Kreidezähne bei Kindern: Ursachen und Behandlung

Erste Auswirkungen von Mikroplastik?

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Spoiler

  • Mit den ersten bleibenden Zähnen werden Kreidezähne sichtbar, die Erkrankung entsteht jedoch bevor der Zahn überhaupt durchgebrochen ist.
  • Kreidezähne haben gelbliche Verfärbungen, sind brüchig und können sehr schmerzempfindlich werden.
  • Kreidezähne sind sehr anfällig für Karies.
  • Mikroplastik steht unter Verdacht, für Kreidezähne verantwortlich zu sein.

Der Schreck kommt erst mit den ersten bleibenden Zähnen: Während die Milchzähne noch völlig gesund aussehen, brechen die ihnen folgenden Schneidezähne fleckig und uneben hervor. Die Qualität des Zahnschmelzes ist schlecht, die Zahnoberfläche rau, der Zahn bröckelig. Das Kind hat Kreidezähne.

Der Zahnarztbesuch mit dem Kind, das beim Auftauchen von Kreidezähnen ungefähr sechs Jahre alt ist, bringt noch mehr schlechte Nachrichten: Die Hypomineralisation kann weder rückgängig gemacht noch behoben werden. Denn die Störung passiert bereits zwischen dem achten Schwangerschaftsmonat und dem zweiten und dritten Lebensjahr, während der Zahn noch unsichtbar im Kiefer schlummert.

Dr. med. dent. Joëlle A. Dulla, Oberärztin der Klinik für Kinderzahnmedizin an der Universität Bern, betont, wie wichtig es für Eltern ist, gut informiert zu sein. Denn betroffene Zähne brauchen besonderen Schutz vor Karies.

Kreidezähne sind sehr empfindlich

In leichten Fällen stören nur die gelblichen Verfärbungen. Sind die Zähne jedoch schwerer betroffen, kann Zahnsubstanz verloren gehen. «Substanzverluste gehen oft mit Überempfindlichkeiten einher, was das Kind beim Essen, Trinken und bei der Mundhygiene einschränken kann», so Dr. Dulla. «Das Kind meidet das Zähneputzen dann noch mehr und die Gefahr für Karies wird grösser.»

Checkliste für Eltern

Dr. Dulla empfiehlt zur Vorbeugung vor Karies und Überempfindlichkeiten,

  • dem Kind eine zuckerarme Ernährung zur Vorbeugung von Karies nahezubringen,
  • regelmässiges Putzen mit einer altersentsprechenden Fluoridzahncreme (zunächst 500 ppm Fluorid, mit dem ersten bleibenden Backenzähnen 1`450 ppm),
  • vor allem abends das Putzergebnis zu kontrollieren,
  • bei Kindern mit Kreidezähnen auch im Primarschulalter die Zähne nachzuputzen,
  • einmal pro Woche Fluorid-Gelée aufzutragen (ca. 12´500 ppm Fluorid),
  • bei höherem Kariesrisiko regelmässig vom Zahnarzt Fluoridlack auftragen zu lassen,
  • Versiegelung der Molaren durch den Zahnarzt als zusätzlichen Schutz in Erwägung zu ziehen.

Substanzverluste reparieren

Sind kleine Stücke des porösen Zahnschmelzes abgebrochen, kann der Zahn mit Füllmaterial repariert werden. «Die Läsion wird quasi versiegelt. Das verhindert, dass mehr Zahnsubstanz abbricht und schützt vor Karies und Überempfindlichkeit», erklärt Dr. Dulla. Eltern helfen ihrem Kind am besten, indem sie Ernährung, Mundhygiene und Zahnarztbesuche im Auge behalten. Grundsätzlich gilt: Je dunkler die Verfärbung, desto weicher der Schmelz. Leichte Fälle sollten für eine Kontrolle und Fluoridierung alle sechs bis neun Monate zum Zahnarzt. Kinder mit stark betroffenen Zähnen wird empfohlen, alle drei bis vier Monate zur Kontrolle zu gehen, auch um rechtzeitig die Schäden versiegeln zu lassen. «Durch regelmässige Kontrollen können Zahnsubstanzdefekte und Karies frühzeitig entdeckt und repariert werden», so Dr. Dulla.

Kreidezähne kosmetisch ausbessern

Oft leiden die Kinder unter den gelb-bräunlich verfärbten Schneidezähnen. Und nicht selten werden sie gehänselt. Kosmetische Massnahmen mit weissem Kunststoff oder Keramik können die Ästhetik zwar verbessern, doch bis es soweit ist, muss das Kind geduldig sein: «Mit der Therapie sollte möglichst lange gewartet werden. Meist empfinden erst Jugendliche die Kreidezähne als ästhetische Beeinträchtigung», so Dr. Dulla.

Kinder stärken

Die Expertin rät, Kinder gut über ihren «speziellen» Zahn aufzuklären. Sie dürfen Mitschülern selbstbewusst mitteilen, dass sie nicht etwa schlecht putzen oder Karies haben. Auch sollten sie verstehen, wieso es für sie besonders wichtig ist, sich zuckerarm zu ernähren.

Steckt Plastik dahinter?

Die genaue Ursache der bröckeligen Zähne ist noch unklar. Unter Verdacht stehen Weichmacher aus Kunststoffen, die mit der Nahrung aufgenommen werden. In Tierversuchen wurde ein Zusammenhang von Bisphenol A (BPA) im Körper und der Entwicklung von Kreidezähnen festgestellt. Der synthetische Stoff steckt in vielen Verpackungen, Küchenutensilien aus Plastik und auch in Schnullern. Diskutiert werden unter anderem auch Antibiotikaeinnahmen, hohes Fieber im frühen Kindesalter sowie komplizierte Geburten oder Kaiserschnitte.

Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation

Die Störung betrifft die Backen- und manchmal auch die Schneidezähne. Der komplizierte Name beschreibt diese: Die Molaren sind die Backenzähne, Inzisiven nennen Zahnärzte die Schneidezähne. Hypomineralisation bedeutet, dass der Zahn während der Schmelzbildung nicht ausreichend mit Mineralien versorgt wurde. Wieso es zu dieser Störung kommt, gibt Medizinern bis heute Rätsel auf.

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