Neurodermitis: Behandlung individuell gestalten

Der einzelne Patient steht im Fokus. Ein Überblick zu den verschiedenen Möglichkeiten

Roter Mohn im Feld

Spoiler

  • Jede Behandlung von Neurodermitis muss auf den einzelnen Patienten abgestimmt sein.
  • Als Basistherapie bietet sich eine umfassende Hautpflege - auch ausserhalb der Krankheitsschübe - an.
  • Die aktuelle Forschung setzt auf probiotische Lebensmittel.

Da die klinischen Symptome von Patient zu Patient unterschiedlich stark ausgeprägt sein können, ist die Behandlung von Neurodermitis nicht standardisiert. Es gibt also keine Therapie, die allen Betroffenen gleich gut hilft. Vielmehr muss jeder Patient individuell beurteilt und behandelt werden.

Auslöser und Verstärker identifizieren

Zu Beginn der Therapie geht es darum, dass der verantwortliche Arzt gemeinsam mit dem Patienten herausfindet, welche Faktoren bei ihm die Symptome auslösen. Durch eine gründliche Befragung kann geklärt werden, ob beispielsweise der Verzehr bestimmter Nahrungsmittel oder der Kontakt mit gewissen Substanzen die Beschwerden hervorrufen. Wenn dies der Fall sein sollte, ist die Durchführung von Allergietests laut Prof. Dr. Peter Schmid-Grendelmeier sinnvoll.

Bei Neurodermitis Behandlung anpassen

Basistherapie

Grundlage jeder Neurodermitis-Behandlung stellt die Basistherapie dar, welche der Rückfettung der Haut und der Stabilisierung der Hautbarriere dient. In Abhängigkeit vom Hautzustand und den betroffenen Körperstellen können dazu Salben, Cremen und Lotionen verwendet werden. Diese Produkte bessern die Barrierefunktion und können Feuchtigkeit in der Haut binden. Da es im Krankheitsverlauf immer wieder zu Verschlechterungen in Schüben kommt, empfiehlt sich, die Basistherapie auch in der schubfreien Zeit durchzuführen, um die beschwerdefreie Zeit zu verlängern und die Schübe abzumildern.

Kortison-Präparate

Bei akuten Schüben können durch die Hemmung von Entzündungsreaktionen Juckreiz und entzündliche Hautveränderungen gelindert werden. Dazu eignen sich Kortison-Präparate, die üblicherweise in Form von Salben oder Cremen auf die Haut aufgetragen werden. «Im Gegensatz zu früher angewendeten Substanzen sind die heutzutage eingesetzten Wirkstoffe bei richtiger Anwendung sehr gut verträglich», so Prof. Schmid-Grendelmeier.

Jedoch kann es bei langer Anwendung zu einer Hautverdünnung kommen, weshalb diese Präparate nicht regelmässig angewendet werden sollten. Bei sehr schweren Schüben ist eine kurzzeitige Neurodermitis-Behandlung mit Kortison-Tabletten möglich. Ist eine längere Behandlung notwendig, kommen andere Medikamente mit ganz gezieltem Eingriff in das Immunsystem zum Einsatz (Tabletten oder Spritzen).

Calcineurininhibitoren

Als Alternative zu kortisonhaltigen Produkten stehen zur lokalen Therapie Calcineurin-Inhibitoren, etwa als Creme oder Salbe, zur Verfügung. Auch die dauerhafte Anwendung führt nicht zu einer Hautausdünnung; hingegen kann es bei Anwendungsbeginn zu Hautbrennen kommen.

Lichttherapie

Bei ausgedehnten Ekzemen hat die Bestrahlung mit hochdosiertem UVA- und UVB-Licht eine entzündungshemmende Wirkung und stellt eine wirksame sowie gut verträgliche Möglichkeit zur Behandlung von Neurodermitis dar. Bei Kindern unter zwölf Jahren sollte jedoch aufgrund der empfindlichen Haut nicht mit UV-Licht therapiert werden.

Ernährungstherapie

Im Fokus der aktuellen Forschung stehen Probiotika, sprich Lebensmittel mit lebenden Bakterien. «In verschiedenen Studien zu Säuglingsnahrung mit Probiotika-Zusätzen wurden erste erfolgsversprechende Ergebnisse erzielt, die Krankheit günstig zu beeinflussen. Jedoch sind weitere Studien notwendig, um die Ergebnisse zu bestätigen», erklärt Prof. Schmid-Grendelmeier.

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