«Eltern sollten die Mandeloperation keinesfalls unterschätzen!», rät Cinzia Moor, die Mutter der kleinen Patientin Lynn. «Am besten sollte man nicht alleine mit dem Kind zum Termin erscheinen. Eine Freundin, der Partner oder die Grossmutter kann das Elternteil während der OP seelisch unterstützen und ablenken. Denn es ist nicht einfach, sein Kind in Vollnarkose zu sehen, vor allem, wenn es noch so klein ist.»
Nach der Mandeloperation
Damit nach der Operation keine Komplikationen auftreten und das Kind schnell wieder gesund wird, gilt es, einiges zu beachten. Cinzia Moor verrät, was ihr und ihrer Tochter nach der Operation geholfen hat:
- Ruhe, Ruhe, Ruhe. Nach der Operation bleibt das Kind noch etwa zwei bis drei Tage im Spital zur Überwachung. Danach darf es wieder nach Hause. Kindergarten oder Schule sind für circa zwei bis drei Wochen tabu. Auch Reisen oder Ausflüge sollten unbedingt verschoben werden.
- Vorsicht bei Nachblutungen. Kommt es zu einer Nachblutung, sollte sofort ein Krankenhaus aufgesucht oder der Notarzt gerufen werden. Vor allem bei jüngeren Kindern kann eine Nachblutung lebensbedrohlich sein, da sie über weniger Blut verfügen. Auf der Fahrt ins Spital oder beim Warten auf den Arzt sollte der Hals und der Nacken mit einem kalten Tuch oder einem Eisbeutel gekühlt werden. Das mindert den Blutfluss.
- Die richtige Ernährung. Während etwa zwei Wochen sollte das Kind keine heissen Getränke oder heisse Mahlzeiten zu sich nehmen, da diese das Risiko für eine Blutung erhöhen. Auch säurehaltige oder scharfe Lebensmittel sollten vermieden werden. Besser sind kalte und weiche Speisen wie Milchshakes, weisses Brot ohne Rinde oder Püriertes. Eltern sollten darauf achten, dass ihr Kind viel trinkt. Nicht empfehlenswert sind kohlensäurehaltige Getränke oder Fruchtsäfte.
- Sanfte Körperpflege. Der kleine Patient sollte nicht zu heiss duschen oder baden. Haare sollten in der Genesungszeit wenn möglich nicht gewaschen werden. Zähne können ganz sanft mit einer milden Kinderzahnpasta (ohne Menthol) und einer neuen Zahnbürste gereinigt werden. Dabei sollten Eltern sehr vorsichtig sein, damit die Wunde nicht aufreisst.
- Adieu Schmerzen. Die Abheilung der Mandeln kann ganz schön schmerzhaft sein. Wenn Eltern dem Kind Schmerzmittel geben wollen, sollten sie darauf achten, dass die Inhaltsstoffe die Blutgerinnung nicht beeinflussen (beispielsweise Acetylsalicylsäure). Durch viel Ablenkung wie Spiele, Hörbücher, Kindersendungen oder kurze Spaziergänge lässt sich der Schmerz besser aushalten. Auch ein feuchtes Tuch auf dem Nacken kann Linderung verschaffen. Das beste Schmerzmittel ist natürlich ganz viel Liebe von Mama, Papa und Geschwistern.
Wozu brauchen wir Mandeln?
Der Mensch besitzt fünf verschiedene Mandeln: zwei Gaumenmandeln und je eine Rachen-, Tuben- und Zungenmandel. Alle zusammen bilden den sogenannten Rachenring. Dieser kann Bakterien, Viren und andere Krankheitserreger aufhalten, die über Nase oder Mund in den Körper gelangen. Sie sind zudem in der Lage, sich die Krankheitserreger zu merken und tragen so zur Entwicklung des immunologischen Gedächtnisses und des Abwehrsystems bei. Bis etwa zum sechsten Lebensjahr ist das Abwehrsystem voll ausgebildet und deshalb nicht mehr zwingend auf die Mandeln angewiesen. Zwar können auch Kindern unter sechs Jahren die Mandeln entfernt werden, doch besteht die Gefahr, dass sie nach der Operation mit einem schwächeren Immunsystem zu kämpfen haben.
Am häufigsten werden die Gaumenmandeln entfernt. Diese sind von der typischen Mandelentzündung betroffen, die sogenannte Angina. Die Gaumenmandeln sollten allerdings nur herausoperiert werden, wenn die Entzündung mehrmals pro Jahr auftritt und mit Antibiotika behandelt werden muss. Übergrosse Rachenmandeln führen zu Atemproblemen, wie dies auch bei Lynn der Fall war. Häufig werden sie nur operativ verkleinert und nicht ganz entfernt. Die Tubenmandel befindet sich im Nasenrachenraum. Ist sie vergrössert, kann ein Druckgefühl im Ohr entstehen oder der Schall nicht mehr richtig weitergeleitet werden, was zu einer vorübergehenden Schwerhörigkeit führen kann.
Die Zungenmandel ist praktisch nicht anfällig für Entzündungen.