«Man könnte meinen, die Natur nimmt Rache an uns», sagt Prof. Peter Schmid-Grendelmeier. Denn je gestresster eine Pflanze sei, desto aggressiver seien ihre Pollen, sind doch sogenannte Stressproteine auch Allergene. Stress erlebt beispielsweise eine Birke, die zu wenig Platz hat und Schadstoffen in der Luft und im Erdreich ausgesetzt ist.
Pollen lösen zahlreiche Beschwerden aus
Kein Wunder also, dass Pollen von Stadtpflanzen starke Symptome auslösen. Dort ist auch die Pollenzunahme grösser als auf dem Land, wie eine Studie der TU München zeigt; in ihr wurden Daten aus 13 europäischen Ländern ausgewertet.
Immer mehr Menschen sind betroffen, gut die Hälfte leidet nicht nur unter Problemen mit den Atemwegen, sondern auch mit den Augen. Den Betroffenen fällt es schwer, in die Sonne zu schauen, weil sie lichtempfindlicher sind. Ihre Augen tränen, sind gerötet und gereizt.
Das Leiden dauert immer länger, denn seit Jahren blühen Gräser und Bäume früher und länger. Doch spielt hierbei nicht nur der Klimawandel eine Rolle. Der Professor nennt ein Beispiel: «Aus Sibirien importierte Erlen blühen schon im Dezember, während unsere heimischen erst Mitte Januar blühen.»
Herr Prof. Schmid-Grendelmeier, wie viele Pollenallergiker lassen sich mit einer Desensibilisierung behandeln?
Wohl nur zehn bis zwanzig Prozent der Betroffenen. Nicht jeder benötigt eine solche, aber es könnte doch ein grosser Prozentsatz von einer solchen profitieren.
Vermutlich ist nicht jedem bewusst, dass seine Augensymptomatik mit einer Allergie zu tun haben kann.
Sicher, wenn Betroffene beispielsweise Augenbrennen haben und keine Kontaktlinsen mehr tragen können, vermuten sie nicht unbedingt, dass Pollen dahinterstecken können.
Ihr Institut entwickelt eine neue Form der Desensibilisierung.
Richtig, es handelt sich um Pflaster für Pollen von Gräsern. Eine Markteinführung in den nächsten zwei, drei Jahren ist vorgesehen.