Keratokonus-Behandlung: diese Optionen sind möglich

Unbehandelt verschlechtert die Augenkrankheit das Sehen

Lichterketten

Spoiler

  • Als Keratokonus wird die Verformung der Augenhornhaut bezeichnet. Diese Aufwölbung hindert unbehandelt die Sehleistung.
  • Keratokonus wird operativ durch Crosslinking behandelt. Dabei fixieren künstlich erzeugte Kolagenverbindungen die Hornhaut.
  • Das customized Crosslinking bietet eine besonders schonende Therapie des Keratokonus.

«Keratokonus ist eine Augenkrankheit, bei der die Hornhaut des Auges ausdünnt und sich kegelartig verformt», erklärt Dr. med. Tobias Koller, Spezialist für Augenchirurgie am Zürcher Institut für Refraktive und Ophthalmo-Chirurgie (IROC). «Die Auswölbung der Hornhaut ähnelt einem vorstehenden Bäuchlein oder einem unförmigen Ballon», veranschaulicht der Experte. Die Sehfähigkeit ist zwar im Anfangsstadium der Krankheit noch durch harte Kontaktlinsen, die auf die Vorwölbung der Hornhaut drücken, korrigierbar. Wächst das ‘Bäuchlein’ trotzdem weiter, ist das Auge in Gefahr. Nun ist die Keratokonus-Behandlung angeraten.

Heiligenschein und Kometenschweif

«Die Ursache von Keratokonus ist genetisch», weiss Dr. Koller. «In Gegenden mit einem geringen Genpool – zum Beispiel dort, wo Verwandtenheirat praktiziert wird – kommt die Krankheit viel häufiger vor.»

Besonders Jugendliche sind von dieser unregelmässigen Form der Hornhautverkrümmung betroffen, da in der Pubertät die Hornhaut weicher ist und sich so schneller verformt. Der Experte empfiehlt Personen, die einen Keratokonus-Fall in der Familie haben, sich frühzeitig untersuchen zu lassen, um der Verformung so schnell wie möglich entgegenzuwirken.

Doch wie lässt sich eine Kurzsichtigkeit von einem beginnenden Keratokonus unterscheiden? «Keratokonus-Betroffene nehmen häufig einen Kometenschweif oder eine Art Heiligenschein um Lampen wahr. Dieser sogenannte Halo-Effekt ist ein typisches Anzeichen für die Hornhauterkrankung», so Dr. Koller.

Operation mit hoher Erfolgsquote

Lässt sich die Hornhautvorwölbung nicht mehr durch harte Linsen in den Griff kriegen, ist eine Operation notwendig, um die Sehschärfe nicht weiter zu gefährden. Noch vor einigen Jahren wurde bei dieser Form der Keratokonus-Behandlung eine Hornhauttransplantation vorgenommen. Diese ist jedoch wie alle Transplantationen mit einigen Risiken verbunden.

Ein anderes Verfahren – das sogenannte Crosslinking – ist deutlich komplikationsärmer: Durch das Auftragen von Riboflavin (Vitamin B2) und das Bestrahlen mit UV-A-Licht werden Sauerstoffradikale freigesetzte, die mit den Kollagenfasern der Hornhaut interagieren und zu Quervernetzungen führen. Dadurch versteift sich die Hornhaut und die Vorwölbung wächst nicht weiter.

Die IROC-Augenklinik hat diese Methode weiterentwickelt und ist nun im Bereich des «customized Crosslinking» weltweit führend. Anstatt die gesamte Hornhaut zu versteifen, konzentriert sich das customized Crosslinking nur auf den betroffenen Bereich des jeweiligen Auges. Dies hat eine schnellere Heilung zur Folge und verringert das Risiko von Infektionen. Zusätzlich schwindet das Hornhautbäuchlein beim customized Crosslinking sehr viel schneller.

«Während der Operation ist der Betroffene örtlich betäubt und verspürt keinerlei Schmerzen», versichert Dr. Koller. In der ersten Nacht nach dem Eingriff jedoch können deutliche Schmerzen auftreten, die allerdings mit Schmerzmittel behandelt werden können. Die Erfolgsquote der Operation spricht für sich: 99 Prozent der customized Crosslinking-Eingriffe verlaufen komplikationslos. Diese neue Technik stabilisiert nicht nur die Hornhaut, sondern beeinflusst auch die Sehschärfe: In 80 bis 90 Prozent der Operationen führt das customized Crosslinking auch zu einer Verbesserung der Sehfähigkeit.

Die Zukunft der Keratokonus-Behandlung

Dr. Koller wagt den Blick in die gar nicht so ferne Zukunft: «Bei der jetzigen Operationsmethode müssen wir die oberste Schicht der Hornhaut – das Epithel – abtragen, um die Vitamin-B2-Tropfen aufzutragen. Die Hornhautnervenenden liegen so jedoch offen da, was zu Schmerzen nach der Operation führen kann. Wir arbeiten daran, die sogenannte Epi-on-Technik voranzutreiben, um die Schmerzen weiter zu verringern.»

Ebenso forscht die IROC-Augenklink an Methoden, mit denen die Stabilität der Hornhaut gemessen werden kann. Erkennen die Ärzte, an welcher Stelle die Hornhaut besonders schwach ist, können sie die Entwicklung eines Keratokonus vielleicht sogar voraussagen und so sofort behandeln.

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