Nach der Lungentransplantation endlich frei durchatmen

Wie lebt es sich mit einer transplantierten Lunge?

Frau vor Bergen

Spoiler

  • Martina Knaus leidet an Mukoviszidose, im Alter von 19 Jahren wurde ihr eine Lunge transplantiert.
  • Seither fühlt sie sich lebendiger und vollkommen uneingeschränkt.
  • Martina ist dem Spender dankbar für dieses grosse Geschenk.

Der Anruf, dass es eine Lunge gibt, kam um zwei Uhr nachts. Martina war sofort hellwach. Ein Krankentransport fuhr sie ins Spital. Auf dem Weg schrieb sie SMS an ihre Freunde: «Ich bekomme eine neue Lunge. Bis bald!». Vor der Lungentransplantation war sie nervös, aber sie hatte keine Angst: «Was hatte ich denn schon zu verlieren? Meine Prognose war damals mit 18 Jahren nicht so toll, vielleicht hätte ich noch ein, zwei oder drei Jahre ohne neue Lunge überlebt.» So genau konnte ihr das damals niemand sagen.

Hoffnung durch eine Lungentransplantation

Klar war nur: Es ging ihr zunehmend schlechter. Martina hatte häufig Infektionen, das Atmen fiel ihr schwer, ständig war da dieser Husten und weil sie so geschwächt war, hatte sie kaum Appetit und wurde zusätzlich über eine Magensonde ernährt. Etwa alle zwei Monate musste sie für zwei Wochen zur intravenösen Kur ins Spital. Dort bekam sie Medikamente, die den Schleim in der Lunge lösen und Krankheitskeime bekämpfen.

Nun gab es also Hoffnung. Die Lungentransplantation dauerte fast zehn Stunden. «Das erste Mal mit der neuen Lunge zu atmen, war einfach erleichternd», erinnert sie sich. Allerdings musste sich eine transplantierte Lunge, unterstützt durch Atemübungen und Physiotherapie, erst noch richtig entfalten. Martina hatte Glück: Ihr Körper nahm die Lunge gut an.

Nach der Lungentransplantation: Leben ohne Husten

Schon nach vier Wochen wurde sie entlassen. «Endlich konnte ich atmen, ohne husten zu müssen – und ohne dass sich jeder Atemzug anfühlt, als müsse ich die Luft durch einen Trinkhalm einsaugen.» Auch ihr Appetit kam zurück, einige Monate später konnte sie auf die Magensonde verzichten. «Das alles war sehr befreiend», erzählt Martina.

Nach der Lungentransplantation musste sie zunächst oft an die andere Person denken, von der sie die Lunge hatte. Wie alt war sie und was für ein Mensch war sie gewesen? Wie ging es nun den Angehörigen? «Letztlich bin ich aber froh, dass ich keine Antworten auf diese Fragen bekommen habe. Es hätte ja nichts geändert. Es ist gut, dass der Spender anonym bleibt», findet sie.

Mit neuer Lunge mitten im Leben

Ihre Zukunftsaussichten sind gut, die Lunge arbeitet weiterhin mit, deshalb muss sie nur noch wenige Immunsuppressiva nehmen. Das sind die Mittel, die verhindern, dass ihr Körper die Lunge abstösst. Theoretisch könnte das auch jetzt noch passieren, aber das Risiko sinkt mit jedem Jahr, das nach der Lungentransplantation vergeht. «Ich kenne viele Menschen, die mit einer ersten transplantierten Lunge 20 Jahre oder länger leben. Das macht mir Hoffnung», sagt Martina.

Sie sei ohnehin sehr positiv und denke nicht ständig daran, dass ihr Leben mit Mukoviszidose begrenzter sei als das von gesunden Menschen. «Alle meine Organe sind derzeit in stabilem Zustand, ich kann fast so leben wie gesunde Leute.» Und das tut sie auch. Sie arbeitet, verreist gerne, sie geht oft wandern, fährt Ski und oder tanzt. Manchmal vergisst sie sogar, dass sie eigentlich etwas mehr Rücksicht nehmen muss als andere, damit sie sich nicht überanstrengt. «Die neue Lunge hat mir ein neues und weitgehend normales Leben geschenkt. Dafür bin ich sehr dankbar!»

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