Frau Langer, was genau macht eine Breast Care Nurse?
Die Breast Care Nurse ist eine Spezialisierung innerhalb der Onkologiepflege. In der Schweiz ist der Beruf seit 2007 etabliert. Wir begleiten und betreuen an Brustkrebs erkrankte Frauen und ihre Familien durch den gesamten Behandlungsprozess, von der Diagnostik bis zur Nachsorge, in allen Phasen der Erkrankung. Hier bei uns im Brustzentrum kann die Patientin in individuellen Gesprächen alle ihre Fragen stellen und Dinge ansprechen, die sie beschäftigen. Dabei beziehen wir immer auch die Familie und engen Bezugspersonen mit ein.
Welche Themen besprechen Sie mit Ihren Patientinnen?
Die Symptome der Erkrankung und der Therapie können sehr belasten. Ich berate die Frauen, wie sie im Alltag damit umgehen können und was hilft, um sie zu lindern. Einen grossen Teil meiner Arbeit nimmt auch die umfassende psychische Begleitung ein, ich spreche mit den Brustkrebspatientinnen über das, was sie mental belastet, und wie sie damit im Alltag umgehen können. Auch Empowerment ist ein grosses und wichtiges Thema.
Wie kann Empowerment über die Therapie helfen?
Der Begriff Empowerment beschreibt eine Strategie zur Förderung von Autonomie und Selbstbestimmung der Brustkrebspatientin. Dabei geht es darum, sie darin zu bestärken, selbstverantwortlich, selbstbestimmt und selbstkompetent handeln zu können. Empowerment ist Hilfe zur Selbsthilfe und wir Breast Care Nurses unterstützen die Patientinnen bei diesem Prozess professionell, damit sie das Gefühl der Macht- und Einflusslosigkeit überwinden können.
Welche Aufgaben übernimmt eine Breast Care Nurse neben der mentalen Begleitung?
Während einer Brustkrebstherapie müssen die Frauen viele verschiedene Untersuchungen wahrnehmen. Um sie dabei zu entlasten, koordinieren wir die Termine von der Mammographie über die Ultraschalldiagnostik, die Chirurgie bis hin zur Physiotherapie, Ernährungsberatung, Reproduktionsmedizin und gegebenenfalls zum Studien-Team. Nach Bedarf vermitteln wir auch den Kontakt zu sozialen und psychologischen Diensten wie etwa Kinderbetreuung, Spitex, Psychoonkologie oder finanziellen Beratungen, rechtlichem Beistand und vielem mehr.
Wo kommt Ihre und die Arbeit des behandelnden Arztes zusammen?
Wenn es die Patientinnen wünschen, begleiten wir sie zu ärztlichen Konsultationen. In jedem Fall sind wir für sie da, wenn es um die Aufarbeitung und Evaluierung der mitgeteilten Informationen geht. Wir «übersetzen» in verständliche Sprache und anschauliche Bilder, erklären die einzelnen Untersuchungsmethoden und unterstützen im Entscheidungsfindungsprozess in den unterschiedlichen Phasen der Erkrankung.
Wie genau unterstützen Sie die Patientinnen bei der Entscheidung?
Die letztliche Entscheidung liegt natürlich immer bei der Frau selbst. Was wir aber tun können, ist, sie mit allen dafür nötigen Informationen zu versorgen. Wir erklären die verschiedenen Therapieansätze, erarbeiten die individuellen Schwerpunkte. Wir versuchen also gemeinsam herauszufinden, worauf die Patientin Wert legt, was ihr wichtig ist. Dabei ist eins ganz wichtig: Wir haben immer Zeit für Emotionen! Es kann über alle Ängste, Sorgen und Bedenken offen und ehrlich gesprochen werden. Wir stellen auch gern Kontakte zwischen den Patientinnen her, gemeinsam können sie oft Ängste reduzieren und so Sicherheit zurückerlangen.