Pollen sind in der Stadt aggressiver als auf dem Land

Bäume unter Stress machen Allergikern das Leben schwer

Pollen Stadt: Mann steht in einer Blumenwiese.

Spoiler

  • Umweltveränderungen stressen unsere Pflanzen.
  • Das Ergebnis sind aggressivere Allergene, die Heuschnupfensymptome verstärken.
  • Die von den Bäumen abgesonderten Pollen wirken in der Stadt intensiver auf Betroffene als auf dem Land.
  • Augenjucken und -brennen ohne ersichtlichen Grund können immer ein Hinweis auf eine Allergie sein.

«Man könnte meinen, die Natur nimmt Rache an uns», sagt Prof. Peter Schmid-Grendelmeier. Denn je gestresster eine Pflanze sei, desto aggressiver seien ihre Pollen, sind doch sogenannte Stressproteine auch AllergeneStress erlebt beispielsweise eine Birke, die zu wenig Platz hat und Schadstoffen in der Luft und im Erdreich ausgesetzt ist. So ein Baum sondert Pollen ab, die in der Stadt auf Allergiker intensiver wirken als in einem natürlichen Lebensumfeld der Pflanze.

Pollen in der Stadt verschärfen die Probleme für Allergiker

Kein Wunder also, dass Pollen von Stadtpflanzen starke Symptome auslösen. Dort ist auch die Pollenzunahme grösser als auf dem Land, wie eine Studie der TU München zeigt; in ihr wurden Daten aus 13 europäischen Ländern ausgewertet.Immer mehr Menschen sind betroffen, gut die Hälfte leidet nicht nur unter Problemen mit den Atemwegen, sondern auch mit den Augen. Den Betroffenen fällt es schwer, in die Sonne zu schauen, weil sie lichtempfindlicher sind. Ihre Augen tränen, sind gerötet und gereizt. Doch die erhöhten Belastungen durch Pollen in der Stadt ist nicht die einzige Herausforderung, auf die sich Heuschnupfen-Patienten einstellen müssen.

Zusätzliche Herausforderung durch importierte Arten
Deren Leiden dauert darüber hinaus auch immer länger, denn schon seit Jahren blühen Gräser und Bäume früher und länger. Doch spielt hierbei nicht nur der Klimawandel eine Rolle. Der Professor nennt ein Beispiel: «Aus Sibirien importierte Erlen blühen schon im Dezember, während unsere heimischen erst Mitte Januar blühen.» Die unliebsame Heuschnupfen-Zeit hat sich so in den letzten Jahren zunehmend verlängert. Doch trotz allgemein gestiegener Belastungen gibt es Mittel und Wege, um Allergikern zu helfen.

Herr Prof. Schmid-Grendelmeier, wie viele Pollenallergiker lassen sich mit einer Desensibilisierung behandeln?

Es sind wohl nur zehn bis zwanzig Prozent der Betroffenen. Nicht jeder, der unter Heuschnupfen leidet, benötigt eine solche, aber es könnte doch ein grosser Prozentsatz davon profitieren.

Vermutlich ist nicht jedem bewusst, dass seine Augensymptomatik mit einer Allergie zu tun haben kann.

Sicher, wenn Betroffene beispielsweise Augenbrennen haben und keine Kontaktlinsen mehr tragen können, vermuten sie nicht unbedingt, dass Pollen dahinterstecken können.

Ihr Institut entwickelt eine neue Form der Desensibilisierung.

Richtig, es handelt sich um Pflaster für Pollen von Gräsern. Wer damit desensibilisiert wurde, kommt auch mit den Pollen in der Stadt besser zurecht. Eine Markteinführung in den nächsten zwei, drei Jahren ist vorgesehen.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

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