Spoiler
- Jeder zweite Optometrist in der Schweiz verfügt über modernste Technik zur Feindiagnose des individuellen Sehfehlers.
- Man sollte die Spezialisierung des Experten bei der Auswahl des Optometristen berücksichtigen.
- Individuelle Anforderungen und ästhetische Bedürfnisse entscheiden bei der Brillenauswahl mit.
«Bezogen auf Brillengläser sollte vor allem eine optimal ermittelte Korrektur kein Luxus mehr sein», erklärt Optometrist Dr. Samuel Dremmel, Geschäftsleiter der Ryser Optometrie in St. Gallen. Soll heissen: Mit einer Bestimmung von Kurz-, Über- oder Alterssichtigkeit ist der Weg zur idealen Brille noch längst nicht vollständig beschritten.
Mittels laserbasierter Aberrometer können inzwischen auch kleinste Abbildungsfehler im Auge erfasst werden – und mehr noch: Ermittelt werden kann auch, wie gross die Pupille im Einzelfall ist und wie viel Licht durch sie in das Auge einfällt.
Langer Weg zu den idealen Brillengläsern
Doch auch hier möchte Dr. Dremmel keinen Schlussstrich unter die Bestimmung des Sehfehlers ziehen. Vielmehr weist er auf zwei weitere Faktoren hin: «Visuelle Abbildungsfehler treten oft nicht im Zentrum der Pupille auf, sondern in ihrer Peripherie. Bei grossen Pupillen kann es hier schnell zu einer Streublendung kommen.»
Und auch die Hornhaut gilt es genauer unter die Lupe zu nehmen, denn ist sie verformt, treten Sehfehler auf. Diese können mit konventionellen Brillengläsern nicht ausreichend korrigiert werden. Hier sind vielmehr individuell gefertigte Gläser gefragt.
Den richtigen Experten für die Brille auswählen
Doch die Untersuchungsapparate sind kostenintensiv in der Anschaffung, ihre Bedienung zeit- und damit personalaufwendig. Dr. Dremmel schätzt, dass dennoch bereits jedes zweite Optikfachgeschäft umfassend genug ausgestattet ist, um all die gegenwärtigen technischen Möglichkeiten zur Bestimmung eines Sehfehlers auszuschöpfen.
Nicht nur die technische Ausstattung ist entscheidend, wie der Fachmann erklärt: «Ein Optometrist wird zunächst in allen Belangen des Sehens ausgebildet. Wie in anderen Berufen, gibt es hier allerdings auch diverse Spezialisierungsrichtungen. Dies sind beispielsweise die Bereiche Kinderoptometrie, Low Vision, Arbeitsplatzoptometrie, Sportoptometrie, Visualtraining oder Funktionaloptometrie.» Der Kunde sollte sich also vorab entsprechend seiner Bedürfnisse informieren, welcher Experte der für ihn richtige ist.
Auge und Umwelt entscheiden über Brillengläser
Doch nicht nur der vorliegende Sehfehler entscheidet über die idealen Brillengläser, auch die individuellen Bedürfnisse des Kunden sind hierbei von Bedeutung. Für Dr. Dremmel geht beides Hand in Hand: «Nicht selten beginnt das tiefergehende Gespräch schon im Untersuchungsraum während der Augenvermessung. Denn in der dortigen Anamnese zeigt sich bereits, ob jemand zu einer starken Nachtsehschwäche neigt, unter einer hohen Blendeempfindlichkeit am Tag leidet oder einer anspruchsvollen Arbeitsplatztätigkeit ausgesetzt ist.»
Stichwort Büroarbeit: Wer allein aufgrund von Alterssichtigkeit eine Brille trägt, kommt vor dem Computer häufig ganz gut zurecht. Bei wem jedoch gleichzeitig Kurz- und Alterssichtigkeit vorliegen, «für den ist es der Horror, mit der klassischen Gleitsichtbrille zu arbeiten», erläutert der Experte. Denn hier ist das visuelle Feld eingeschränkt, der Kopf sucht quasi das zu Sehende, versteift – und Nackenbeschwerden sind vorprogrammiert. Um dem vorzubeugen, rät der Optometrist zur Computerbrille, die den Sehkorridor deutlich erweitert.
Die ästhetische Komponente der Brillengläser
Neben den Gläsern ist in ästhetischer Hinsicht auch das Fassungsdesign von grosser Bedeutung für das Wohlbefinden mit Brille: «Wie bei Schuhen oder Kleidung wünscht sich der Brillenträger eine perfekte Integration seiner Brille in sein Gesamtoutfit», erklärt Dr. Dremmel – und hier gibt es nahezu keine Grenzen für die unterschiedlichsten Geschmäcker. Der Experte rät jedoch dazu, einige wichtige Aspekte bei der Brillenwahl zu berücksichtigen.
So sollte die Brille grundsätzlich zur Gesichtsform passen: Ein eher runder Kopf sollte beispielsweise mit einer eckigen Brille versehen werden. Wer kräftige Augenbrauen hat, ist gut beraten, eine gleichlaufende Brillenfassung zu wählen.
Bei Kurzsichtigen ist gleich doppelte Achtsamkeit bei der Brillenwahl angebracht: Ein allzu schmaler Brillenrahmen betont die bei diesem Sehfehler erforderlichen, stärkeren Minusgläser nur noch. Ein breiterer Rahmen hingegen kaschiert das Brillenglas. Da Minusgläser das Bild verkleinern, wirken die fertigen Brillen nach der Verglasung im Gesicht etwas grösser. Der Griff zur eher kleineren Fassung ist in diesem Fall immer eine gute Wahl.