Sexuell übertragbare Krankheiten im Alter

Chlamydien, Syphilis und Co. kommen auch bei Senioren vor

Ein älteres Paar lachend sich umarmend in sonniger, grüner, hügeliger Landschaft.

Spoiler

  • Über 50-jährige verzichten häufiger auf Kondome, da die Aufklärung nicht auf dem neusten Stand ist.
  • Über zehn Prozent der Syphilis-Kranken sind Pensionäre.
  • Der Hepatitis B-Virus ist zehnmal ansteckender als HIV. Am häufigsten erkranken Erwachsene zwischen 15 und 40 Jahren.
  • Oft bleiben die Erkrankungen symptomlos. Wer häufig die Geschlechtspartner wechselt, sollte sich regelmässig testen lassen.

Die Schweiz gilt als aufgeklärtes Land, doch auch sie bleibt nicht von sexuell übertragbaren Krankheiten verschont. Immer wieder machen unterschiedliche Kampagnen auf Erkrankungen aufmerksam. Angesprochen fühlen sich dabei meist die Jungen, dabei können die Aufklärungsaktionen auch für ein reiferes Publikum nützlich sein. «In der Praxis beobachten wir, dass junge Patienten vermehrt sehr gut aufgeklärt sind», sagt Dr. Christian Greis vom Universitätsspital Zürich. «Bei der Generation Ü50 stellen wir jedoch häufiger fest, dass auf Kondome verzichtet wird. Das hat unter anderem damit zu tun, dass die eigene Aufklärung bereits längere Zeit zurückliegt und dass diese damals nicht gleich umfänglich war wie heute.» Zudem spielt die Tatsache, dass sich diese Altersgruppe vor ungewollter Schwangerschaft sicher fühlt, eine tragende Rolle.

Chlamydien eher bei jungen Frauen

Sexuell übertragbare Krankheiten können in jedem Lebensstadium auftreten. Bei Chlamydien zeigt sich jedoch, dass junge Frauen häufiger betroffen sind, als reifere: «Die Chlamydien-Infektion ist eine hochansteckende bakterielle Erkrankung und in unserer Gesellschaft eine der am weit verbreitetsten sexuell übertragbaren Krankheiten. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion steigt mit der Anzahl an Sexualpartnern. Womöglich spielt zudem die Reife, beziehungsweise Unreife des Gebärmutterhalses eine Rolle», so Dr. Greis. Anders hingegen verhält es sich bei der Syphilis: «Wir sehen, dass hier zunehmend Patienten im Alter zwischen 40 und 60 Jahren betroffen sind. Über zehn Prozent der Infektionen betreffen gar Senioren.»

Sexuell übertragbare Krankheiten im Alter: Herpes und Co.

Eine weitere sexuell übertragbare Krankheit, welche oft die Ü40ern betrifft, ist Herpes genitalis: «Anders als bei anderen Krankheiten ist es so, dass Herpesviren auch nach einer erfolgreichen Behandlung ein Leben lang im Körper bleiben. Demnach steigt die Zahl der Erkrankten mit zunehmendem Alter.» In der Schweiz leiden zirka vier Prozent der Bevölkerung unter einem immer wieder auftretenden Herpes genitalis und 16 Prozent unter einem nichtdiagnostizierten.

Anders sieht es bei Hepatitis aus: In der Schweiz leben um die 80’000 Menschen mit Hepatitis B oder C. «Das Hepatitis B-Virus wird häufig durch ungeschützten Sexualkontakt übertragen und ist zehnmal ansteckender als HIV», sagt Dr. Greis. Die meisten Neuerkrankungen betreffen dabei Erwachsene im Alter zwischen 15 und 40 Jahren.

Behandlung von sexuell übertragbaren Krankheiten

Die meisten sexuell übertragbaren Krankheiten sind gut behandelbar. Trotzdem – oder gerade deshalb – gehen die meisten Menschen zu entspannt mit der Thematik um. Besonders im Zusammenhang mit Schwangerschaft, ist mit Syphilis und Co. nicht zu spassen: «Das Risiko vor Unfruchtbarkeit als Langzeitfolge wird von vielen Patienten unterschätzt», sagt Dr. Greis. Unbehandelt können Chlamydien zu einer Verklebung der Eileiter und somit zur Unfruchtbarkeit führen. «70 Prozent der infizierten Frauen zeigen keine Symptome. Demnach findet auch keine Diagnostik statt und eine Infektion wird erst bei ausbleibendem Kinderwunsch festgestellt.»

Wer Angst hat, unbemerkt an einer sexuell übertragbaren Krankheit zu leiden, kann sich vorsorglich testen lassen. Besonders bei häufig wechselnden Partnern empfiehlt es sich, sich von einem Arzt beraten zu lassen. Am wichtigsten ist es jedoch, sich in jedem Alter beim Sex zu schützen und bei Beschwerden sofort einen Arzt aufzusuchen.

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