Psoriasis-Therapie: So lässt sich Schuppenflechte behandeln

Psoriasis in den griff bekommen

Spoiler

  • Betroffene sollten ihre Haut ausgiebig pflegen und mit rückfettenden Crèmes feucht halten.
  • Die Behandlung mit einem Antikörper-Präparat zeigte grosse Wirkung.
  • Betroffene leiden häufig auch an Diabetes, Bluthochdruck oder einem erhöhten Herzinfarkt-Risiko.

Wer an Psoriasis (Schuppenflechte) leidet, muss nicht verzweifeln. «Einen Grossteil der Patienten können wir heute sehr gut behandeln. Neue Psoriasis-Therapien mildern den Krankheitsverlauf und verbessern die Lebensqualität in bedeutendem Masse», erklärt Dr. med. Curdin Conrad, leitender Arzt und Leiter des Psoriasis-Zentrums der Dermatologie und Venerologie am Universitätsspital Lausanne (CHUV).

Grundlage jeder Behandlung von Psoriasis sei eine sorgfältige Pflege der Haut, erklärt Dr. Conrad. «Patienten müssen vor allem darauf achten, dass die Haut nicht austrocknet und irritiert wird.» Dafür muss die Haut möglichst feucht gehalten werden, was man etwa mit alkalifreien Reinigungslotionen oder rückfettenden Salben und Lotionen erreicht. Ebenfalls bewährt haben sich Bäder mit Öl- oder Salzzusatz: Sie lösen Schuppen und helfen den Entzündungsprozess zu dämpfen. «Wichtig ist, die Haut nach der Reinigung mit Salben oder Cremes rückzufetten», rät Dr. Conrad.

Psoriasis-Therapie: Wenige Nebenwirkungen

Wenn sich ein Psoriasis-Schub bemerkbar macht, reicht oft eine sorgfältige Hautpflege nicht mehr aus. Rund 80 Prozent der Psoriatiker reagieren in diesem Fall positiv auf eine Behandlung mit topischen lokal angewendeten Steroiden in Form von Salben, Lotionen und Cremes. Diese Behandlung kann mit Salicylsäure oder mit Vitamin-D-Derivaten ergänzt werden. «Korrekt und unter Anleitung eines Arztes haben diese Substanzen nur sehr wenig Nebenwirkungen», versichert der Facharzt.

Eine deutliche Verbesserung des Krankheitsbildes bewirkt in vielen Fällen eine Psoriasis-Therapie mit Licht in einer Kabine. Dort erhalten Patientinnen und Patienten während zwei bis drei Monaten dreimal pro Woche eine Bestrahlung mit UVB-Licht im schmalen Spektrum um 311 Nanometer.

Entzündungsvorgänge hemmen

Seit rund 15 Jahren profitieren Patienten, die an mittelschwerer bis schwerer Psoriasis leiden, von so genannten Biologika. Diese Medikamentengruppe greift gezielt in das Immunsystem ein und hemmt die Entzündungsvorgänge, die Psoriasis auslösen. Klassische, konventionelle Systemtherapeutika zeigten teilweise starke Nebenwirkungen an Niere und Leber, wie Dr. Conrad berichtet. Solche Nebenwirkungen können Biologika durch einen gezielten Eingriff in die Krankheitsentstehung minimieren.

Im April 2015 ist ein neues, sehr viel versprechendes Präparat zur Psoriasis-Therapie auf den Markt gekommen. Es besteht aus Antikörpern, welche die Symptome der Krankheit hemmen. Das Medikament wird den Psoriatikern zuerst einmal pro Woche und danach einmal monatlich über eine Spritze verabreicht. Das neue Medikament in Tabletten zu packen sei nicht möglich, sagt Dr. Conrad: «Der Antikörper ist ein Protein, das im Magen zerstört wird.»

Eine grosse Mehrheit der Psoriatiker hat sehr gut auf das neue Präparat angesprochen. «90 Prozent der Patienten haben eine Verbesserung ihrer Schuppenflechte um 75 Prozent erreicht, bei 40 Prozent der Patienten sind sämtliche Hautveränderungen verschwunden», zieht Dr. Conrad eine erste Bilanz aus einer Studie, bei auch der Universitätsspital Lausanne mitgewirkt hat. Solange die Behandlung fortgesetzt wird, bleiben normalerweise neue Schübe aus.

Zerstörung der Gelenke stoppen

Auch für Patienten, die eine heimtückische Psoriasis-Arthritis entwickeln, ist das neue Medikament ein wahrer Segen. «Bei den meisten wird die Entzündung in den Gelenken unterdrückt. Die Folgen davon sind weniger Schmerzen. Gelenke, die bereits angegriffen sind, werden nicht weiter zerstört. Für die Betroffenen heisst das viel mehr Lebensqualität und weniger Arbeitsausfälle», erklärt Dr. Conrad.

Menschen mit einer schweren Psoriasis leiden oft gleichzeitig unter Bluthochdruck, Diabetes oder Herz-Kreislaufbeschwerden bis hin zu erhöhtem Risiko für Herzinfarkt, wie Facharzt Dr. Conrad erklärt. «Aus diesen Gründen liegt die Lebenserwartung eines schweren Psoriatikers durchschnittlich 10 bis 15 Jahre tiefer.» Erste Anzeichen sprechen nun dafür, dass mit dem neuen Medikament auch die Begleiterkrankungen der Psoriasis zurückgehen. «Wissenschaftlich erhärtet ist das allerdings nicht. Dafür fehlen noch Langzeit-Daten», sagt Dr. Conrad.

Er sieht gute Chancen, dass in fünf bis zehn Jahren weitere gute Medikamente zur Psoraisis-Therapie bei moderaten und schweren Verläufen auf den Markt kommen, die auch in Form von Tabletten eingenommen werden können. Für Patienten, deren Erkrankungsgrad knapp zu niedrig ist, damit die Krankenkasse die Biologika-Therapie bezahlt, erhofft er sich ebenfalls neue Lösungen. Ein erstes solches Präparat wird dieses Jahr auf den Markt kommen. Heilen können werde man die Krankheit in absehbarer Zeit aber nicht, erläutert Dr. Conrad. «Ein Präparat, das die Schuppenflechte ganz zum Verschwinden bringt, ist nicht in Sicht.»

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