Zwischen Oktober und Mai ist Grippe-Saison. In dieser Zeit zirkulieren die Influenza-Viren besonders eifrig – normalerweise. Doch die aktuelle Saison unterscheidet sich von den vorangegangenen. Bislang werden zwar pro Woche etwa 27 von 100’000 Einwohnern beim Arzt wegen grippeähnlicher Beschwerden vorstellig. Doch alle Proben, die beim nationalen Influenza-Referenzzentrum der Universität Genf eingegangen sind, waren negativ. Heisst: In der Grippe-Saison gab es bislang keinen einzigen nachweisbaren Grippefall. Laut Bundesamt für Gesundheit befindet sich die Influenza-Aktivität «auf zwischensaisonalem Niveau».
Damit steht die Schweiz nicht allein da. In ganz Europa bleibt die winterliche Grippewelle aus, weltweit treten nur wenige Fälle auf. Grund dafür sind die Hygiene- und Abstandsregeln, die im Zuge der Corona-Pandemie eingeführt und umgesetzt wurden.
Doch das Ausbleiben der Influenza-Viren hat auch eine Kehrseite: Üblicherweise werden Impfstoffe auf der Basis aktuell zirkulierender Virenstämme entwickelt. Da in dieser Saison keine Viren nachweisbar sind, ist fraglich, wie wirksam ein mehr oder weniger «ins Blaue» erstellter Impfstoff für die Saison 2021/22 sein wird. Dabei wird ein Vakzin umso wichtiger, je länger Viren ausbleiben und das Immunsystem den Erreger und seine körpereigene Abwehrstrategie vergisst.