Spoiler
- Die Lymphe transportiert Krankheitserreger und Schadstoffe zu den Lymphknoten. Dort werden sie verkleinert und an die Nieren weitergeleitet. Die Nieren scheiden die schädlichen Stoffe über den Urin aus.
- In Folge von Krankheiten, Unfällen oder nach Operationen kann der Lymphfluss beeinträchtigt sein und sich stauen. Es kommt zu Schwellungen, den sogenannten Lymphödemen.
- Die Manuelle Lymphdrainage ist Massage, die den Lymphfluss aktiviert und gegen die Lymphödeme vorgeht.
- Zusätzliches Bandagieren der betroffenen Körperstellen – meist Arme und Beine – unterstützt den Abfluss der Lymphe.
Das Lymphsystem spielt eine wichtige Rolle in der Immunabwehr: Es sammelt Bakterien, Viren und andere Krankheitserreger und leitet sie in die Lymphknoten. «Dort werden all diese Schadstoffe zerkleinert und über die Lymphbahnen ins venöse Blut abtransportiert, bis sie schliesslich die Nieren erreichen. Diese scheiden die Partikel über den Urin aus», so Nicole Schoch. Wenn das Lymphsystem beeinträchtigt ist, sammeln sich Schadstoffe an, die schliesslich zu Krankheiten führen können. Die Schwellungen, die aufgrund der Lymphstauung entstehen, heissen Lymphödeme. Sie treten typischerweise bei Grunderkrankungen des Herzens, der Lunge oder der Nieren auf. «Auch bei der Verletzung oder der Entfernung von Lymphknoten sowie bei Unfällen oder nach Operationen kann sich die Lymphe anstauen», weiss die Medizinische Masseurin. Abhilfe schafft in diesen Fällen eine spezielle Art der Massage-Therapie, die Manuelle Lymphdrainage.
Durch die Anwendung der Manuellen Lymphdrainage wird das geschwollene Gewebe entstaut. Zusätzlich werden ein drei-lagiger Kompressionsverband und ein Kompressionsstrumpf angelegt, um die Entstauung zu unterstützen. Diesen Vorgang nennt man Kompressionstherapie.
Lymphdrainage ist mehr als eine Massage
Nicole Schoch führt aus, dass die Manuelle Lymphdrainage auf der ‹Komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE)› aufbaut, welche auf fünf Säulen beruht.
- Die eigentliche Lymphdrainage: Der Masseur oder die Masseurin aktiviert das Lymphsystem.
- Kompression: Ein massgefertigter Flachstrickstrumpf fördert durch Druck den Abfluss der Lymphe.
- Hautpflege: Bei Lymphödemen besteht ein erhöhtes Risiko für Infektionen. Trockene und rissige Haut erleichtern Erregern den Eintritt in den Körper. Eine gute Hautpflege ist deshalb wichtig.
- Bewegung: Körperliche Aktivität bringt die Lymphtätigkeit in Schwung.
- Self-Management: Patientinnen und Patienten können gemäss Nicole Schoch rund 70 Prozent zum Therapieerfolg beitragen.
Lymphdrainage: wie die Massage funktioniert
In einem ersten Schritt wird in einem Anamnesegespräch die genaue Situation der zu therapierenden Person erfasst, um mögliche Kontraindikationen zu identifizieren. Anschliessend beginnt die Lymphdrainage. «Die Massage-Therapie startet am Hals, wo im sogenannten Terminus das Lymphsystem aktiviert wird. Danach konzentriert man sich auf die Lymphknoten in den Achselhöhlen, um sich anschliessend bis zu den Lymphknoten in den Leisten vorzuarbeiten. Hier wird die Flanke geöffnet, um dem Lymphsystem einen weiteren Abfluss zu ermöglichen. Es folgen fünf bis zehn tiefe Atemzüge ins Zwerchfell. Nach der Atemübung bearbeitet die Masseurin oder der Masseur die Beine oder Arme von aussen nach innen. Diese Stellen sind am häufigsten von den Schwellungen betroffen», erklärt Nicole Schoch. Die Patientin oder der Patient soll danach nochmals tief ins Zwerchfell atmen. Am Hals wird die Behandlung schliesslich abgeschlossen.
Manuelle Lymphdrainage: Wann gilt Vorsicht bei der Massage?
«Menschen mit einer Grunderkrankung wie etwa Herz-, Nieren- oder Lungenproblematiken sollten vor einer Lymphbehandlung immer zuerst Rücksprache mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt halten. Diese Krankheiten müssen von Fall zu Fall genau geprüft werden», so Nicole Schoch. Wird einer Empfehlung zuwidergehandelt, kann die Therapie nicht funktionieren oder die Beschwerden sogar verstärken.
So viele Sitzungen sind notwendig
In der Regel dauert eine Behandlung zwischen 50 und 60 Minuten. Wie viele Sitzungen nötig sind, ist abhängig von der Situation der Patientin oder des Patienten. «Manche Betroffene kommen ein- bis zweimal pro Woche ein Leben lang zur Lymphdrainage, auch wenn sie zusätzlich Kompressionstrümpfe tragen», sagt die Expertin. Sie rät dazu, zu Beginn eine hohe Therapiefrequenz anzustreben, weil das Lymphsystem zirka drei Wochen benötigt, bis es korrekt aktiviert ist.
Die Mitarbeit der Betroffenen ist gefragt
Die Arbeit der Masseurin oder des Masseurs allein macht die Lymphdrainage noch nicht erfolgreich.
Die ‹L&L-Regel›, an die sich Patientinnen und Patienten nach Möglichkeit halten sollen, besagt, dass abwechselndes Liegen und Laufen guttut. Ersteres, um den Körper zu entlasten und Letzteres, um ihn durch die Bewegung bei seiner Arbeit zu unterstützen. Im Gegensatz dazu, sollte ‹S&S› – also Stehen und Sitzen – vermieden werden, da sie die körperlichen Vorgänge verlangsamen.
Darüber hinaus empfiehlt Nicole Schoch eine konsequente Hautpflege sowie regelmässige Wechselduschen.
Präventive Lymphdrainage?
«Um sein Immunsystem zu stärken, kann eine präventive Lymphdrainage sinnvoll sein. Die Behandlung muss in diesem Fall aber von den Patientinnen und Patienten selbst übernommen werden», führt die Expertin aus. Erfolgt die Therapie jedoch im Rahmen einer Erkrankung, vergütet die Zusatzversicherung die Leistung.