Neurodermitis: Ursachen und Behandlung

Die Hauterkrankung stigmatisiert die Betroffenen und schmälert die Lebensqualität

Baby schaut über die Schulter des Vaters

Spoiler

  • Neurodermitis ist eine Hautkrankheit, die sich durch juckende, gerötete Hautpartien äussert.
  • Die Krankheit führt oft in die soziale Isolation, weil sie - fälschlich - für ansteckend gehalten wird.
  • Betroffenen hilft neben diversen Therapieansätzen vor allem viel Empathie aus ihrem persönlichen Umfeld.

Starker Juckreiz – insbesondere auch in der Nacht –, trockene und empfindliche Haut und wiederkehrende Ekzeme mit geröteten und schuppenden Hautstellen: Wer diese Symptome aufweist, leidet häufig an Neurodermitis – und steht damit keineswegs alleine da. Rund zehn Prozent der Schweizerinnen und Schweizer leiden früher oder später an dieser Hautkrankheit, die auch als atopisches Ekzem bekannt ist.

Neurodermitis: die Ursachen hinter der Krankheit

«Neurodermitis basiert auf den drei Säulen Genetik, Psyche und Umwelteinflüsse», meint Prof. Dr. Daniel Hohl, Chefdermatologe am CHUV. Wird die Veranlagung für Neurodermitis also oft über das Erbgut weitergegeben, hat hingegen die Psyche – etwa übermässiger Stress – einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Ausbruch dieser Krankheit.

Umgekehrt kann sich die Neurodermitis wieder negativ auf die Psyche auswirken – ein Teufelskreis.

Psychisch belastende Haut

Der ständige Juckreiz ist nicht nur bei der Arbeit, sondern auch in der Freizeit ein äusserst lästiger Begleiter. Sind Hände und Füsse betroffen, werden alltägliche Handgriffe und Bewegungen oft zur Tortur.

Durch die sichtbare Wahrnehmbarkeit der Hautirritationen sind Neurodermitis-Betroffene gegenüber ihren Mitmenschen sprichwörtlich ausgestellt. So wird die Lebensqualität eingeschränkt und nicht wenige meiden als Reaktion bestimmte Situationen oder isolieren sich sogar komplett von der Umwelt.

So wird Neurodermitis behandelt

Die beste Variante, um die negativen Begleiterscheinungen in den Griff zu kriegen, ist das Problem an der Wurzel zu packen. «Dazu gehört in erster Linie die konsequente, langfristige und regelmässige Behandlung der betroffenen Hautstellen mit rückfettenden Cremen oder Salben», so Prof. Hohl.

Entscheidend für die jeweilige Neurodermitis-Behandlung ist auch die Ausprägung der Ekzeme: Reichen bei leichten Ausschlägen noch antiseptische Wirkstoffe und die äusserliche Behandlung mit schwächeren Glucocorticoiden, muss bei schwer ausgeprägter Krankheit eine systemische Therapie ins Auge gefasst werden.

Umweltfaktoren einbeziehen

«Die Haut ist das erste Organ, das ein Säugling als Grenze wahrnimmt. Haut und Geist sind eng miteinander verknüpft, insbesondere beim Neurodermitis-Patienten. Komplexe Abhängigkeitsverhältnisse wie etwa von mütterlicher Zuwendung und wohltuenden Streicheleinheiten komplizieren oft die Therapie, gerade bei Jugendlichen», erklärt Prof. Hohl.

Ist Stress ein Auslöser oder ein Verstärker der Ekzeme, kann ein Abbau der belastenden Situation zum Rückgang von Neurodermitis beitragen. Wenn die Hautkrankheit und ihre Folgen Depressionen oder ähnliche Krankheiten auslösen, ist eine entsprechende Psychotherapie nützlich. Wichtig ist auch die Sensibilisierung des persönlichen Umfelds auf die Krankheit. Empathie ist hilfreich, damit sich die Betroffenen weniger stigmatisiert fühlen und selbstbewusster mit der Situation umgehen. «Es sind Bestrebungen im Gang, Neurodermitis als Systemerkrankung zu klassifizieren und zu erforschen. Das wäre sicher hilfreich», so Prof. Hohl.

Empathie für Neurodermitis-Betroffene

Besonders viel Empathie ist gefragt, wenn die Neurodermitis Kinder und Jugendliche betrifft. Eine Schlüsselrolle kommt dabei den Eltern zu. «In diesem Zusammenhang werden an vielen Kliniken Kurse für Erziehungsberechtigte angeboten, die umfassend zum Thema informieren», weiss Prof. Hohl. Diese bieten einen Einblick in die medizinischen Aspekte der Krankheit und zeigen Bewältigungsstrategien für den Alltag auf.

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