Meldepflichtige Geschlechtskrankheiten im Überblick

Neun sexuell übertragbare Krankheiten sind meldepflichtig

Junges, verliebtes Paar unter dem Eiffelturm in Paris

Spoiler

  • Sexuell übertragbare Krankheiten treten wieder häufiger auf.
  • Experten sehen die zurückgehende Angst vor Aids als Ursache.
  • Die furchtbaren Top-drei: Chlamydien, Gonorrhoe und Syphilis
  • Übrigens: Auch Hepatitis kann durch Sex übertragen werden.

Es ist mindestens 16 Zentimeter lang und durchschnittlich 52 Millimeter breit: Das Kondom wird seit 1870 auf dem Markt und kostet nur eine Kleinigkeit. Und doch sind nicht wenige meldepflichtige Geschlechtskrankheiten nach wie vor im Umlauf – einige sogar auf dem Vormarsch.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) listet gleich neun Sex-Krankheiten auf, die meldepflichtig sind, weil von ihnen nicht nur ein persönliches, sondern auch ein gesellschaftliches Gesundheitsrisiko ausgeht. Soll heissen: Sie lassen sich mitunter nur schwer oder symptomatisch behandeln und könnten bei fortschreitender Ausbreitung das ganze soziale Leben lahmlegen. Kurz: Sie haben Seuchenpotenzial, ähnlich wie Pest und Cholera – die das BAG ebenfalls als meldepflichtig listet.

meldepflichtige Geschlechtskrankheiten: nicht nur HIV

Zu den gelisteten meldepflichtige Geschlechtskrankheiten gehören natürlich die HIV-Infektion und Aids als ihr Spätstadium. Immerhin 600 Neuerkrankungen pro Jahr verzeichnet das BAG, insgesamt leben rund 20 000 diagnostizierte HIV- und 3’500 Aids-Infizierte in der Schweiz.

Eine wahre Volksseuche ist die Chlamydiose mit 10 000 registrierten Neuerkrankungen pro Jahr. Forscher schätzen, dass bis zu zehn Prozent aller sexuell Aktiven in der Schweiz den Krankheitserreger in sich tragen. Besonders verbreitet sind Chlamydien bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, besonders weiblichen: 70 Prozent der Betroffenen sind Frauen.

Midlife-Leiden Tripper und Syphilis

Auf Platz zwei der meldepflichtigen Geschlechtskrankheiten liegt Gonorrhoe mit jährlich etwa 1’600 gemeldeten Neuerkrankungen. Auch hier dürfte die Dunkelziffer deutlich höher liegen, denn bei Frauen verläuft die eher als Tripper bekannte Krankheit oft beschwerdefrei. So wundert es nicht, dass vier Fünftel der registrierten Krankheitsfälle Männer betreffen.

Gonorrhoe ist besonders unter 25- bis 55-Jährigen verbreitet. In dieser Altersgruppe finden sich auch die meisten Syphilis-Patienten: Die aktuell etwa 1’100 Neuerkrankungen pro Jahr zeigen einen sprunghaften Anstieg seit der Jahrtausendwende an, als Syphilis praktisch kaum auftrat. 90 Prozent der Betroffenen sind männlich.

Forscher gehen davon aus, dass die gesunkene Angst vor HIV in der Schwulenszene zu einem Anstieg von ungeschütztem Verkehr geführt hat. Hotspots der Szene sind – den Krankmeldungen entsprechend – Genf und Basel. Daten aus Deutschland zeigen übrigens, dass beim grossen Nachbarn derselbe Trend beobachtet werden kann.

meldepflichtige Geschlechtskrankheiten: Hepatitis und Zika

Auch eine Infektion mit Hepatitis A, B und C ist durch ungeschützten Geschlechtsverkehr möglich: Bei Hepatitis B ist Sex ohne der häufigste Übertragungsweg, bei Hepatitis C kommt eine Infektion per Sex eher selten vor. Hepatitis A hingegen wird über Viren im Stuhl übertragen, oral-analer Verkehr birgt somit ein mögliches Übertragungsrisiko.

Seit 2015 ist auch das Zikafieber der Weltöffentlichkeit ein Begriff. Der Virus wird zwar hauptsächlich durch Mückenstiche übertragen, kann sich aber auch über ungeschützten Sex verbreiten. Auch wenn die Asiatische Tigermücke als Träger inzwischen auch im Tessin heimisch ist, besteht aktuell noch ein deutlich grösseres Übertragungsrisiko durch sexuellen Kontakt in den Zika-Ursprungsregionen Afrika, Südostasien und Lateinamerika.

Randgruppen-Denken schützt nicht

Neben alterstypischen Häufungen von Krankheitsfällen werden für die einzelnen Leiden bestimmte Risikogruppen wie Prostituierte, Drogenkonsumenten, männliche Gefängnisinsassen und bi- oder homosexuelle Männer ausgewiesen.

Die grosse Anzahl der Neuinfektionen von meldepflichtigen Geschlechtskrankheiten zeigt aber, dass sexuell übertragbare Krankheiten kein Randgruppenphänomen darstellen, sondern in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Eben weil generell die in den Neunzigern vorherrschende Angst vor Aids nachgelassen hat und vielfach einer gewissen Unbedarftheit gewichen ist. Deshalb: Wenn es um ONS oder Büroaffäre, Zweitbeziehung oder Datingbekanntschaft geht – Mit Gummi ist besser als mit Folgen.

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