Nahezu jedes fünfte Kind kann nicht richtig sehen. Das Problem: Oft bleiben die Sehfehler der Kleinen unbemerkt. Zum einen reichen die zwölf empfohlen Vorsorgeuntersuchungen bis zum sechsten Lebensjahr nicht aus, um einen Sehfehler verlässlich festzustellen. Dafür sind die zeitlichen Abstände zwischen den Checks zu gross. Meist wird auch kein Augenarzt hinzugezogen.
Zum anderen haben Eltern und Erzieher grosse Schwierigkeiten, einen Sehfehler beim Kind im Vorschulalter zu erkennen: Da die Beeinträchtigung nicht schmerzt und – selbst im Falle eines leichten Schielens – nicht sichtbar ist, haben Erwachsene kaum konkrete Anhaltspunkte. Hinzukommt, dass die Kleinen ihr Verhalten dem schlechter werdenden Sehvermögen anpassen. Hier ist besonders genau Aufmerksamkeit gefragt: Hinter einer Tollpatschigkeit oder Lese-Unlust kann sich ein Sehfehler verstecken. Auch häufige Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche oder sogar ein vermutetes ADHS können Anzeichen für ein eingeschränktes Sehvermögen sein.
Lohnt es sich also, mit dem Vorschulkind den Augenarzt aufzusuchen? Das ist eine klare Kosten-Nutzen-Abwägung, die alle Eltern individuell für sich beantworten müssen. Allerdings kann ein unerkannter oder zu spät therapierter Sehfehler das Kind nicht nur in seiner körperlichen Entwicklung beeinträchtigen. Auch eine psychische Belastung liesse sich durch eine zusätzliche Kontrolle «auf Nummer sicher» vermeiden.