Funktion der Milz: ein kleines Organ im Hintergrund

Ein Blick auf die vielen Fähigkeiten und Funktionen der Milz

Funktion Milz: Person im Freien, die sich eine Sonnenblume vor das Gesicht hält

Spoiler

  • Die Funktionen der Milz sollten nicht unterschätzt werden.
  • Sie reinigt das Blut und produziert weisse Blutkörperchen.
  • Ohne Milz ist das Immunsystem geschwächt. Betroffene haben ein erhöhtes Risiko für Infektionen.
  • Ein Milzriss ist ein Notfall. Es drohen schwere innere Blutungen. Jetzt muss schnell gehandelt werden.

Hinter dem Magen und über der linken Niere versteckt befindet sich die Milz. Dieses kleine Organ hat ein denkbar schlechtes Image. Zum einen galt es in früheren Zeiten als Sitz der schlechten Laune und der Melancholie – Das schwingt noch etwas in der Redewendung «einen Spleen haben» nach. «Spleen» ist der englische Name der Milz. Zum anderen ist zwar kaum bekannt, welche Funktion die Milz erfüllt, dass ein Leben ohne dieses Organ aber möglich ist, weiss fast jedermann. Doch ganz so einfach ist es nicht. Fangen wir von vorne an.

Talentiertes Mauerblümchen: die grundlegende Funktion der Milz

Die Milz misst etwa 13 Zentimeter und hat die Form einer Kaffeebohne. Unter einer Bindegewebskapsel befindet sich das eigentliche Milzgewebe, die Pulpa. Zu den Funktionen der Milz gehört noch vor der Geburt die Blutproduktion des Fötus, später stellt es diese Tätigkeit ein. Das Organ fungiert dann als Blutspeicher und lagert Blutzellen ein, die bei einem grösseren Blutverlust ausgeschüttet werden können.

Die Pulpa dient allerdings nicht nur als Vorratsspeicher. Die gut durchblutete (und entsprechend gefärbte) rote Pulpa filtert das Blut: Ihre Fresszellen bauen überalterte Blutzellen und Blutplättchen, aber auch Bakterien ab. Die punktuell aus dem roten Gewebe hervorragende weisse Pulpa produziert weisse Blutkörperchen. Das Organ insgesamt reinigt und erneuert also das Blut. Dieser Prozess wird als Blutmauser bezeichnet. Indem die Milz potenzielle Krankheitserreger eliminiert, unterstützt sie ausserdem das Immunsystem.

Nicht jeder hat die gleiche Milz

Jeder fünfte Mensch besitzt neben der Milz auch eine oder mehrere Nebenmilzen. Diese sind kleiner als das eigentliche Organ und erfüllen dieselben Funktionen. Ohne Milz geht es aber auch, denn tatsächlich werden gelegentlich Menschen ohne Milz geboren. Das ist aber eine Ausnahmeerscheinung der Natur.

Ein interessanter Fakt: Bei den Bajau, einem philippinischen Volk von Seenomaden, hat sich die Milz im Laufe der Jahrhunderte vergrössert. Der entsprechend grössere Vorrat an roten Blutkörperchen ermöglicht eine bessere Versorgung mit Sauerstoff – und damit ein längeres Tauchen.

Empfindliches Organ: Störungen in der Funktion der Milz sind gefährlich

Krankheitsbedingte Abweichungen in der Funktion der Milz können das Leben beeinträchtigen. Beim Hypersplenismus sorgt eine übergrosse Milz dafür, dass zu viele Blutzellen abgebaut werden. Je nachdem, welche Blutbestandteile übermässig eliminiert werden, kann es infolgedessen zu einer Stoffwechselstörung, zu einer Blutungsneigung oder einer erhöhten Anfälligkeit für Infekte kommen.

Wird das Organ nicht ausreichend mit Blut versorgt, kann ein Milzinfarkt eintreten, der sich vor allem mit ausstrahlenden Schmerzen im Oberbauch bemerkbar macht. Eine Milzentzündung (Splenitis) und die Ansammlung von Eiter (Milzabszess) können verschiedene Ursachen haben. Stecken Bakterien hinter der Infektion, wird diese mit Antibiotika behandelt. Eine Drainage leitet angesammelten Eiter ab. Die Funktionen der Milz kehren nach der Behandlung oft in den Normbereich zurück.

Milz-Operation nicht nur im Notfall

Wenn die erkrankte Milz allerdings medikamentös nicht therapiert werden kann, ist eine operative Entfernung des Organs angeraten. Das gilt vor allem, wenn die Milz von Tumoren befallen oder wenn es – beispielsweise durch eine Verletzung – zu einem Milzriss gekommen ist. Hierbei handelt es sich um einen Notfall, da er zu starken inneren Blutungen führen kann. Die bisherige Funktion der Milz wird nach dem Entfernen von anderen Organen übernommen.

Trotz wichtiger Funktionen: Die Milz ist nicht lebensnotwendig

Die Funktionen, die von der Milz erfüllt werden, sind zwar wichtig, doch sie ist kein lebenswichtiges Organ. Ihre vielfältigen Aufgaben können anteilig vom Knochenmark, von der Leber, dem Dünndarm und den Lymphknoten übernommen werden. Dennoch macht sich ihr Fehlen im Immunsystem bemerkbar.

Menschen ohne Milz sind anfälliger für Blutvergiftungen und Infektionen, beispielsweise eine Lungenentzündung. Deshalb sollten sie der Vorsorge von Infektionskrankheiten besonders viel Aufmerksamkeit widmen, auf eine gesunde Lebensweise mit viel Bewegung und ausgewogener Ernährung achten und mögliche Impfungen wahrnehmen.

 

Hat Milzbrand etwas mit der Milz zu tun?

Beim Milzbrand handelt es sich um eine lebensgefährliche Infektionskrankheit, die nichts mit der Funktion der Milz zu tun hat. Sie wird von dem Bakterium Bacillus anthracis verursacht und wird auch Anthrax genannt.

Die Bakterien werden von Tieren oder rohen Tierprodukten auf den Menschen übertragen. Betroffen ist in 95 Prozent aller Fälle die Haut, seltener die Lunge und der Darm. Um schwere Schäden dieser Organe zu vermeiden, wird Milzbrand mit Antibiotika behandelt.

Der Erreger ist vor allem in wärmeren Klimazonen verbreitet, so vor allem in Lateinamerika, Afrika und Asien, aber auch in Südeuropa. In der Schweiz kam es 1991 zum vorerst letzten Fall einer Infektion.

Die Milz dient der Krankheit lediglich als Namensgeberin, da bei verstorbenen Patienten eine bräunliche Verfärbung der Milz festgestellt wurde.

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