Migräne: was sie auslöst, was sie lindert

Wenn starke Kopfschmerzen das Leben beeinträchtigen

Migräne

Spoiler

  • Migräne zählt zu den häufigsten und intensivsten Formen von Kopfschmerz.
  • Attacken kündigen sich meist durch Gereiztheit, Müdigkeit und verstärkten Appetit auf Süssigkeiten an.
  • Bei Migräne hilft oft Ruhe und Dunkelheit. Schmerztabletten sind zurückhaltend einzunehmen, um eine Gewöhnung zu vermeiden.

«Jede Migräne ist anders», erklärt Andreas R. Gantenbein, Chefarzt Neurologie der RehaClinic Bad Zurzach. Und er weiss, dass jeder die Attacken anders erlebt. Frauen leiden dreimal häufiger als Männer unter dieser besonders schmerzhaften und wiederkehrenden Form von Kopfweh. Hochrechnungen zufolge sind in der Schweiz etwa eine Million Menschen betroffen, darunter auch Kinder.

Viele von ihnen mussten lernen, sich mit ihren Kopfschmerzen zu arrangieren. «Denn wer zu häufig Schmerzmittel einnimmt, muss damit rechnen, dass die Migräne chronisch wird.»

Auslöser und Vorzeichen von Migräne

Manchmal beginnt der Schmerz im Nacken, manchmal über dem Auge. Viele Patienten beschreiben die Symptome als Hämmern und Klopfen.

Die häufig mehrmals im Monat auftretenden Attacken sind nicht unbedingt voraussehbar. Allerdings gibt es ein paar Vorzeichen: Gereiztheit, Müdigkeit, Geräuschempfindlichkeit, Heisshunger und die Lust auf Süsses. «Viele Betroffene glauben, Schokolade oder andere Nahrungsmittel seien ein Auslöser. Aber das stimmt so nicht. Denn Heisshunger ist nur ein Vorsymptom. Jeder kann Schokolade und alle anderen Nahrungsmittel also unbesorgt geniessen», so Kopfweh-Spezialist Gantenbein. Er ortet hingegen Stress, Schlafmangel oder Alkohol als mögliche Auslöser für Migräne.

Die Ursachen sind multifaktoriell. «Migräne ist genetisch bedingt.» Aber auch Hormone können einen Einfluss haben, etwa der Östrogenabfall vor der Menstruation als Migräneauslöser. Die hormonelle Stabilität der Menopause hingegen kann die Attacken sogar reduzieren.

Das hilft bei Migräne

Bei akuten Anfällen werden Schmerzmittel und Triptane eingesetzt. Häufig sind die Kopfschmerzen begleitet von Übelkeit. Auch leiden Betroffene unter Licht- und Lärmüberempfindlichkeiten. Bewegung verstärkt diesen pochenden, hämmernden Schmerz. Darum hilft es den Patientinnen und Patienten, sich in einem abgedunkelten Raum hinzulegen. Sind Hormone der Auslöser, können die Schwankungen medikamentös unterdrückt werden. Fast alle sind während einer Attacke mehrere Stunden ausser Gefecht. Häufig klingen die Symptome auch erst nach zwei, drei Tagen ab.

Als Prophylaxe verschreiben Ärzte unter anderem Betablocker, Antidepressiva, Antikonvulsiva oder auch natürliche Substanzen wie etwa Magnesium. «Ausdauertraining, Bewegung allgemein, regelmässiges Schlafen und Essen sowie das Einlegen von Pausen beeinflussen Migräne positiv», sagt Gantenbein.

250 Kopfschmerzarten

Eine internationale Klassifikation listet nahezu 250 Kopfschmerzarten auf, wobei Migräne die häufigste, den Alltag einschränkende Form ist. Definiert wird Migräne als «episodisches, häufig einseitig und stark auftretendes Kopfweh». Viele Menschen haben zwar täglich Kopfweh; jedoch ist längst nicht nur Migräne der Grund dafür.

Die Forscher konzentrieren sich heute nicht mehr auf das akute Kopfweh alleine, sondern zusätzlich auf die Vor- und Nachher-Phasen. «Migräne ist ein Hirnproblem», erklärt der Fachspezialist. «Neue Medikamente blockieren die verantwortlichen, die Migräne auslösenden Botenstoffe.» Davon versprechen sich Forscher, Ärzte und Betroffene viel. Denn: «Leider ist niemand davor gefeit, an Migräne zu erkranken.»

Tatsächlich kann Migräne wieder verschwinden. Heilbar ist sie jedoch nicht. Darum warnt der Kopfwehspezialist davor, den zahlreichen Heilversprechen einfach blind zu vertrauen.

Facebook
Email
Twitter
LinkedIn