Männer und Hormone?

Auch Männer haben Hormonschwankungen

Männer und Hormone: Eine Reihe Männer sitzt mit Blick auf bewaldete Berge

Spoiler

  • Nicht nur Frauen: Männer haben ebenfalls Hormone, die Schwankungen aufweisen, wenn auch in anderer Ausprägung.
  • Hormonstörungen zeigen sich beispielsweise durch Stimmungsschwankungen, veränderte Sexualfunktionen, Hitzewallungen und reduzierte Leistungs- sowie Konzentrationsfähigkeit.
  • Männer erleben keine Wechseljahre, in der eine extreme Hormonumstellung stattfindet. Der Testosteronspiegel sinkt in der Regel langsam und beschwerdefrei.
Bei Hormonschwankungen denkt man gleich an Frauen. Haben Männer auch zyklische Schwankungen?

Keine monatlichen. Die Schwankungen kommen eher in einzelnen Lebensphasen vor. Die Pubertät ist die Wesentlichste. Das Testosteron steigt jetzt stark an. Bartwuchs, Stimmbruch und das Wachstum von Penis und Hoden können grosse Unsicherheiten hervorrufen. Es kann zu Akne oder sogar Brustwachstum kommen. Auch psychisch haben manche Jungs zu kämpfen: die erste Freundin oder ihr Fehlen. Das erste Mal oder sein Ausbleiben. Eltern müssen wissen: Das ist eine hormonell schwierige Zeit.

Sind Hormone für junge Männer ein Thema?

Eher weniger. Dennoch gibt es Erkrankungen, die Hormonstörungen begünstigen können, wie etwa die Entfernung eines Hodens bei Hodenkrebs. Dies betrifft vor allem junge Männer zwischen 20 und 40 Jahren. Hodentumoren machen sich häufig als schmerzlose Verhärtungen am Hoden bemerkbar. Auch ein ungesunder Lifestyle mit viel Alkohol oder Drogen kann Hormonstörungen auslösen. Typische Symptome sind Störungen der Sexualfunktionen, Stimmungsschwankungen und Hitzewallungen, die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit nimmt ab.

Männer haben auch Hitzewallungen?

Ein Testosteronmangel kann dazu führen. Es können aber auch andere Erkrankungen dahinterstecken, etwa der Schilddrüse.

Haben Männer durch Hormone so etwas wie Wechseljahre?

Ich verwende den Begriff bei Männern nicht, da er suggeriert, dass sie etwas Ähnliches erleben wie Frauen. Das ist nicht so. Bei Frauen findet in kurzer Zeit eine extreme Umstellung statt – oft mit Beschwerden. Bei Männern sinkt der Testosteronspiegel langsam – meist beschwerdefrei. Nur zwei bis sechs Prozent der 40- bis 79-jährigen gesunden Männer entwickeln Symptome des Testosteronmangels. Das sind oft Männer, die zudem an Adipositas oder Diabetes leiden. Ihnen rate ich, auch mit dem Hausarzt zu sprechen. Risiken wie Bluthochdruck oder zu hohes Cholesterin können so früh behandelt und das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko reduziert werden.

Gibt es Hormonersatztherapien für Männer?

Ja. Bei Beschwerden und zweimaligem Nachweis eines Testosteronmangels wird eine Testosteronersatztherapie per Injektion oder Gel erwogen. Bei Männern steigt auch die Nachfrage nach Anti-Aging durch Hormone. Das Altern kann nicht aufgehalten werden, auch nicht durch Hormontherapien. Aber ein gesunder Lebensstil – Sport, Ernährung, geistige Betätigung – hilft, dass wir besser altern.

Sind Libidoverluste oder Erektionsstörungen in der zweiten Lebenshälfte ein Stück weit normal?

Nein. Der Mann ist jedoch keine Maschine. Er muss nicht immer standhaft sein und performen können. Von einer Erektionsstörung spricht man erst, wenn über sechs Monate zu über 70 Prozent kein zufriedenstellender Geschlechtsverkehr möglich ist. Die Ursachen sind vielfältig und eine Untersuchung ist immer nötig. Denn es kann Arteriosklerose, zu hohes Cholesterin oder eine Herzerkrankung dahinterstecken. Auch Stress und Konflikte in der Partnerschaft können Potenz und Libido verändern, ganz ohne körperliche Ursache.

Ist die Midlife Crisis auch hormonell bedingt?

Nein, sie entsteht nicht durch zu wenig Testosteron. Eher durch persönliche Themen wie die Vergänglichkeit des Lebens, die Zufriedenheit im Job oder die neue Situation, wenn die Kinder aus dem Haus sind.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Checkliste Vorsorge

Zum Männerarzt?

Immer mehr Männer nutzen die Vorsorgeangebote eines Urologen. Geht es speziell um Hormone, sind solche mit einer Zusatzausbildung in Andrologie zuständig.

Vor 45 Jahren

Die urologische Vorsorge startet bei Männern erst ab 45 Jahren. Wichtig zu wissen: Hodenkrebs tritt meist früher auf. Beim Duschen und Einseifen sollten Männer regelmässig ertasten, ob es Veränderungen am Hoden gibt. Im Zweifelsfall zum Arzt. Früh erkannt, ist Hodenkrebs sehr gut heilbar.

Ab 45 Jahren

Beim Urologen werden Prostata, Harnblase, Nieren und Urin kontrolliert. Aber auch hausärztliche Kontrollen des Blutdrucks und der Blutfettwerte sind wichtig, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Die Darmspiegelung bietet die beste Vorsorge für Darmkrebs.

 

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