Schlecht sehen, aber gut leben mit Low Vision Training

Für Sehbehinderte gibt es wirksame Hilfsmittel

Ältere Frau liest mit einer Lupe

Spoiler

  • Beim Low Vision Training lernt das Auge, mit seinen gesunden Anteilen zu sehen.
  • Sehkraft, Kontrastsehen, Gesichtsfeldausfälle: Es wird ermittelt, welches individuelle Problem vorliegt.
  • Dank Low Vision Training wird die Lebensqualität wiederhergestellt.

Ist das Augenlicht dermassen getrübt, dass man weder mit Brille und Kontaktlinsen noch mit weiteren Hilfsmitteln lesen und etwas erkennen kann, dann gilt die betroffene Person als sehbehindert. «In diesem Fall muss die betroffene Person lernen, das was an Sehvermögen noch vorhanden ist, so gut als möglich einzusetzen. Dafür gibt es verschiedene Hilfsmittel», erklärt Susanne Trefzer, Ressortleiterin der Fachstelle optische Hilfsmittel und Low Vision beim Schweizerischen Zentralverein für das Blindenwesen SZB.

Low Vision Rehabilitation

Eines der wirksamen Hilfsmittel ist die Low Vision Rehabilitation. Dabei geht es zunächst darum, die Möglichkeiten des noch vorhandenen Sehvermögens zu erfassen. «Neben der Messung des Visus (Sehkraft), werden auch Probleme durch eingeschränktes Kontrastsehen und Ausfälle im Gesichtsfeld erfasst. Betroffene fühlen sich schnell geblendet, benötigen jedoch für die meisten Sehaufgaben mehr (aber blendfreies) Licht.» Viele sehbehinderte Personen müssten zuerst neue Sehstrategien erlernen und einüben.

Das Lesen mit der Lupenbrille etwa bedinge eine sehr kurze Lesedistanz. Betroffene müssten auch den Umgang mit elektronischen Hilfsmitteln, wie Tablet, Smartphone, Lesergerät und anderen erlernen. Vor allem stünden Menschen vor ganz grossen Herausforderungen, wenn das Sehzentrum (Makula) durch eine Makuladegeneration geschädigt sei. «Sie müssen lernen, andere Stellen auf der Netzhaut für bestimmte Sehaufgaben zu nutzen. Dieses exzentrische Sehen erlernen manche Betroffene selbständig, andere benötigen eine detaillierte Anleitung und Begleitung durch eine ausgebildete Fachkraft in Low Vision Rehabilitation.»

Was geschieht in der Beratung?

«Die Low Vision Fachperson unterstützt die sehbehinderte Personen darin, die neuen Sehstrategien zu erlernen und diese im Alltag anzuwenden», so Trefzer. Zuvor würden an den Beratungsstellen für Sehbehinderte jedoch die Bedürfnisse und die visuellen Möglichkeiten der Betroffenen abgeklärt. Die Beratungen und Trainings sind Teil einer umfassenden Abklärung und für die Betroffenen in der Regel kostenlos. Wird ein Hilfsmittel wie etwa eine Lupenbrille benötigt, kann dies gemäss Trefzer unter bestimmten Voraussetzungen bei der IV oder der AHV beantragt werden. Für die Leistungen gegenüber blinden und sehbehinderten Menschen werden die Beratungsstellen vom BSV subventioniert.

Verhaltenstipps für den Umgang mit blinden und sehbehinderten Personen

  • Blinde und sehbehinderte Personen direkt ansprechen und sich selber gleich mit Namen vorstellen (auch bei Bekannten). Die betroffene Person soll nicht raten müssen, wen sie vor sich hat. «Grüezi Frau Sowieso, ich bin Frau X und zuständig für…».
  • Sehbehinderte Personen versorgen ihre Sachen an festen Plätzen. Man sollte nichts verschieben oder wegnehmen, ohne es der betroffenen Person zu sagen.
  • Frage die betroffene Person, ob sie Hilfe benötigt (beim Überqueren der Strasse, im Bahnhof, im Laden). Viele Betroffene meistern ihren Alltag ganz hervorragend.
  • Will man einer blinden oder sehbehinderten Person eine Sitzgelegenheit anzeigen, legt man deren Hand an die Rückenlehne. So kann sie den Stuhl selber ertasten.
  • In Restaurant und Laden sollten blinde und sehbehinderte Personen direkt und persönlich angesprochen werden. Eine Kommunikation über anwesende Begleitpersonen ist zu vermeiden («Möchte er einen Kaffee trinken?»)
  • Einer blinden Person sollte man immer sagen, wenn man sie verlässt und sich bemerkbar machen, wenn man zurückkommt.

Gute Infos, wie man sehbehinderten und blinden Menschen begegnet, bietet die SZB-Borschüre «Nicht so, sondern so».

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