Spoiler
- Bei einem Magengeschwür handelt es sich um einen Schaden in der schützenden Magenschleimhaut, sodass die Magensäure an die empfindliche Schicht darunter gelangt.
- Die beiden häufigsten Ursachen für ein Magengeschwür sind das Bakterium Helicobacter pylori sowie die Einnahme von magenschädigenden Medikamenten.
- Typische Symptome sind Bauchkrämpfe, Reflux und Blut im Stuhl oder Bluterbrechen. Magengeschwüre können aber auch völlig asymptomatisch sein.
- Nach der Diagnose durch eine Magenspiegelung wird die Helicobacter-Infektion mit Antibiotika behandelt und mit Säureblockern der Magen entlastet. In der Regel heilt die Schleimhautverletzung dann binnen vier Wochen aus.
Was ist ein Magengeschwür?
Ein Magengeschwür, medizinisch auch Ulcus ventriculi genannt, ist ein Defekt der Magenschleimhaut, der bis in die tieferen Schichten der Magenwand reichen kann. Dieser entsteht, wenn die schützende Schleimhaut durch verschiedene Faktoren geschädigt wird und die darunterliegende Magenwand den Verdauungssäften ausgesetzt wird und dadurch Schaden nimmt. «Man kann sich das wie eine Schürfwunde auf der Haut vorstellen, nur dass der Mageninhalt noch eine aggressive Säure enthält, die diese empfindliche Stelle weiter reizt», erläutert Prof. Bauerfeind. «Manchmal wird der Begriff Magengeschwür auch für andere Veränderungen der Schleimhaut verwendet, wie Magenkrebs, weil diese so ähnlich aussehen können. Ein Ulcus ist jedoch gutartig.»
Hauptverantwortlich sind bei einem Magengeschwür zwei Ursachen
«Einer der häufigsten Verursacher ist der Helicobacter pylori. Eine Infektion mit diesem Bakterium führt zu Magenschleimhautentzündungen, welche wiederum ein Magengeschwür zur Folge haben können», weiss der Experte. Ausserdem können bestimmte Medikamente ein Magengeschwür verursachen, da durch die Einnahme die Magenschleimhaut beeinträchtigt wird. Dies sind vor allem nicht-steroidale Schmerzmittel (zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac), Rheumamedikamente und Präparate, welche Acetylsalicylsäure (ASS) enthalten, die die Schleimhaut stark reizen. «Die Magenschleimhaut ist sehr empfindlich und befindet sich von Natur aus in ständiger Regeneration. Das macht sie so anfällig für Schädigungen durch Medikamente und Bakterien», erklärt der Mediziner. Der regelmässige Konsum von grösseren Mengen hochprozentigen Alkohols kann aufgrund seiner zellschädigenden Eigenschaften ebenfalls Entzündungen der Schleimhaut und langfristig ein Magengeschwür verursachen. Daneben ist Rauchen ein kleiner Faktor. Insgesamt machen Alkohol und Rauchen jedoch nur einen kleinen Teil der Ursachen für Magengeschwüre aus.
«Früher wurde angenommen, dass Stress und eine schlechte Ernährung ein Magengeschwür verursachen können. Interessanterweise hat die Ernährung relativ wenig Einfluss: Selbst wenn man sehr scharf oder fettreich isst, ist das noch kein Grund für die Entstehung eines Geschwürs – auch wenn das zu Unwohlsein und Reflux führen kann», sagt Prof. Bauerfeind. «Dass Stress ein Auslöser sei, gilt mittlerweile als widerlegt, obwohl es sogar mal den Begriff des Stress-Ulcus gab. Es besteht kein kausaler Zusammenhang mit dem Stress, den man auf der Arbeit oder im Privaten hat.»
Welche Symptome deuten auf ein Magengeschwür hin?
Ein Magengeschwür kann manchmal sogar beschwerdefrei bleiben. Oftmals haben Betroffene indes schmerzhafte Bauchkrämpfe, einen Reflux (Magensäure steigt in die Speiseröhre auf) und innere Blutungen. «Das Magengeschwür kann ein Gefäss erwischen. Solange die Schleimschicht intakt ist, verhindert sie, dass der Magen sich selbst verdaut. Hat die Schleimhaut eine Schürfwunde, wird die Schicht unter dem Schleim immer weiter geschädigt und die Magensäure kann dabei ein grösseres Gefäss öffnen. Dadurch kann es beispielsweise im Zwölffingerdarm, wo viele grössere Gefässe sitzen, zu katastrophalen Blutungen kommen», erklärt der Gastroenterologe. Das Blut kann den Stuhl schwarz färben oder bei starken Blutungen kann es zu Erbrechen von geronnenem oder frischem Blut kommen. Ein unbemerkt blutendes Geschwür kann eine Blutarmut nach sich ziehen. Früher noch häufiger, mittlerweile eher selten: Ein Durchbruch im Magen oder Zwölffingerdarm, wenn in der Wand eine Öffnung entsteht und sich der Mageninhalt schlimmstenfalls in den Bauchraum ergiessen kann. «Das ist heute rar und kommt eigentlich nur bei einer Kombination vieler Medikamente vor.» Schwarzer Stuhl oder Bluterbrechen deuten auf eine so starke Blutung hin, dass diese Symptome als Notfall gelten und eine sofortige ärztliche Abklärung und Behandlung notwendig machen.
Diagnose beim Magengeschwür: Ursachen finden und beheben
Um ein Magengeschwür zu diagnostizieren, wird eine Magenspiegelung (Gastroskopie) durchgeführt. «Diese Endoskopie führen wir unter Sedation durch. Die Patientin oder der Patient hat keine Schmerzen und schläft etwa eine Viertelstunde.» In dieser Zeit wird eine kleine Kamera durch den Mund in den Magen eingeführt, um die Schleimhaut zu betrachten. «Man entnimmt Proben aus dem Magengeschwür, um herauszufinden, ob ein Helicobacter die Ursache ist, und um auszuschliessen, dass es sich um bösartiges Gewebe, sprich Krebs, handelt», berichtet der Experte. Einen Helicobacter pylori kann man zwar auch über einen Atemtest, das Blut oder den Stuhl nachweisen, dies wird jedoch nicht zur primären Diagnosestellung gemacht. «Der Atem- oder Stuhltest kommt eher nach der Behandlung zum Einsatz, um zu sehen, ob die Behandlung angeschlagen hat.»
So wird der Schleimhautdefekt behandelt
Wie das Magengeschwür behandelt wird, hängt auch von den Ursachen ab. Bei einer Helicobacter-pylori-Infektion werden exakt abgestimmte Antibiotika eingesetzt. «Hier haben sich die Guidelines geändert, denn viele Helicobacter-Stämme sind heute resistent gegen die früher zu sorglos verwendeten Antibiotika. Eine Kombination aus zwei Antibiotika und Wismutsalz bildet eine Super-Mischung, die sehr wirkungsvoll ist, auch bei resistenten Stämmen. Für Patientinnen und Patienten bedeutet das zehn Tage lang dreimal täglich je vier dieser Tabletten zu nehmen, hinzu kommen noch die Säureblocker – das ist anstrengend, aber effektiv. Wenn jemand noch nicht so häufig Antibiotika genommen hat, probieren wir es erst mit einem einfacheren Antibiotikum. Dann braucht es nicht zwingend die Kombination aus 14 Tabletten täglich.» Die Säureblocker (Protonenpumpenhemmer) werden meist dazu verschrieben, um die Säureproduktion im Magen zu hemmen und die Schleimhaut zu schützen, damit sie sich regenerieren kann. Falls bestimmte Medikamente das Magengeschwür verursachen, sollten diese weggelassen werden. Ist das nicht möglich, müssen Alternativen besprochen oder Säureblocker langfristig eingenommen werden. «Es wird schon darüber diskutiert, ob Menschen, die eine ausgeprägt blutverdünnende Medikamente nehmen müssen, von einer Prophylaxe profitieren. Denn wenn solche Betroffene ein Ulcus bekommen, bluten sie wirklich schlimm. Man kann vorsorglich sicherstellen, dass kein Helicobacter vorliegt und diesen sonst behandeln oder bei einer entsprechenden Medikation dauerhaft einen Säureblocker dazugeben. Auch wenn die Säureblocker ziemlich unter Beschuss stehen, ist es ein recht sicheres Medikament. Und bei Hochrisikopatientinnen und -patienten ist der potenzielle Schaden durch eine Langzeitgabe viel geringer als die Folgen eines blutenden Ulcus», berichtet der Arzt. Mit einer geeigneten Therapie und Behebung der Ursachen heilt ein Magengeschwür innerhalb von rund vier Wochen ab. Von früher weiss man, dass es in 50 Prozent der Fälle sogar von selbst binnen acht Wochen heilen kann. Ist der Auslöser nicht behoben, kann das Ulcus jedoch periodisch wiederkommen.
Die Heilung unterstützen
Neben den Medikamenten sollte man einfach auf seinen Körper hören. «Ausser Alkohol gibt es keine Lebensmittel oder Getränke, von denen wir konkret abraten. Aber Betroffene merken meist schnell selbst, was sie gut vertragen und was nicht. Überwiegend ist eher die Menge das Problem als die Substanz und es kommt zu Beschwerden, wenn grosse Mengen schlecht gekaut werden.» Insbesondere die Magenentleerung sollte erleichtert werden, daher empfehlen sich leichte Kost und Schonkost. «Durch die Beschwerden ernähren sich die meisten Personen intuitiv richtig. Oft werden häufigere kleine Mahlzeiten bevorzugt. Das kommt daher, dass Nahrung die stehende Säure neutralisiert und so den Schmerz lindert. Weil die Schmerzen mit der Mahlzeit aufhören, kennt man den Ulcusschmerz auch als Nüchternschmerz. Da Essen gleichzeitig die Säurebildung stimuliert, sind leichtverdauliche, kleine Portionen besser verträglich», weiss Prof. Bauerfeind.