Lidoperation, ja oder nein? Hier einige Entscheidungshilfen

So werden Fehlstellungen und Schlupflider behoben

Karl Dall sitzend Augenlid

Spoiler

  • Versperrt ein hängendes Lid durch beispielsweise Muskelschwäche die Sicht, kann die Sehkraft darunter leiden.
  • Muskelschwäche, Schlupflider, Fehlfunktion der Unterlider – Mit ambulanten Eingriffen können ästhetische und funktionelle Beschwerden behoben werden.
  • Eine Lidoperation ist nicht in jedem Fall eine Kassenleistung.
Herr Dr. Lachmund, wenn Karl Dall heute Kind wäre, würde man die Augen operieren?

Ja, wenn das Lid aufgrund einer angeborenen Lidmuskelschwäche – einer sogenannten Ptosis – die Sicht einschränkt, würde man die Fehlstellung so früh wie möglich korrigieren. Die Fehlstellung führt sonst zu einer irreversiblen Sehstörung. Entsteht die Erkrankung dagegen erst im Alter, weil die Haltebänder des Oberlids nachlassen, ist eine Lidoperation nicht zwingend erforderlich. Nur wenn das Gesichtsfeld eingeschränkt ist, zahlt die Krankenkasse den Eingriff.

Das heisst, nicht jede Lidoperation ist eine Kassenleistung?

Sie zahlt keine rein ästhetischen Eingriffe. Liegen dagegen funktionelle Veränderungen vor, also sind die Form, die Straffheit oder die Position gestört, so dass der Betroffene nicht mehr ausreichend sieht oder das Auge erkrankt, dann ist das ein Fall für die Krankenkasse.

Können Sie Beispiele nennen?

Neben der bereits angesprochenen Ptosis, die das Oberlid betrifft, gibt es Fehlstellungen des Unterlids, beispielsweise das sogenannte Ektropium: Hier kippt das Lid nach aussen weg. Das Auge wird dadurch trocken, ist chronisch entzündet und tränt häufig. Beim Entropium dagegen kippt das Lid nach innen und es kommt zu einem Reiben der Wimpern auf der Hornhaut. Die Patienten haben oft schmerzende, brennende und entzündete Augen, die ebenfalls tränen können. Beide Erkrankungen treten meist als Folge das Alterns auf.

Wie verhält es sich bei Schlupflidern?

Sie entstehen durch einen Hautüberschuss am Oberlid – meist altersbedingt, weil die Gewebefasern erschlaffen. In extremen Fällen verdeckt die Haut wie ein Vorhang die Augen. Aber auch schon milde Fälle, in denen das Gesichtsfeld nur unmerklich eingeschränkt ist, können die Patienten massiv stören. Oftmals kommt es auch zu einer Vermehrung des orbitalen Fettes, das sich vorwölbt und zu grösseren Polstern führt. Die Patienten können einen Druck über dem Auge spüren, haben mitunter ein ständiges Müdigkeitsgefühl. Aber auch wenn sie sich erheblich gestört fühlen, zahlt die Krankenkasse nur, wenn das Gesichtsfeld eingeschränkt ist.

Werden die OPs ambulant oder stationär durchgeführt?

Die Eingriffe erfolgen in der Regel ambulant. Allerdings halten wir einen engen Kontakt mit den Patienten und wenn es Komplikationen gibt, sind wir sofort erreichbar. Am Tag nach der Lidoperation ist ausserdem ein Kontrolltermin vorgesehen.

Welche Komplikationen können auftreten?

Direkt nach der Operation kann es zu kleineren oder sehr selten auch zu grösseren Einblutungen kommen, die sofort behandelt werden müssen. Auch Wundheilungsstörungen und Reaktionen auf das Nahtmaterial kommen vor. Zudem kann es zu einer überschiessenden Narbenbildung kommen. Wenn sich so etwas anbahnt, können wir zum Beispiel rechtzeitig Medikamente spritzen, die das verhindern.

Was ist schwieriger: eine Unterlid- oder eine Oberlidkorrektur?

Bei den Oberlidern ist besonders die Ptosis eine Herausforderung, da man in einem Bereich operiert, in dem das Gewebe leicht anschwillt und so ein anderes Ergebnis vortäuschen kann. Funktionelle Operationen am Unterlid wie beim Entropium und Ektropium sind in der Regel nicht mit grösseren Risiken verbunden. Im Allgemeinen erzielt man sehr schöne Resultate.

Vielen Dank für das Gespräch!
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