die Meinung zu sagen, ohne dass es Konsequenzen hätte.

Mexiko: Reisen gewünscht

Wen es in die Ferne zieht – und sei es nur aus der überfüllten Hauptstadt zu den wunderbaren Küsten des Landes –, der stellt zu Silvester einen Koffer vor die Tür. Dann wird das neue Jahr an viele tolle Orte führen.

Philippinen: Faulheit rettet Leben

Im Zentrum der Silvesterparty steht eine Schale mit zwölf verschiedenen Früchten, die alle Monate des vergangenen Jahres symbolisieren. Sie werden nach Mitternacht verzehrt. Wer dabei gepunktete Kleidung trägt, darf ein glückliches neues Jahr erwarten. Wichtig: Nach Mitternacht wird einen Tag lang nicht gearbeitet, auch nicht im Haushalt. Wer am Neujahrstag schafft, riskiert den Tod eines Angehörigen im angebrochenen Jahr.

Polen: Mohn im Schuh

Auch in Polen bringt Arbeit am Neujahrstag Unglück. Wer hingegen zu Silvester auf einen vollen Kühlschrank verweisen kann, wird ein ebenso reichhaltiges Jahr erleben. Single-Frauen streuen sich Mohn in die Schuhe: Die Anzahl der Samen entspricht der der im neuen Jahr zu erwartenden Verehrer.

Russland: Väterchen Frost

Die Kinder sind als Schneeflocken und Häschen verkleidet und erwarten Väterchen Frost, der – ähnlich bemantelt wie der Nikolaus – den Kleinen Geschenke bringt. Was das neue Jahr an Überraschungen bereithält, verrät das Wachsgiessen.

Spanien: zwölf Trauben

Um Mitternacht isst man hier zwölf Trauben – zu jedem Glockenschlag eine – und wünscht sich dabei jeweils etwas. Damit sich niemand vor lauter Eile verschluckt, gibt die im Fernsehen übertragene Rathausuhr von Madrid den Takt für das ganze Land vor: Ihr Glockenschlag dauert drei Sekunden, man hat also eine gute halbe Minute Zeit, die Trauben zu zerkauen.

Thailand: Wasser marsch!

Der Jahreswechsel ereignet sich nach dem thailändischen Kalender erst Mitte April. Dann ziehen die Thai zu Wasserschlachten auf die Strassen. So sollen böse Geister vertrieben werden.

Tschechien: Apfelorakel

Wie das neue Jahr wird, verrät den Tschechen ein Blick in den quer halbierten Apfel: Bilden die Kerne ein Kreuz, droht Unheil. Sind sie hingegen sternförmig angeordnet, darf mit viel Glück gerechnet werden.

Uganda: Topfschlagen

Im Osten Afrikas wird das neue Jahr lärmend begrüsst. Gleichzeitig soll der Krach das alte Jahr und die bösen Geister vertreiben. Böller und Raketen reichen dafür nicht aus: In Uganda werden auch Töpfe aneinandergeschlagen, sodass das gesamte Land in einem chaotischen Gelärm versinkt.

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