Kinderhaut braucht eine ganz besondere Pflege

Doch zur Beruhigung: Viele Hauterkrankungen verschwinden von alleine

Überraschtes Kind mit offenem Mund sitzt an einem Tisch

Spoiler

  • Kinderhaut muss nicht anders gepflegt werden als die von Erwachsenen.
  • Weil sie aber noch nicht vollständig entwickelt ist, können Hauterkrankungen schneller entstehen.
  • Neurodermitis, Psoriasis, Warzen: Die Behandlung mit Kortison, Salicylsäure und Pflegecremes ist bei Kindern genauso üblich wie bei Erwachsenen.

Kinderhaut wird grundsätzlich nicht anders gepflegt als Erwachsenenhaut. Kommt es aber zu Hauterkrankungen, dann braucht es je nach Befund spezifische Behandlungen. Dr. med. Daniel Mahler, Facharzt für Dermatologie und Venerologie FMH in Luzern, hat viel Erfahrung mit Kinderhaut.

Kinderhaut: Entzündungen unter der Windel

«Bei Neugeborenen ist die Haut noch nicht ganz entwickelt und deswegen empfindlicher gegenüber äusseren Reizen. Neuere Untersuchungen zeigen auch, dass eine regelmässige Hautpflege ab Geburt vor Hauterkrankungen schützen kann.» Manchmal weisen Neugeborene Akne-artige Veränderungen im Gesicht auf, bedingt durch gewisse Hautpilze und allenfalls mütterliche Hormone. «Diese verschwinden aber meist von alleine nach rund drei Monaten», so Dr. Mahler. Häufig im Säuglingsalter sind Entzündungen im Windelbereich, ausgelöst durch Stuhl und Feuchtigkeit. «Gut wirksam sind austrocknende Zinkpasten und häufiger Windelwechsel, in schlimmeren Fällen helfen Kortison-Cremes.» Bei zusätzlichem Pilzbefall kann sogar der Einsatz von Pilzpasten nötig sein.

So behandelst du Neurodermitis

Neurodermitis ist eine genetisch bedingte Erkrankung, wobei die Haut zu Trockenheit und verstärkter Reizbarkeit neigt. Es entwickeln sich Ekzemherde. Zur Basisbehandlung gehören fetthaltige Lotionen, Duschmittel und Ölbäder. Nachtkerzenöl-Kapseln sind eine weitere Option.

Kortison-Cremes sind bei vielen Hauterkrankungen, auch bei der Neurodermitis, oft die wirkungsvollste Behandlungsmethode. «Viele Eltern lehnen eine solche leider ab. Die Angst vor Kortison ist aber unbegründet, da es sich um jahrzehntealte, gut untersuchte Medikamente handelt», beruhigt Dr. Mahler. «Es ist wichtig, juckende Ekzemveränderungen bei Kindern zu therapieren. Beim Kind kann sich sogar das Risiko erhöhen, ein ADHS zu entwickeln.» Alternativ und prophylaktisch können Calcineurin-Inhibitoren eingesetzt werden, welche zu den neueren Wirkstoffen in der Neurodermitis-Behandlung zählen.

Wird die Neurodermitis frühzeitig behandelt, sind 40 Prozent der Kinder bis zum dritten Geburtstag beschwerdefrei, 75 Prozent bis zum 10. Lebensjahr. Die Kinderhaut kann also sehr gut geheilt werden.

Wenn Psoriasis die Kinderhaut plagt

Bei Schuppenflechte (Psoriasis) ist die Abgrenzung zwischen gesunder und kranker Haut – anders als bei einer Neurodermitis – häufig sehr scharf. Vielfach sind in diesem Alter Intimbereich, Kopf und Hals befallen. Auch dieser Erkrankung liegt eine genetische Ursache zugrunde; ansteckend ist sie jedoch nicht. Infektionserkrankungen (typischerweise Angina) und Hautverletzungen können eine Psoriasis auslösen. Neben pflegenden Massnahmen und Kortison-Cremes sind Vitamin-D3-Cremes nützlich, sie sind aber bei Kindern erst ab dem 12. Lebensjahr offiziell zugelassen.

Sowohl bei klassischen Kinderkrankheiten wie Röteln, Masern, Mumps und Windpocken als auch bei grippalen Infekten kommt es bei Kindern häufig zu begleitenden Hautausschlägen mit Rötungen, Flecken und Schwellungen. Die Ursachen sind unterschiedlich. Sie sollten bei Unsicherheiten durch den Kinder- oder Hautarzt abgeklärt werden.

Warzen heilen häufig spontan ab

Auf der Kinderhaut, besonders bei Neurodermitis-Patienten, sind (vulgäre) Warzen weit verbreitet. Dabei handelt es sich um eine Viruserkrankung. «Stören die Warzen nicht, braucht es keine Behandlung. Oft heilen sie spontan ab», so Dr. Mahler. Je nach Warzentyp helfen virusabtötende Wirkstoffe, Tinkturen mit Salicylsäure oder sorgfältiges Abkratzen mit bestimmten Instrumenten. Auch bei den weit verbreiteten, hoch ansteckenden Dellwarzen lohnt es sich abzuwarten, da sie praktisch immer von selbst wieder verschwinden.

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