Mit Desensibilisierung Heuschnupfen in den Griff bekommen

So wirst du deine Pollenallergie langfristig los

Desensibilisierung Heuschnupfen: Pflanze mit aufsteigenden Pollen

Spoiler

  • Beim Heuschnupfen stuft der Körper die Pollen fälschlicherweise als gefährlich ein und löst eine Abwehrreaktion aus.
  • Bei einer Desensibilisierung gegen Heuschnupfen wird dem Körper regelmässig das Allergen zugeführt, um ihn daran zu gewöhnen.
  • Ist der Leidensdruck hoch oder entwickelt sich eine Folgeerkrankung wie Asthma aus der Allergie, macht eine Desensibilisierung Sinn.

Bei einer Allergie stuft der Organismus einen harmlosen Stoff, das Allergen, als gefährlich ein und produziert Antikörper, um ihn abzuwehren. «Bei der Desensibilisierung werden dem Körper diese Allergene in kleinen Dosen zugeführt, damit er sich wieder daran gewöhnen kann. Sie ist die einzige Therapie, die eine Allergie zu einer Nichtallergie machen kann», erklärt der Experte. Eine Desensibilisierung kommt dann zum Einsatz, wenn die medikamentöse Behandlung in Form von Antihistaminika oder Kortisonsprays nicht den gewünschten Erfolg bringt.

Für wen eignet sich eine Desensibilisierung bei Heuschnupfen?

«Es ist abhängig vom individuellen Leidensdruck. Ist der zu hoch, macht eine Desensibilisierung bei Heuschnupfen Sinn», so Prof. Helbling. Auch wenn sich ein beginnendes Asthma ankündigt, sollte eine Desensibilisierung zum Einsatz kommen. «Symptome wie Atemnot sollten immer ernst genommen werden – auch bei Kindern! Müdigkeit, brennende Augen oder weniger Puste auf dem Fussballplatz können auf eine Allergie hinweisen, die sich zu einem Asthma entwickelt.» Eine frühe Desensibilisierung hält nicht nur Heuschnupfen in Schach, sondern kann auch Atemwegserkrankungen und Kreuzallergien vorbeugen oder sogar rückgängig machen, wie neuere Forschungen ergaben.

So läuft die Desensibilisierung bei Heuschnupfen ab

Die Allergene können in zwei Formen verabreicht werden. Entweder als subkutane Immuntherapie (SCIT), bei der es mittels einer Spritze direkt unter die Haut injiziert wird. Oder indem es in Tablettenform über die Schleimhaut unter der Zunge aufgenommen wird, der sublingualen Immuntherapie (SLIT). Die Therapien unterscheiden sich dabei in der Handhabung: Für die Spritzen sind regelmässige Arztbesuche erforderlich, die Tabletten müssen selbstständig zuhause eingenommen werden. «Da kommt es auf die Vorliebe und Selbstdisziplin des Patienten an, denn in der Wirksamkeit sind beide Formen der Immuntherapie etwa gleichwertig. Der Injektion ist eine minimal bessere Wirkung nachgewiesen, dafür sind bei den Tabletten die Nebenwirkungen geringer», weiss der Allergologe.

Kurzer Prozess? Besser nicht!

Eine Desensibilisierung dauert zwischen drei und vier Jahren. Grund für die Dauer ist die Dosierung. «Der Körper muss langsam an das Allergen gewöhnt werden. Die Umkehrung zur Nichtallergie erfolgt auf Zellebene und braucht Zeit. Mit einer zu hohen Dosierung steigt das Risiko für Nebenwirkungen bis zum anaphylaktischen Schock», warnt Prof. Helbling. Erste Besserungen treten aber bereits nach der ersten Saison auf. «Die Forschung arbeitet stetig an einer Verbesserung der Desensibilisierung bei Heuschnupfen und Pollenallergie mit dem Ziel einer optimalen Dosierung, einer dauernd hohen Wirkung, einfacher Verabreichung und möglichst keinen Nebenwirkungen. Die Verabreichung als Tabletten war ein grosser Fortschritt, von dem aus weiter geforscht werden kann.»

Schritt für Schritt gegen die Pollenallergie

Die Desensibilisierung steht bei Heuschnupfen am Ende einer Reihe von verschiedenen Therapiemöglichkeiten:

  1. Meiden der Allergenquellen (Blühphasen z. B. mittels Pollenkalender)
  2. Symptombekämpfung mit homöopathischen oder pflanzlichen Methoden
  3. Symptombekämpfung mittels Schulmedizin (Antihistaminika, Kortisonsprays etc.)
  4. Desensibilisierung

Übrigens: Antihistaminika können bedenkenlos während der Immuntherapie bei akuten Beschwerden eingenommen werden, ohne die Therapie zu beeinflussen.

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