Spoiler
- Einige Magen-Darm-Erkrankungen wie etwa Darmkrebs treten häufiger bei Männern auf. Die vermutete Ursache: hormonelle Unterschiede zwischen Mann und Frau.
- Frauen leider häufiger unter Reizdarm. Inzwischen kann der Auslöser immer häufiger bestimmt werden.
- Rauchen ist der grösste Risikofaktor für Krebs im Verdauungstrakt. Vorsorge-Untersuchungen sollten ab dem 50. Lebensjahr vorgenommen werden.
Obwohl Männer und Frauen über identische Verdauungsorgane verfügen, zeigen sich hinsichtlich des Risikos für Magen-Darm-Erkrankungen zum Teil grosse geschlechtsspezifische Unterschiede. Die Ursache hierfür ist oft unbekannt. «Dass Frauen beispielsweise an Darmkrebs wesentlich seltener und erst in einem höheren Alter als Männer erkranken, könnte hormonell bedingt sein», vermutet Prof. Dr. Peter Bauerfeind. Der Leitende Arzt an der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie des Universitätsspitals Zürich macht auch bei dem Erkrankungsrisiko für Speiseröhrenkrebs deutliche Unterschiede aus: «Je nach Art dieser Krebsform sind Alkohol, Rauchen und Übergewicht zentrale Faktoren, die den Ausbruch von Speiseröhrenkrebs begünstigen können. Davon völlig unabhängig sind Männer allerdings häufiger betroffen als Frauen.»
Magen-Darm-Erkrankungen: messbare Empfindlichkeit
Zu den häufigsten Magen-Darm-Erkrankungen zählt der Reizdarm. Er äussert sich vor allem in einem unspezifischen Unwohlsein, dazu können Blähungen und Veränderungen des Stuhls in Häufigkeit und Konsistenz auftreten. «Hier sind Frauen deutlich überrepräsentiert», erklärt Prof. Bauerfeind. «Ab dem mittleren Lebensalter leiden je nach Land bis zu 25 Prozent aller Frauen an einem Reizdarm.» Besonders belastend für Betroffene ist die Befürchtung, dass ihr Befinden nicht messbar sei und entsprechend verharmlost würde. Doch der Experte beruhigt: «In den vergangenen Jahren wurden viele Erkenntnisse zu Unverträglichkeiten gewonnen, etwa zu Lactose-, Fruktose- oder Glutenintoleranz. Inzwischen kann die Ursache des Reizdarms in vielen Fällen konkret benannt und therapiert werden.»
Ob psychische Faktoren wie Stress oder Angst einen direkten Einfluss auf den Reizdarm haben, lässt sich nach wie vor weniger gut belegen, doch zumindest unterstützend können sie auf funktionelle Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts wirken.
Häufige Magen-Darm-Erkrankungen
Entzündungen können zu Symptomen führen, die zu den funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen zählen; so können beispielsweise Bakterien eine Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis) auslösen und auch Geschwüre des Magens und Zwölffingerdarms verursachen. Medikamente wirken hierbei auslösend oder verstärkend.
Ist der Verschluss des Magens zur Speiseröhre gestört, kann Magensäure in die Speiseröhre aufsteigen (Reflux). Die daraus resultierende Entzündung wird als Sodbrennen wahrgenommen. Auch auf den Gesundheitsstand der Speiseröhre haben Alkohol, Nikotin und Medikamente erheblichen Einfluss. Als häufigste Ursache des Reflux gilt allerdings Übergewicht.
Krebsrisiko Nikotin
Unter den Krebsarten, die den Verdauungsapparat befallen können, ist Darmkrebs die mit Abstand häufigste. «Magenkrebs kommt inzwischen wesentlich seltener vor», meint Prof. Bauerfeind. «Vermutlich lässt sich das auf den Rückgang des Bakteriums Helicobacter zurückführen, der durch moderne Hygienemassnahmen stark verdrängt wurde. Inzwischen ist das Rauchen der grösste Risikofaktor für Krebs.»
Aus diesem Grund rät der Gastroenterologe zu einem präventiven Verzicht auf Nikotin, aber auch zu mässigem Alkoholkonsum. Auch bei Übergewicht ist Vorsicht geboten. «Hierin liegt häufig die Ursache für Reflux und dieser kann im schlimmsten Fall Speiseröhrenkrebs auslösen.»
Vorsorge für Magen-Darm-Erkrankungen
Prophylaktisch empfiehlt Prof. Bauerfeind ein Darmkrebs-Screening: Im gesunden Zustand sollten Frauen ab 50 Jahre alle zehn Jahre eine Darmspiegelung durchführen lassen. Alternativ hält er eine Stuhluntersuchung alle zwei Jahre für angebracht.
«Menschen mit starkem Übergewicht, Diabetiker und auch Raucher sollen aufgrund des erhöhten Erkrankungsrisikos zusätzliche Checks durchführen lassen», rät der Experte. «Auch genetische Faktoren können ein Erkrankungsrisiko darstellen. Da bei Darmkrebs in einem Drittel der Fälle eine familiäre Häufung vorliegt, ist die Familienanamnese von grosser Bedeutung. Hierauf sollten Ärzte und Patienten achten.»