Pollenallergie – oft sind auch die Augen gereizt

Wenn dir nicht nach Blumenwiese ist

Pollenallergie Auge: Blumen sind eng aneinander gereiht und erinnern an Augen.
Frau Guillod, wie genau beeinflusst eine Pollenallergie die Augen?

Eine Pollenallergie kann diverse Auswirkungen auf die Augen haben, die sich in Form einer sogenannten allergischen Konjunktivitis – also einer allergisch bedingten Bindehautentzündung – äussern. Die Augen tränen, jucken und brennen. Zudem können ein Fremdkörpergefühl und eine erhöhte, unangenehme Lichtempfindlichkeit auftreten. Neben diesen Anhaltspunkten gibt es oft begleitende Beschwerden an der Nase. Die im Fachjargon geläufige allergische Rhinokonjunktivitis (Nasenschleimhautentzündung) betrifft sowohl die Atemwege als auch die Augen. Denn die Nasenschleimhaut ist zum einen über den Tränenkanal mit unserem Sehorgan verbunden und zum anderen über Rachen, Kehlkopf und Luftröhre mit den Atemwegen verbunden. 

Welche Symptome sind typisch und woran erkennt man, dass es sich um keine «normale» Bindehautentzündung handelt?

Eine Pollenallergie macht sich am Auge folgendermassen bemerkbar:

  • Juckreiz: Dies ist ein vorherrschendes Anzeichen einer Pollenallergie, aber nicht untypisch für bakterielle oder virale Bindehautentzündungen.
  • Erhöhte Tränenproduktion: Hier lässt sich der Unterschied zu einer «normalen» Bindehautentzündung am besten erkennen. Eine Reaktion auf die Pollenflut führt oft zu wässrigen, klaren Tränen, wohingegen bakterielle Infektionen durchaus wässrig beginnen können, sich dann jedoch zu einem eitrigen Sekret entwickeln.
  • Lichtempfindlichkeit und Fremdkörpergefühl: Diese Symptome können zwar bei beiden Formen auftreten, sind jedoch bei einer Pollenallergie meist weniger stark ausgeprägt als bei bakteriellen oder viralen Infektionen.
Gibt es Gräser oder Pollen, auf welche die Augen besonders stark reagieren?

Die gibt es. Zu den häufigsten und stärksten Allergenen, die Augenreaktionen hervorrufen, zählen Gräserpollen, Baumpollen und Ragweed (Ambrosia). Gräserpollen sind vor allem im Frühling und Sommer verbreitet und lösen häufig allergische Beschwerden aus. Ebenso können Pollen von Bäumen wie Birke, Erle, Esche und Hasel starke Reaktionen hervorrufen, insbesondere im Frühjahr. Auch Ragweed, das spät im Sommer bis in den Herbst hinein blüht, ist für seine stark allergieauslösenden Pollen bekannt. 

Wie kann die Pollenlast zu Hause verringert werden? Würde sich da beispielsweise ein Luftreiniger eignen?

Absolut! Es gibt mehrere effektive Strategien, um die Pollenlast im Haus zu verringern. Hier meine wertvollsten Tipps für weniger Pollenallergie und gesündere Augen zu Hause:

  • Luftreiniger: Der Einsatz von Luftreinigern mit HEPA-Filtern kann sehr effektiv sein. Diese Filter können Pollen sowie andere Partikel aus der Luft entfernen, bevor sie sich im Wohnbereich absetzen.
  • Richtiges Lüften: Wer an trockenen, windigen Tagen lange die Fenster offenlässt, holt sich die Allergene direkt ins Schlafzimmer. Besser ist es, früh morgens oder nach einem Regen kurz und kräftig zu lüften.

Wichtig: Während dem Regen sollten Türen und Fenster geschlossen bleiben, da in der ersten halben Stunde die Pollenkonzentration in der Luft ansteigt. Ist der Schauer vorüber, ist die Luft im wahrsten Sinne des Wortes «rein».

  • Halten Sie Fenster und Türen geschlossen: Besonders während der hohen Pollenflugzeiten sollten Fenster und Türen möglichst geschlossen bleiben.
  • Pollenschutzgitter verwenden: Spezielle Pollenschutzgitter für Fenster können zusätzlich helfen. 
  • Kleidung und Haare: Pollen haften besonders stark an bestimmten Stoffen. Wolle und Fleece sind regelrechte Pollenfänger. Glatte Materialien wie Baumwolle oder Kunstfasern sind besser geeignet. Ein einfacher, aber wirkungsvoller Trick: Nach dem Nachhausekommen sofort die Kleidung wechseln und möglichst nicht im Schlafzimmer aufbewahren. Zudem hat sich eine abendliche Dusche, um die gesammelten Pollen vom Körper zu waschen, als eine hilfreiche Methode erwiesen.  
Gibt es Hausmittel oder einfache Tricks, um die Beschwerden der Pollenallergie zu lindern und die Augen zu reinigen?

Kalte Kompressen können helfen, Schwellungen und Juckreiz zu reduzieren, indem sie die gereizte Augenpartie beruhigen. Das Spülen der Augen mit steriler Kochsalzlösung oder «künstlichen Tränen» trägt dazu bei, Pollen und andere Allergene auszuspülen und die Symptome zu lindern. Um zusätzliche Irritationen zu vermeiden, ist es ratsam, das Reiben der Augen konsequent zu vermeiden. Dicht abschliessende Sonnenbrillen bieten im Freien zusätzlichen Schutz vor umherfliegenden Pollen. Häufiges Händewaschen und Duschen nach dem Aufenthalt im Freien hilft, Pollen von Haut und Haaren zu entfernen. 

Wie beeinflusst eine Pollenallergie die Augen von Kontaktlinsentragenden? 

Die Kontaktlinsen sollten regelmässig und sorgfältig gereinigt werden, um Ablagerungen von Pollen und anderen Reizstoffen zu vermeiden. Tageslinsen können eine gute Alternative sein, da sie täglich durch ein frisches Paar ersetzt werden und so das Risiko von Ablagerungen verringern. Achte ausserdem auf eine gründliche Handhygiene, bevor du deine Kontaktlinsen einsetzt oder herausnimmst. Verwende zur Beruhigung der Augen am besten konservierungsmittelfreie Tropfen in praktischen Einmaldosen. Sollten die Augen jedoch stark gereizt, gerötet oder geschwollen sein, ist es ratsam, auf Kontaktlinsen zu verzichten und stattdessen eine Brille zu tragen, um die Augen zu schonen. 

Kann eine Pollenallergie langfristige Augenschäden verursachen?

Die häufigsten Symptome sind juckende Augen, seltener trockene Augen. Diese Erscheinungen lassen sich leicht mit geeigneten Augentropfen behandeln, die Antihistaminika enthalten, manchmal in Kombination mit Kortikosteroiden. Diese Symptome verursachen in der Regel keine langfristigen Schäden. Durch eine Pollenallergie verursachte Augenverletzungen sind sehr selten. Im Allgemeinen verschwinden die Beschwerden, sobald die Person nicht mehr den Allergenen ausgesetzt ist. In sehr seltenen Fällen können schwerwiegendere Komplikationen auftreten, die dann eine Behandlung durch einen Augenarzt erfordern. 

Zudem kommt es bei Menschen mit Neurodermitis (einer chronischen Hautentzündung) und Pollenallergie häufig zu einer Verschlechterung des Ekzems an den Augenlidern, hier ist ein Arztbesuch ebenfalls ratsam.  

Welche vorbeugenden Massnahmen können Betroffene einer Pollenallergie ergreifen, um die Augen zu schützen?

Auf die aktuellen Pollenflugvorhersagen achten, um starke Belastungsphasen gut einschätzen zu können, etwa mit der App «Pollen-News» oder auf pollenundallergie.ch. Wer stark reagiert, sollte an Hochbelastungstagen möglichst drinnen bleiben oder Aktivitäten nach einem Regenschauer planen, wenn die Luft pollenärmer ist. Wer trotz Pollenallergie einen Schritt nach draussen wagt, schützt sich durch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und/oder eine dicht abschliessende Sonnenbrille.

Gibt es neue Entwicklung oder vielversprechende Therapien gegen allergische Augenbeschwerden? 

Ja, eine vielversprechende Therapie ist die Desensibilisierung. Durch sie werden geeignete Patientinnen und Patienten an ihre Allergieauslöser (wie Pollen oder Hausstaubmilben) gewöhnt – die Beschwerden werden milder und es wird weniger medikamentöse Unterstützung benötigt. 

Facebook
Email
Twitter
LinkedIn