Leberentzündung: Hepatitis im Überblick

Vorbeugung, Erkennung und Behandlung

Leberentzündung:Werbung für ein Tattoostudio in geschäftiger Strasse im Sommer

Spoiler

  • Eine Leberentzündung wird häufig durch Hepatitis-Viren verursacht. Man unterscheidet die Formen Hepatitis A, B, C, D und E.
  • Während die Formen A und E in der Regel ohne Komplikationen von selbst ausheilen, können Hepatitis B und C chronisch werden. Dadurch steigt das Risiko für schwere Lebererkrankungen wie Leberzirrhose oder Leberkrebs.
  • Rechtzeitig erkannt, kann Hepatitis C mit Medikamenten geheilt werden. Eine chronische Hepatitis B ist nur selten heilbar. Die Viren verbleiben im Erbgut der Leberzellen, können aber mit der richtigen Therapie in Schach gehalten werden.
  • Gegen Hepatitis A und B gibt es eine Impfung.

Die häufigste Ursache einer Leberentzündung ist eine Infektion mit Hepatitis-Viren. 

Davon gibt es fünf verschiedene Typen (A, B, C, D und E) mit unterschiedlichen Übertragungswegen, Symptomen, Komplikationen und Behandlungsmöglichkeiten.

Zu den nicht-viralen Auslösern gehören Alkoholkonsum, Fehlernährung, die Einnahme bestimmter Medikamente oder Chemikalien, Bakterien und Parasiten sowie Autoimmun- und Stoffwechselerkrankungen.

Ansteckung mit Hepatitis-Viren

Eine Ansteckung mit Hepatitis-Viren kann je nach Virustyp auf unterschiedliche Weise erfolgen:

Hepatitis A: «Diese Form der Hepatitis wird meist durch mangelnde Hygiene übertragen. Das Virus wird über den Darm ausgeschieden, die Übertragung erfolgt über mit Fäkalien verunreinigtes Trinkwasser oder Nahrungsmittel wie Meeresfrüchte oder Tiefkühlprodukte», erläutert Prof. Bruggmann. Hepatitis A ist daher eine typische Reisekrankheit. Selten wird das Virus durch ungeschützten analen Geschlechtsverkehr übertragen.

Hepatitis B: «Das Virus dringt über Schleimhäute und kleinste Verletzungen in den Körper ein. Häufig wird es beim Geschlechtsverkehr über Sperma, Scheidensekret oder Speichel übertragen, doch enthalten auch andere Körperflüssigkeiten wie Blut oder Muttermilch Erreger», so der Experte. Ebenso kann das Virus über unsterile Nadeln oder Spritzen weitergegeben werden. Dies geschieht vorrangig beim Drogenkonsum, jedoch auch beim Stechen von Tattoos und Piercings sowie bei der Mani- und Pediküre mit unsterilen Instrumenten. Hepatitis B ist wesentlich ansteckender als HIV.

Hepatitis C: Diese Viren werden hauptsächlich durch den Kontakt mit Blut weitergegeben. Der Übertragungsweg ist der gleiche wie bei den Hepatitis-B-Viren: verunreinigte Spritzen, Nadeln oder andere Utensilien. Das Virus wird jedoch auch aufgrund von ungenügend sterilen Verhältnissen bei der (zahn-)medizinischen Versorgung verbreitet.

Hepatitis D: Hepatitis D tritt nur bei gleichzeitiger Infektion mit Hepatitis-B-Viren auf. Sie wird wie Hepatitis B durch Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten wie Sperma oder Scheidenflüssigkeit übertragen. Hepatitis-D-Viren verschlimmern den Verlauf einer Hepatitis-B-Infektion. In vielen Fällen wird sie chronisch.

Hepatitis E: Diese Form wird durch verunreinigtes Trinkwasser und Lebensmittel übertragen. «Häufige Auslöser sind Fleischprodukte, die nicht ausreichend erhitzt wurden», sagt Prof. Bruggmann. Schwangere sind besonders gefährdet, da eine Infektion mit Hepatitis-E-Viren zu Fehl- und Totgeburten sowie Leberversagen führen kann. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann es zu einem chronischen Verlauf kommen.

Verlauf einer Leberentzündung

«Die Ursache einer Leberentzündung beeinflusst ihren Schweregrad und ihre Dauer», erklärt der Mediziner. Während eine Infektion mit Hepatitis A nie chronisch verläuft und meist nach wenigen Wochen von selbst ausheilt, kann eine durch Hepatitis-B-Viren ausgelöste Leberentzündung chronisch werden und zu schweren und lebensbedrohlichen Folgeerkrankungen wie Leberzirrhose oder Leberkrebs führen. Bei infizierten Erwachsenen liegt das Risiko für einen chronischen Verlauf bei etwa 10 Prozent. «Infizierte Kinder entwickeln sogar in 90 Prozent der Fälle eine Leberentzündung, und auch Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sind stärker gefährdet», so Prof. Bruggmann.

Unterschied zwischen akuter und chronischer Hepatitis

Eine akute Hepatitis heilt in der Regel innerhalb weniger Wochen von selbst aus. Vor allem eine Infektion mit Hepatitis B und C kann jedoch einen chronischen Verlauf nehmen. Von chronisch sprechen Mediziner, wenn das Virus länger als sechs Monate im Körper bleibt. Chronische Leberentzündungen erhöhen das Risiko für Komplikationen und können unbehandelt zum Tod führen.

Viele Leberentzündungen sind heimtückisch: Sie verursachen lange Zeit kaum oder sehr unspezifische Symptome. Dazu gehören Müdigkeit, Depressionen, Schmerzen im Oberbauch, Verdauungs- und Konzentrationsstörungen oder auch Gelenkentzündungen. «Diese unklaren Beschwerden können dazu führen, dass eine chronische Hepatitis erst entdeckt wird, wenn die Leber bereits schwer geschädigt ist», sagt Prof. Bruggmann. Nur bei etwa einem Drittel der Betroffenen kommt es in der akuten Phase zu einer Gelbfärbung von Haut und Augen.

Behandlung einer Leberentzündung

Die Therapie einer Hepatitis richtet sich nach der Ursache.

Hepatitis A: Da diese Variante nicht chronisch verläuft, reicht es aus, die Symptome wie Übelkeit und Erbrechen mit entsprechenden Medikamenten zu behandeln.

Hepatitis B: Eine akute Infektion mit Hepatitis-B-Viren heilt in der Regel ohne Komplikationen aus und bedarf keiner spezifischen Therapie. Anders sieht es beim chronischen Verlauf aus: «Antivirale Medikamente können die Virenlast im Körper zwar so weit senken, dass sich das Risiko für Leberzirrhose oder Leberkrebs verringert. Heilbar ist eine chronische Hepatitis-B-Infektion jedoch nicht», sagt Prof. Bruggmann.

Hepatitis C: «Gegen eine durch Hepatitis-C-Viren ausgelöste Leberentzündung stehen uns hochwirksame Medikamente zur Verfügung. 95 Prozent der Betroffenen können damit innerhalb von acht bis zwölf Wochen geheilt werden. Für die restlichen fünf Prozent kommt eine Spezialtherapie infrage, die ebenfalls sehr gute Heilungschancen bietet», erklärt der Experte. Bei rechtzeitiger Behandlung kann sich die Leber erholen und das Risiko für Folgeerkrankungen sinkt.

Hepatitis D: Antivirale Medikamente senken die Virenlast im Körper.

Hepatitis E: In den meisten Fällen heilt die Infektion ohne spezifische Therapie aus. Risikopatienten, wie Menschen, die aufgrund einer anderen Erkrankung Immunsuppressiva einnehmen müssen, haben ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf. Durch kurzzeitiges Absetzen der Immunsuppressiva heilt Hepatitis E meist von selbst aus. Dies sollte jedoch nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

Wird eine chronische Leberentzündung erst spät entdeckt, ist die Erkrankung in manchen Fällen bereits so weit fortgeschritten, dass die Leber schweren Schaden genommen hat und eine Transplantation unumgänglich wird.

Einer Leberentzündung vorbeugen

Zurzeit kann man sich nur gegen Hepatitis A und B impfen. Die Hepatitis-A-Impfung wird vor allem Reisenden in Ländern mit ungünstigen hygienischen Verhältnissen empfohlen, da das Virus durch verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel übertragen wird. Die Hepatitis-B-Impfung ist als Säuglingsimpfung Bestandteil des Schweizerischen Impfplans. Die Hepatitis-Impfung ist sehr wirksam und verursacht nur selten Nebenwirkungen. Nach einer Grundimmunisierung ist der Schutz bei den allermeisten Personen lebenslänglich, sodass es keine Auffrischimpfungen braucht. Seit der Einführung der flächendeckenden Impfung von Jugendlichen im Jahr 1998 ist die Zahl der Neuinfektionen drastisch zurückgegangen.

Für die Varianten C und E wird intensiv an einer Impfung geforscht, weiss Prof. Bruggmann: «Von den mRNA-Impfstoffen erhoffte man sich einen Durchbruch bei Hepatitis C, der bisher ausgeblieben ist. Da sich das Virus ständig verändert, ist es schwierig, einen geeigneten Impfstoff zu finden.»

Das Risiko, sich mit Hepatitis C anzustecken, lässt sich verringern, indem auf das Teilen von Materialien zum Drogenkonsum, von Rasierklingen und Werkzeugen zur Mani- und Pediküre verzichtet wird. Zudem rät Prof. Bruggmann, sich vor dem Besuch eines Tattoo- oder Piercingstudios über dessen Hygienestandards zu informieren.

Ein gewisser Schutz vor Hepatitis A und E kann durch einfache Hygienemassnahmen erreicht werden:

  • «Cook it, peel it or forget it!» (Koche es, schäle es oder vergiss es!): In Gebieten mit einem hohen Vorkommen von Hepatitis E solltest du darauf achten, keine rohen Lebensmittel oder ungeschältes Obst und Gemüse zu essen. Verzichte insbesondere auch auf rohe Fleischprodukte.
  • Kaufe in Flaschen abgefülltes und versiegeltes Trinkwasser oder koche Leitungswasser ausreichend ab.

Zahlen rund um Hepatitis

Die virale Hepatitis gehört zu den schwersten und weitverbreitetsten Infektionskrankheiten der Welt. Laut Hepatitis Schweiz leben weltweit 257 Millionen Menschen mit einer chronischen Hepatitis-B-Infektion, davon schätzungsweise 62’000 in der Schweiz. 32’000 Personen in der Schweiz sind an Hepatitis C erkrankt, ein Drittel davon, ohne es zu wissen. Jedes Jahr sterben rund 200 Personen an den Folgen von Hepatitis C.

Krank, ohne es zu wissen?

Ein erhöhtes Risiko, sich mit Hepatitis anzustecken, haben Menschen, die berufsbedingt häufig mit Blut in Kontakt kommen, Drogenabhängige und Personen, die ungeschützten Geschlechtsverkehr mit Infizierten haben. Auch auf Reisen ist das Risiko, an Hepatitis zu erkranken, erhöht. «Menschen, die zwischen 1950 und 1989 geboren wurden, leiden häufiger an Hepatitis C, oft ohne es zu wissen. Ein Grund dafür ist, dass sich das Hepatitis-C-Virus bis zu seiner Entdeckung im Jahr 1989 häufig durch Bluttransfusionen verbreitet hat. Ebenso sind vermehrt ältere Menschen aus Italien, Portugal oder Kosovo betroffen. Zudem wurde bei vielen Geflüchteten aus der Ukraine eine nicht diagnostizierte Hepatitis-C-Infektion festgestellt», so der Mediziner.

Neue Schritte im Kampf gegen Hepatitis

«In der Schweiz stand die Bekämpfung von Hepatitis lange im Schatten der HIV-Prävention. Man konzentrierte sich nur auf die Neuinfektionen, vergass aber die Infizierten, die nichts von ihrer Krankheit wussten. Diese gilt es immer noch zu finden und rechtzeitig zu behandeln», erklärt der Experte. Interessierte finden auf der Webseite von Hepatitis Schweiz ein Verzeichnis mit Test- und Behandlungsstellen für Hepatitis.

Ein historischer Schritt in der Geschichte der Hepatitisbekämpfung stellt die vom BAG neu lancierte Initiative «NAPS» (Nationales Programm: Stopp HIV, Hepatitis B-, Hepatitis C-Virus und sexuell übertragene Infektionen) dar. Ziel des schweizweiten Programms ist es, dass es bis 2030 keine Übertragungen von HIV sowie Hepatitis B und C mehr gibt. «Es ist das erste nationale Programm, in dem Hepatitis explizit verankert ist», so Prof. Bruggmann.

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