Potenzmittel: Steht dir gut!

Potenzmittel sind beliebter denn je – und nach wie vor nicht ungefährlich

Steile Achterbahn

Spoiler

  • Potenzmittel verlängern die Erektion, indem sie für eine stärkere Durchblutung der Gefässe sorgen.
  • Bei Erektionsproblemen sollte dennoch der Arzt aufgesucht werden. Sie sind heilbar und könnten auf eine schwerer Krankheit hinweisen.
  • Bei chemischen, aber auch pflanzlichen Potenzmitteln ist Vorsicht gefragt. Sie können starke Nebenwirkungen haben.

Potenzmittel sind voll im Trend – und zwar seit jeher. Zu allen Zeiten wurde versucht, der männlichen Standfestigkeit auf die Sprünge zu helfen. Neben verschiedenen natürlichen Mitteln steht inzwischen auch eine breite Palette chemischer Präparate zur Auswahl. Der diskrete Onlinehandel beflügelt die Nachfrage: So erzielten allein die beiden grössten Anbieter 2017 einen Umsatz von mehr als 3,5 Milliarden Dollar.

Potenzmittel: Warum eigentlich?

Der allzeit einsatzbereite und voll funktionsfähige Penis ist nach wie vor das Sinnbild der Männlichkeit schlechthin. Daran scheinen auch aufweichende Rollenbilder wenig zu ändern. Stress, Unlust, psychische Belastungen – all diese Stimmungskiller passen da wenig ins Bild vom echten Kerl.

Zugleich sind die (eigenen) Erwartungen an eine gute sexuelle Performance häufig hoch. Die Leistungsgesellschaft wirkt oftmals bis ins Schlafzimmer. Daneben motiviert Experimentierfreude und Neugier dazu, die natürliche Potenz zu unterstützen.

Anders sieht es aus, wenn zu Mitteln gegriffen wird, weil es ohne gar nicht ginge. Der Satz «Das ist mir noch nie passiert!» fällt offenbar häufiger, als gedacht: Etwa jeder fünfte Mann entwickelt im Laufe seines Lebens behandlungsbedürftige Erektionsprobleme. Diese sollten aber nicht mit Potenzmitteln kaschiert, sondern abgeklärt werden. Denn meist steckt eine Gefässerkrankung oder Diabetes dahinter. Beides kann unbehandelt zu schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Arteriosklerose oder Herzinfarkt führen. Ausserdem: Eine erektile Dysfunktion ist meistens heilbar, muss also kein lebenslanges Leiden werden.

So wirken Potenzmittel

Die Versteifung des Penis wird vor allem durch einen Botenstoff mit dem etwas sperrigen Namen zyklisches Guanin-Monophosphat – kurz cGMP – ermöglicht. Er lässt die Muskeln der Schwellkörper im Penis erschlaffen, wodurch sich die Gefässe weiten. So kann bis zu zehnmal mehr Blut durch die Schwellkörper fliessen, die dabei anschwellen. Das Enzym Phosphodiesterase 5 (PDE5) regt den Abbau von cGMP an, wodurch sich die Blutgefässe wieder verengen, das durchfliessende Blutvolumen zurückgeht und die Schwellkörper entspannen.

Die meisten chemischen Potenzmittel setzen genau hier an: Sie beinhalten PDE5-Hemmer, die den Abbau von cGMP verhindern. Dadurch bleibt die Erektion erhalten. Ab wann dieser Effekt eintritt und wie sehr er sich verlängern lässt, hängt von vielen Faktoren ab, nicht zuletzt auch von dem konkret verwendeten PDE5-Hemmer sowie der Dosierung und Anwendungsart der Potenzmittel: Sie werden als Cremes, Injektionen, Minizäpfchen für die Harnröhre und – deutlich verbreiteter – als Tabletten vertrieben.

Ganz ungefährlich sind die Präparate nicht. Zum einen können sie die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen. Auch kann die vorübergehende Gefässerweiterung den Kreislauf beeinträchtigen. Zum anderen gefährdet das diskrete Kaufverhalten vieler Interessenten deren Gesundheit: Online vertriebene Produkte erfüllen nicht immer die hohen Standards der seriösen Pharmaindustrie.

Natürliche Alternativen

In vielen Kulturen sind verschiedene pflanzliche und tierische Potenzmittel bekannt. Ihr tatsächlicher Nutzen konnte allerdings wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden. Auch kann die falsche Anwendung oder Dosierung zu schweren Nebenwirkungen führen. Deshalb sind natürliche Potenzmittel immer mit Vorsicht zu geniessen. Hier eine Auswahl:

  • Erbrochenes. Ambrein wird aus Amber gewonnen – dem Erbrochenen von Pottwalen. Der Wirkstoff soll die Testosteron-Produktion ankurbeln und so der Potenz auf die Sprünge helfen.
  • Zermahlenes. Cantharidin wird traditionell aus der Spanischen Fliege gewonnen, einem Käfer, der pulverisiert wird. Die Präparate, die als Tablette oder Creme verwendet werden können, sollen zu länger anhaltenden Erektionen führen.
  • Aufgebrühtes. Aus der Rinde des Yohimbe-Baums wird Yohimbin gewonnen, das als Tablette oder Tee eingenommen werden kann. Bevor chemische Potenzmittel aufkamen, wurde Yohimbin gern zur Behebung von Erektionsstörungen verschrieben.

Potenzfördernder Lifestyle

Auch eine gesunde Lebensweise kann die Potenz steigern. Wer sich ausgewogen ernährt, ausreichend schläft und bewegt, ist auf einem guten Weg. Risikofaktoren wie Stress, Rauchen oder übermässiger Konsum von Alkohol sollten vermieden werden.

Konkret scheint die Aminosäure L-Arginin den Penis auf Trab zu bringen. Deshalb sollten Fisch, Nüsse und viel Gemüse wie Tomate, Paprika, Spinat und Brokkoli auf dem Speiseplan stehen.

Und auch beim Sport kann die Potenz gezielt gestärkt werden: durch kräftigendes Beckenbodentraining.

Facebook
Email
Twitter
LinkedIn